Im Café Kompott zu essen, fühlt sich an wie eine kleine Reise in die Ukraine. Das fängt bei den Papier-Platzdeckchen an, die in der Ukraine zur Standardausrüstung jedes Restaurants gehören und hört bei der Windeseile auf, in der die Kellnerinnen und Kellner das benutzte Geschirr abräumen. Beides kenne ich noch zu gut von Restaurant-Besuchen in Kiew, Lviv oder Odessa.
Und vielen Ukrainern, die in Dortmund leben, scheint es ähnlich zu gehen. An diesem Sonntagabend ist das Café Kompott an der Olpe brechend voll, an den meisten Tischen wird Russisch oder Ukrainisch gesprochen.
Vor knapp einem Jahr, im März 2023 eröffneten Oleh Rozhkovskyi, David Noga und Serhii Sibiliev das Café und Restaurant in der Dortmunder City. Es gehört zu den ersten Spuren, die die Flucht zahlreicher Ukrainer vor dem Krieg in ihrer Heimat in Dortmunds Gastronomieszene hinterlassen hat. Wir haben getestet, wie die kulinarische Heimat dieser Menschen schmeckt.
Die Speisekarte:
Die Auswahl an Speisen und Getränken im Café Kompott ist üppig. Auf der Speisekarte stehen Frühstück, Sandwiches („Stullen“), Pfannkuchen, Salate, Vorspeisen, Suppen, Hauptspeisen, Fischgerichte und Torten. Das Lokal eignet sich also sowohl für den schnellen Mittagstisch und den kleinen Hunger zwischendurch als auch für Kaffee und Kuchen oder ein ausgiebiges Abendessen. Zu Trinken gibt es neben Kaffeevarianten und den üblichen Softdrinks auch hausgemachte Limonaden sowie ukrainischen Kompott, Getränke aus gekochtem Obst.
Die Speisen:
Mit großem Hunger schlagen wir im Café Kompott auf. Als Vorspeise bestellen wir Salo, marinierten Bauchspeck, garniert mit kleinen Knoblauchstücken und einem Töpfchen scharfem Senf dazu. Ich kann mit den weißen Speck-Scheiben nicht allzu viel anfangen, für meine Begleitung sollten sie aber das Highlight des Menüs werden – insbesondere mit Brot oder zu ihrer Hauptspeise.
Die besteht aus einem großen Hähnchenkotelett nach Kiewer Art. Ich kannte es bisher als gefülltes Hähnchenbrustfilet, er bekommt jedoch eine Art große Frikadelle aus gehacktem Hähnchenfleisch in einer knusprigen Panade, aus dem sich beim ersten Anschneiden eine Soße aus flüssiger Butter und Dill ergießt. „Außen knusprig, innen durch, leckere Soße“, urteilt mein Begleiter zufrieden. Auch der Kartoffelbrei und das süßlich eingelegte Gemüse, das es dazu gibt, schmecken ihm.
Für mich gibt es eine Schale Wareniki (ukrainische Teigtaschen) gefüllt mit Kartoffelbrei, dazu Schmand und gebratene Zwiebeln. Sie schmecken, wie ich sie aus der Ukraine kenne, der fluffige Teig ergänzt die deftige Füllung gut und ohnehin schmeckt mir wahrscheinlich alles, das mit einem ordentlichen Löffel Schmand garniert wird.
Inzwischen sind wir froh, dass wir zum Speck noch einen Korb Brot bestellt haben. Ohne das Fladenbrot, das wir frisch aus dem Ofen serviert bekommen, wären wir wahrscheinlich nicht satt geworden. Weder das Hähnchen Kiew noch die Wareniki reichen aus, um unsere hungrigen Mägen vollständig zu füllen. Nach zwei Scheiben Brot und dem restlichen Schinken ist immerhin mein Begleiter satt, ich brauche aber noch unbedingt einen Nachtisch.
Wir bestellen einen Teller Sirniki (Quarkpfannkuchen), die uns mit Schmand und Fruchtsoße serviert werden. Danach bin ich nicht nur satt, sondern auch beseelt von den knusprig-leichten Pfannkuchen, die nicht zu süß sind, und von mir in die wahnsinnig fruchtige Soße getunkt werden.
Zu trinken gibt es für meinen Begleiter eine Orangen-Limo, ich bestelle ein Glas Kompott. Ukrainischer Kompott wird nicht gelöffelt, sondern getrunken, er besteht aus gekochtem Obst und schmeckt im Café Kompott intensiv beerig, aber ebenfalls nicht zu süß.

