So sehen Veranstaltungen, zu denen vor der Corona-Pandemie mehrere hundert Gäste gekommen wären, heute in Dortmund aus: Mit viel Technik werden Konferenzen oder Podiumsdiskussionen live im Internet übertragen und die Akteure digital zugeschaltet.

© Strategie X

Eventagentur: „Eine Präsenzveranstaltung plant zurzeit keiner“

rnCorona-Krise

Keine Messen, keine Firmenfeiern. Vielen Eventagenturen ist das Geschäft komplett weggebrochen. Da kann es helfen, auf Digital umzustellen, wie das Beispiel einer Dortmunder Agentur zeigt.

Dortmund

, 14.02.2021, 04:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eigentlich ist die Organisation von Veranstaltungen mit mehreren hundert Leuten ihr Ding. Kathrin Schickle-Berger ist Event-Beraterin und -Managerin. „Aber diese größeren Veranstaltungen“, sagt sie, „finden ja schon seit einem Jahr nicht mehr statt.“

Die letzte große Veranstaltung, die sie mit der Eventagentur Strategie X, die sie 2007 mit ihrem Mann gegründet hat, organisierte, war im Januar 2020 die Präsentation des neuen Porsche Taycan, dem ersten vollelektronischen Sportwagen des Stuttgarter Automobilherstellers für die Porsche-Zentren Dortmund und Soest. 800 Gäste kamen damals in die Warsteiner Music Hall.

Das ist lange her. Und danach ist der Umsatz in diesem Segment komplett eingebrochen. „Unternehmen, Verbände oder Institutionen haben dann Informationsveranstaltungen in digitaler Form durchgeführt. Dabei haben wir unterstützt und so etwas von unserem Umsatzausfall aufgefangen“, sagt Kathrin Schickle-Berger.

Umsatzverlust durch digitale Formate aufgefangen

Der technologischen Entwicklung sei also Dank. Etwa 50 Prozent des eigentlichen Umsatzes konnte die strategische Eventagentur mit Sitz am Rombergpark über digitale Formate erzielen. Vor Corona spielten die digitalen Formate kaum eine Rolle für die Agentur.

Aber im ersten Lockdown hat man sich umfassend informiert, die Angebote auf dem Markt sondiert und das Dienstleistungsangebot auf die aktuellen Bedürfnisse der Kunden umgestellt. „Als kleinere Agentur konnten wir die Zeit bisher ganz gut überbrücken. Für große Agenturen ist die Lage viel schwieriger, weil die laufenden Kosten einfach höher sind.

Kathrin Schickle-Berger ist Geschäftsführerin der Dortmunder Eventagentur Strategie X.

Kathrin Schickle-Berger ist Geschäftsführerin der Dortmunder Eventagentur Strategie X. „Viele Firmen setzen darauf, im September wieder Präsenzveranstaltungen machen zu können“, sagt sie. Zurzeit plane das aber niemand. © Strategie X

Aber auch Strategie X stellt derzeit eine eher abwartende Haltung der Kunden fest. „Viele setzen darauf, im September wieder Präsenzveranstaltungen machen zu können. Sie verschieben daher eine Mitarbeiterveranstaltung oder eine Jubiläumsfeier lieber weit in die zweite Jahreshälfte“, so die Geschäftsführerin.

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Sie kann also damit rechnen, dass die großen Aufträge wieder kommen und der Umsatz irgendwann wieder stimmt. Auf einen Nachholeffekt aber kann sie nicht setzen.

„Wenn es so kommt, dass dann wieder Events mit vielen Menschen möglich sind, wird es eine Knappheit an Eventdienstleistungen am Markt geben. Viele freie Mitarbeiter in der Branche haben sich aufgrund der ständigen Verschiebung realer Veranstaltungen und der hohen Einkommensausfälle bereits einen anderen festen Job gesucht“, sagt Kathrin Schickle-Berger.

Reisemüdigkeit begünstigt Online-Veranstaltungen

Generell setzt sie darauf, dass auch nach Überwindung der Corona-Pandemie für Konferenzen, Seminare oder Präsentationen digitale Formate beibehalten werden. Schickle-Berger nennt sowohl Reisemüdigkeit als auch die Kostenersparnis für Zugfahrten und Hotelübernachtungen als Gründe für den Siegeszug digitaler Veranstaltungen. „Diese werden auch immer professioneller, und wir haben uns früh darauf eingestellt und uns da ein zweites Standbein geschaffen“, sagt sie.

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Im vergangenen Jahr hat die Agentur bereits mehr als 30 digitale Veranstaltungen und 10 Sowohl-als-auch-Veranstaltungen mit Teilnehmern vor Ort durchgeführt. Lediglich 20 Prozent der Veranstaltungen fanden 2020 als reine Präsenzveranstaltungen statt.

Diese Verteilung wird sich nach der Pandemie sicher wieder etwas anpassen, aber mit einer Verteilung von 25 Prozent digitalen Formaten zu 75 Prozent Präsenzveranstaltungen rechnet Kathrin Schickle-Berger auch in Zukunft.

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Ganz normal dürften nach ihrer Einschätzung bald die Hybrid-Veranstaltungen werden - Events also, an denen man vor Ort oder auch im Internet teilnehmen kann. „Eine Präsenzveranstaltung plant zurzeit keiner, aber Hybrid-Veranstaltungen für Mai werden jetzt ins Auge gefasst“, so Kathrin Schickle-Berger. Und die, sagt sie, wünschen sich vor allem jene, die auf online keine Lust mehr haben.