
© Holger Bergmann
Essen bestellen im „Ghost-Restaurant“ ist gar nicht gruselig
Pottschnitzel
Das Restaurant „Hopfen und Salz“ am Volksgarten Lütgendortmund hat drei Küchen. Eine davon wird bald zur Geisterküche. Das heißt aber nicht, dass sie stillgelegt wird.
Natürlich kommt die Idee aus New York. Aus einer Stadt, in der die Quadratmeterpreise für Grundstücke nur von reichen Leuten bezahlt werden können.
So teuer sind die Preise, dass viele Restaurants dort jetzt auf den Gastrobereich, den Speiseraum, verzichten. Diese Restaurants existieren nur noch als Küche. Das Essen wird ausgeliefert, selbst abholen kann man es nicht mehr.
Und weil die Kunden das Restaurant nicht zu Gesicht bekommen, heißen sie „Ghost-Restaurants“ (Geister-Restaurants). Die ersten Ghost-Restaurants in Deutschland entstanden in Berlin.
Für die Betreiber gibt es einen Vorteil. Ein Wirt muss sich keine Gedanken über die Einrichtung machen. Er kann italienische und chinesische Küche, Burger und Speisen vom Grill gleichzeitig anbieten, ohne einen Stilbruch im Ambiente zu befürchten.
Schnitzel-Gerichte machen den Anfang
„In einer Pizzeria bestelle ich keine Pommes, beim Chinesen kein Schnitzel“, sagt Antonio Link, Inhaber des „Hopfen und Salz“ an der Volksgartenstraße in Lütgendortmund. Deshalb sind Ghost-Restaurants auch für deutsche Wirte interessant, man kann einfach alles auf die Karte stellen, einen kompletten Stilmix.
Aber das will Antonio Link gar nicht, er will nur Gerichte anbieten, die auch nach der Lieferung, angestrebt sind 15 Minuten, genauso geschmackvoll genossen werden können wie im Restaurant.
Das ist seiner Meinung nach nur bei bestimmten Speisen möglich. Antonio Link hat sich für Schnitzel-Gerichte entschieden. Und deshalb wird sein Ghost-Restaurant, das in etwa drei Wochen an den Start gegen wird, „Pott-Schnitzel“ heißen.
Pfefferpotthast vom Lieferservice
Das Angebot des Pottschnitzel soll regelmäßig erweitert werden. Bereits jetzt denkt Antonio Link über sogenannte Schöpfgerichte wie Pfefferpotthast oder Gulasch nach. Später könnten auch noch Pasta-Gerichte dazukommen.
Das Pottschnitzel bezieht seinen Reiz aus zwei Ideen. Die Zubereitung der Speisen ist ganz auf den Transport ausgerichtet. Die Schnitzel und Pommes schwimmen nicht in Sauce und Mayonnaise. Alles soll noch knusprig sein, wenn es beim Kunden ankommt.
Die zweite wichtige Ausrichtung von Pottschnitzel ist der Umweltschutz. „Unsere Lieferungen sind plastikfrei“, sagt Antonio. Außerdem werden die Speisen mit zwei Elektro-Autos ausgeliefert. Der Kunde, der sein Essen über die Pottschnitzel-App auch bargeldlos bezahlt hat, belastet seinen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich.
Durchdigitalisiertes Angebot
Die Idee des Ghost-Restaurants ist Antonio Link nicht durch die Corona-Krise gekommen. Er arbeitet schon seit einem Jahr an der Umsetzung. Für ihn ist die Durchdigitalisierung des Bestell- und Liefervorganges der besondere Reiz.
Seine Liebe zur Technik spüren auch die A-la-carte-Kunden im Restaurant. Zunächst registrieren sich die Gäste am Eingang durch den Scan eines QR-Codes, um die Corona-Vorschriften zu erfüllen.

Jeder Tisch im Hopfen und Salz hat einen QR-Code, über den man das Essen bestellen kann. © Holger Bergmann
Auch sämtliche Bestellungen laufen übers Smartphone. Mit einem weiteren QR-Code meldet man sich für den Tisch an, an den man sich gesetzt hat, und kann mit dem Gerät auch bestellen und bezahlen. Restaurant-Puristen können jederzeit beim Personal bestellen.
Comedy-Garten ist gut besucht
Technisch ist das Hopfen und Salz damit auf dem neusten Stand der Technik aus der Corona-Krise hervorgegangen. Und eine weitere Erfolgsgeschichte sorgt für gute Laune bei Antonio Link: der Comedy-Garten.

Antonio Link von „Hopfen und Salz“ vor seiner Gastronomie © (A) Dieter Menne
Kaum haben die Lockerungen der Kontaktbeschränkungen es erlaubt, hat Antonio Link eine neue Veranstaltungsreihe gestartet. Das Duo „Reis against the Spülmachine“ und Comedian Tan Caglar füllten bereits den Biergarten. Für den Auftritt von Markus Krebs am 7. Juli wurden bereits 250 Karten verkauft.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
