Ein Arzt füllt einen Impfpass aus. (Symbolfoto) © dpa
Liste im Internet
Werbung für Fake-Impfungen in Dortmunder Praxis – Betroffener Arzt ist entsetzt
Werden in einer Dortmunder Praxis Fake-Impfzertifikate für Corona-Leugner ausgestellt? Eine Liste, die im Internet zirkuliert, suggeriert das. Der betroffene Arzt ist entsetzt.
Viele Impfgegner und Querdenker wollen sich nicht gegen Corona impfen lassen - doch gleichzeitig leiden sie unter dem Quasi-Lockdown, der seit Monaten für Ungeimpfte gilt: Ohne Impfnachweis ist man vom Großteil des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen.
Im unter Querdenkern sehr beliebten Messenger-Netzwerk Telegram kursiert seit Wochen ein Angebot, das behauptet, diese Zwickmühle lösen zu können: Dort werden eine Reihe von Ärzten angegeben, die nur zum Schein impfen: „Die Impfung erfolgt allerdings ins Waschbecken!!“
Die Macher der Telegram-Gruppe behaupten, dass sie „mit einem europaweiten Netzwerk an Hausärzten, Impfteams und Kinderärzten“ zusammenarbeiten. Für 450 Euro bekomme man zwei Impfungen, „die sofort mit Zertifikaten und QR-Codes bescheinigt werden, sowie eine Booster-Impfung nach 4-6 Monaten“.
Der Beitrag endet mit einer Auflistung verschiedener Arztpraxen im ganzen Bundesgebiet. Unter ihnen ist auch eine Praxis aus dem Dortmunder Süden. Ist dort wirklich ein Impf-Betrüger am Werk?
Betroffener Arzt hat Anzeige wegen Verleumdung gestellt
„Das ist ein Fake-Account“, sagt der betroffene Arzt im Gespräch mit unserer Redaktion, „das hat mit uns gar nichts zu tun!“ Seinen Namen will er dennoch nicht in der Öffentlichkeit lesen. Sein Team habe schon so zu viel zu tun, jetzt noch zusätzlich Fragen über diese Geschichte zu beantworten, wolle er ihm nicht zumuten.
Der Arzt ist entsetzt, dass der Name seiner Praxis für solche Machenschaften missbraucht wird - zumal er die Impfkampagne mit aller Kraft unterstützt: Seit Ostern seien in seiner Praxis über 7000 Corona-Impfungen verimpft worden. In die Arme der Patienten, wohlgemerkt, nicht ins Waschbecken. „Wir haben geimpft wie die Blöden und dann müssen wir uns auch noch mit sowas auseinandersetzen“, sagt er.
Bisher habe seine Praxis nur eine Anfrage zu dem Fake-Angebot bekommen. Am 21. Januar sei das gewesen, um 4 Uhr per Mail, von einer offenbar extra dafür angelegten Mailadresse. Er habe die Mail ausgedruckt und Anzeige erstattet, wegen Verleumdung, gegen Unbekannt. Die Polizei Dortmund bestätigt den Eingang dieser Anzeige.
Er ist nicht der einzige Arzt, der sich dagegen wehrt, auf der angeblichen Impfbetrüger-Liste aufzutauchen. Eine Ärztin aus Niedersachsen - selbst ein aktives Mitglied der Querdenker-Szene - teilte das dubiose Angebot in ihrer eigenen Telegram-Gruppe mit 20.000 Mitgliedern, distanzierte sich aber im nächsten Beitrag direkt aufs Schärfste von ihm.
„Bitte auf gar keinen Fall auf solche Fallen hereinfallen!!!“, schrieb sie. „Das ist eindeutig eine Masche, um Straftaten bei verzweifelten Patienten zu fördern, Geld abzuzocken und die Patienten letztlich der Strafverfolgung auszusetzen!!! [...] Ich distanziere mich ausdrücklich von diesem Betrug, der da auch mit meinem Namen beworben wird!!!“
Impf-Fälschern drohen bis zu zwei Jahre Haft
Das Fälschen von Impfzertifikaten ist strafbar. „Wer zur Täuschung im Rechtsverkehr als Arzt oder andere approbierte Medizinalperson ein unrichtiges Zeugnis über den Gesundheitszustand eines Menschen ausstellt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft“, heißt es im vergangenes Jahr extra dafür geänderten Paragrafen 278 des Strafgesetzbuches.
Doch dass Ärzte beim Impfen betrügen, kommt in Dortmund nach Angaben der Polizei nur sehr selten vor. Seit Anfang des Jahres wurden der Polizei Dortmund rund 200 Verstöße gegen den Paragrafen 278 zur Anzeige gebracht - lediglich in zwei Fällen sind die Beschuldigten in Dortmund lebende Ärzte. „Eine verschwindend geringe Zahl“, sagt Polizeisprecherin Amanda Nottenkämper.
Auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe spricht von Einzelfällen, die mit straf- und berufsrechtlichen Konsequenzen rechnen müssen. „Natürlich sind solche Handlungen in keinster Weise zu tolerieren.“
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