Der Dortmunder Professor Mario Markus hat seine Lebensgeschichte aufgeschrieben.

© Stephan Schütze (A)

„Exilneurosen“: Dortmunder Physiker schildert seine Irrwege

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Professor Mario Markus ist vielseitig interessiert. Er schrieb Bücher über Insekten, über jüdische Erfinder und Leben in Eismonden. Sein neuestes Werk dreht sich um ihn selbst.

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, 06.05.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Exilneurosen – Irrwege eines Physikers“ heißt das aktuelle Buch des Vielschreibers Mario Markus. Der in Brünninghausen lebende Physikprofessor beschäftigt sich darin ausnahmsweise nicht mit den vielfachen Wundern dieser und ferner Welten oder versucht Verbindungen zwischen Kunst und Naturwissenschaften herzustellen. Diesmal wendet er sich seinem eigenen Leben zu, in dem natürlich all diese Lieblingsthemen eine Rolle spielen.

Der als Sohn deutscher Eltern 1944 in Santiago de Chile geborene Physiker war am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie beschäftigt und Professor an der TU Dortmund, als sie noch Universität Dortmund hieß.

In dem Buch „Die Bildkraft der Substanzen" zeigt Mario Markus fantastische zweidimensionale Kristalle, die er selbst gezüchtet hat.

In dem Buch „Die Bildkraft der Substanzen" zeigt Mario Markus fantastische zweidimensionale Kristalle, die er selbst gezüchtet hat. © Mario Markus

Neben seiner Arbeit in den Bereichen Physik, Chemie und Biologie hat er sich immer wieder mit der Kunst beschäftigt. Er veröffentlichte mehrere Gedichtbände auf Chilenisch und Deutsch, verfasste auch Verse zu chemischen Elementen und übersetzte mathematische Formeln in Computergrafiken.

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Die „Exilneurosen“ erzählen nun seine Lebensgeschichte als Exilant – in doppeltem Sinne. Seine deutsch-jüdischen Eltern fliehen nach der Reichskristallnacht 1939 aus Deutschland über Bolivien nach Chile.

Doch sein Vater setzt alles daran, in die Heimat Deutschland zurückzukehren: „Er sagte, das NS-Regime sei ein Unfall der Geschichte gewesen und der Unfall sei jetzt vorüber.“

Rückkehr aus dem Exil nach 25 Jahren

Nach 25 Jahren im Exil kehrt die Familie mit drei Kindern gegen deren Willen, zurück nach Deutschland – in ein neues Exil. Entwurzelt und zerrissen zwischen den beiden Welten und ihren kulturellen Unterschieden emigriert Mario Markus zunehmend ins Innere. Vielleicht ist es dieser Umstand, der ihn zu einer derart vielseitig interessierten Persönlichkeit macht, deren Forscherdrang unersättlich scheint.

Zu chemischen Elementen schrieb Mario Markus passende Gedichte, aus mathematischen Formeln wurde Kunst.

Zu chemischen Elementen schrieb Mario Markus passende Gedichte, aus mathematischen Formeln wurde Kunst. © Dieter Menne

Er reist viel, interessiert sich für die Natur, für naturwissenschaftliche Phänomene und bewusstseinserweiternde Drogen. Er beschreibt Selbst-Versuche, in denen er beispielsweise mit halluzinogenen Pilzen experimentiert, Stationen seiner wissenschaftlichen Karriere und seine persönliche Entwicklung. In „Exilneurosen“ lässt Mario Markus die Leser an seinem reichen Wissensschatz und seinen teilweise skurrilen Erfahrungen teilhaben.

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Sie können eintauchen in eine spannende aber manchmal auch chaotische Gedankenwelt mit besonderen Denkanstößen. Beispielsweise den durch die Beobachtung eines Fisches im Aquarium, der die Glaswand als Grenze seiner Welt verinnerlicht hat und daher seine Aufmerksamkeit auf seine kleine Welt beschränkt.

Mario Markus: Exilneurosen. Irrwege eines Physikers. Georg-Olms-Verlag 2021, 222 Seiten, 38 Abbildungen, Hardcover, 24,80 Euro.