Die Preise:
Wir zahlen für die Vorspeise 9,50 Euro, für die Vareniki 12,50 Euro. Das Hähnchen Kiew kostet 16,90 Euro, der Nachtisch 9,90 Euro. Mit Brot und Getränken zahlen wir am Ende des Abends 64,10 Euro – ein Preis, den man wahrscheinlich in den meisten Dortmunder Restaurants und Cafés für eine vergleichbare Bestellung bezahlt. Für uns waren die Portionen für den Preis etwas zu klein – wobei meine Begleitung und ich auch das sind, was man wohl „gute Esser“ nennt.

Der Service:
Das Team aus zwei Kellnerinnen und einem Kellner ist an diesem Abend gut beschäftigt, aber dabei jederzeit sehr freundlich und bemüht. Auf die Vor- und Hauptspeise warten wir etwas länger, als es unseren hungrigen Mägen lieb ist, die Nachspeise bekommen wir jedoch in Windeseile. Wie ich es aus ukrainischen Restaurants kenne, wird jedes benutzte Glas und jeder geleerte Teller sofort abgeräumt – ein Unterschied zu deutscher Gastro-Kultur, wo in der Regel gewartet wird, bis alle am Tisch aufgegessen haben.
Die Atmosphäre
Mit viel Liebe zum Detail wurde das Café Kompott eingerichtet, bunte Lichterketten, Pflanzen und allerlei „Stehrümchen“ sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Auch von außen lädt die farbenfrohe Deko bereits ein. Obwohl es sehr voll ist bei unserem Besuch, können wir uns gut unterhalten. Sicherlich werden wir auch tagsüber nochmal wiederkommen, um einen Kaffee hier zu trinken.

Die Anfahrt:
Das Lokal liegt an der Olpe, unweit der Ecke Kleppingstraße – also mitten in der City. Hier einen Parkplatz in fußläufiger Nähe zu finden, ist also ein absoluter Glücksgriff. Bequemer ist es da, mit der Stadtbahn bis zur Haltestelle Stadtgarten oder Reinoldikirche zu fahren und anschließend zu laufen oder das Fahrrad zu nehmen.

Das sagt das Netz:
„Schönes kleines Café mit einem familiären Touch und einer ungewöhnlich großen Speisekarte für ein Café. Das Essen mit traditionellen Einflüssen und modernem Charme kann ich gut weiterempfehlen“, schreibt ein Nutzer bei Google und gibt vier von fünf Sternen.

„Ein kleines aber feines Café in der Dortmunder Innenstadt, mit leckerem ukrainisch/russischen Gerichten. Wir waren zum Frühstück hier und sind kugelrund rausspaziert. Der Service war freundlich und nett, aber ein wenig schüchtern und zurückhaltend. Ambiente war schön eingerichtet und man fühlte sich direkt wohl. Einziges Manko war der heiße Kakao, der nicht so ganz geschmacklich in die sonst überzeugende Auswahl an Gerichten passte. Alles in allem kann man hier echt nichts verkehrt machen, Empfehlung!“, berichtet ein anderer Nutzer, der ebenfalls eine Vier-Sterne-Bewertung hinterlässt.
„Sehr netter Service – gutes Essen – Ambiente: mir leider zu voll gestellt und zu eng, zu viele Tische. Bin mir sicher, dass es – insgesamt gesehen – sehr viele Menschen anspricht, wenn man es kuschelig und wuselig mag (…)“, findet eine andere Nutzerin, die drei von fünf Sternen vergibt.
Café Kompott – Alle Infos auf einen Blick
Adresse: Olpe 21, 44135 Dortmund
Öffnungszeiten: montags bis donnerstags sowie sonntags 10 bis 20 Uhr und freitags bis samstags 10 bis 21 Uhr
Telefon: 0173 211 79 20 oder 0231 13770772
Internet: auf Instagram @cafekompott
keine Onlinereservierung
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