In einem Hinterhof an der Clausthaler Straße lag die Leiche eines 47-jährigen Dortmunders. Der tote Körper wies Stichverletzungen auf.

In einem Hinterhof an der Clausthaler Straße lag die Leiche eines 47-jährigen Dortmunders. Der tote Körper wies Stichverletzungen auf. © Tim Schulze

Toter Mann liegt im Hinterhof - Anwohnerin: „Das war ein Schock“

rnDortmunder Nordstadt

Eine Frau aus dem Nachbarhaus hat die Polizei über die Leiche in einem Hinterhof in der Nordstadt informiert. Sie ahnte nicht, dass der Mann bereits tot war. Ein Ortsbesuch an der Clausthaler Straße.

Dortmund

, 30.09.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zwei Männer mittleren Alters unterhalten sich am Donnerstagvormittag (29.9.) an der Clausthaler Straße in der Dortmunder Nordstadt. Sie stehen unweit des Mehrfamilienhauses, in dessen Hinterhof die Polizei am Dienstagmorgen (27.9.) den leblosen Körper eines 47-jährigen gebürtigen Dortmunders gefunden hatte.

„Hier wurde gerade erst wieder einer abgestochen“, sagt der eine Mann zum anderen. Er deutet Richtung Norden auf die Häuserzeile. Sein Gesprächspartner scheint überrascht, sagt aber kaum etwas. Ersterer wohnt in der direkten Nachbarschaft. Ob er den Toten gekannt habe, fragt unser Reporter nach. „Ich weiß es nicht“, antwortet der Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte. Er müsse ein Foto des Toten sehen, um sicher zu sein. Gewaltdelikte seien in der Gegend keine Seltenheit, ergänzt er.

Aus der Drogenszene

Der Leichnam des 47-Jährigen wies mehrere Stichverletzungen auf, die Staatsanwaltschaft geht von einem Tötungsdelikt aus. Die Polizei hat einen 28-jährigen Tatverdächtigen vorläufig festgenommen. Opfer und Verdächtiger gehören nach den bisherigen Erkenntnissen der Drogenszene in der Nordstadt an. Die weiteren Hintergründe sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

In der Umgebung hat so gut wie jeder von den Geschehnissen gehört, aber nichts weiter davon mitbekommen, geschweige denn den Toten gekannt. Die Kioskbesitzer winken ab, verweisen auf Nachbarn in dem Mehrfamilienhaus mit dem betreffenden Hinterhof. In diesem soll auch der Tote gewohnt haben.

Klamotten auf dem Boden

Dort öffnet ein Mann seine Tür. Er gibt sich ahnungslos. Er habe nur etwas von einem Polizei-Einsatz mitbekommen. Eine Frau, die in dem Haus lebt, deutet in gebrochenem Deutsch an, dass es ein anderer Hof gewesen sein müsse. Sonst reagiert niemand aus den insgesamt acht Wohnungen aufs Klingeln.

Im Erdgeschoss des Treppenhauses führt eine Treppe hinab in den Keller. Unten riecht es nach Urin, auf dem Boden liegen mehrere Jacken, eine Tasche und weitere Klamotten. In einer Ecke stapeln sich Müll und andere Gegenstände, davor steht eine Abfalltonne, Fliegen schwirren umher. Kein Ort zum Wohlfühlen.

Nachbarin sieht Leiche im Garten

Aus dem Keller geht es durch eine offene Tür in den Hinterhof. Eine Treppe führt dort wieder hinauf. Ein weißer Tisch, ein Grill und ein paar Besen stehen an einer Wand, ein Teppich liegt mitten in dem Garten. Nichts, was auf den Tatort eines Verbrechens hindeutet.

Der Hinterhof an der Clausthaler Straße, in dem die Polizei die Leiche des Mannes gefunden hat.

Der Hinterhof an der Clausthaler Straße, in dem die Polizei die Leiche des Mannes gefunden hat. © Schulze

Im Mehrfamilienhaus daneben reagiert eine Frau aufs Klingeln. Sie dürfte in den Fünfzigern sein. Ihr Hund kläfft, als sie die Wohnungstür öffnet. Sie wisse nichts über den Toten, sagt sie zunächst auf Nachfrage unseres Reporters. „Aber ich habe die Polizei gerufen“, ergänzt sie. Das sei am Dienstagmorgen gegen 7.30 Uhr gewesen. Ihre Nachbarin, eine Frau, die zwei Etagen tiefer wohnt, habe sie zuvor angerufen und erzählt, dass sie einen Mann regungslos im Hinterhof des Nachbarhauses habe liegen sehen.

Frau verständigt die Polizei

Offenbar konnte die Nachbarin die Leiche von ihrem Fenster aus sehen. Am Donnerstagvormittag war sie jedoch nicht zu Hause. „Ich habe dann keine Sekunde gezögert, sondern sofort die Polizei verständigt“, berichtet die Frau mit dem Hund von ihrer Reaktion auf den Anruf. „Ich dachte vielleicht, dass der Mann bewusstlos ist und Hilfe braucht.“ Ihre Sicht auf den Hinterhof des Nachbarhauses sei wegen der Bäume eingeschränkt.

Dass der 47-Jährige da längst tot war, ahnte die Frau, die ihren Namen nicht veröffentlicht wissen möchte, zu diesem Zeitpunkt nicht. „Das war ein Schock“, sagt sie über den Moment, als sie davon erfuhr. Beamte der Kriminalpolizei hätten anschließend Hausbewohner befragt. Eine Zeit lang habe der tote Körper noch bedeckt in dem Garten gelegen. Inzwischen sehe es dort aber aus, als sei nichts geschehen.

Noch in der Nacht zu Mittwoch nahm die Polizei den Tatverdächtigen fest, der laut Staatsanwaltschaft zuletzt in Essen gemeldet war. Er sollte am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden.