
© Markus Mielek (Archiv)
Erstmals in Corona-Pandemie: Dortmunder Obdachlosenhilfe ist wieder auf
Gast-Haus
Über anderthalb Jahre war das Gast-Haus wegen Corona zu. Nun hat die wichtige Institution der Dortmunder Wohnungslosenhilfe im Unionviertel wieder geöffnet. Doch einige Einschränkungen bleiben.
567 Tage lang war es im Gast-Haus still. Die Dortmunder Initiative für Obdachlose, Wohnungslose und arme Menschen an der Rheinischen Straße hatte - wie viele ähnliche Einrichtungen auch - wegen der Corona-Pandemie geschlossen.
Seit dem 13. März 2020 waren besonders die Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben, ohne Anlaufstelle. Die Versorgung von Obdachlosen und Wohnungslosen wurde wegen der Pandemie auf das Notwendigste runtergefahren.
Zunächst wurden aus dem Gast-Haus Lunchpakete verteilt, dann gab es provisorischen Versorgungszelte am U und zuletzt im FZW.
Auch für Obdachlose gilt 3G
Die Nothilfe ist seit Ende September vorbei: Seit Freitag (1.10.) öffnet das Gast-Haus wieder wie „vor Corona“. Nach wie vor gibt es ein Hygienekonzept in Absprache mit dem Dortmunder Gesundheitsamt, wie die Geschäftsführerin Katrin Lauterborn unserer Redaktion auf Anfrage erklärt.
In den über die Schließzeit vergrößerten Räumlichkeiten gilt außerhalb der 42 festen Einzelsitzplätze die Maskenpflicht und die obligatorischen AHA-Regeln.
„Wir gehen lieber auf Nummer sicher, unsere Gäste gehören nämlich zur vulnerablen Gruppe“, so Lauterborn. Viele Wohnungslose haben Vorerkrankungen oder sind durch das Leben auf der Straße geschwächt.
Im Gast-Haus gilt außerdem 3G: Die Wohnungslosen müssen entweder eine Impfung, eine vollständige Genesung oder einen negativen Corona-Schnelltest nachweisen, um das Angebot nutzen zu können. Digitale Nachweise müssen die Gast-Haus-Gäste nicht vorlegen, Impfpässe oder Zertifikate reichen aus.
Diejenigen, die bei Sonder-Impfaktionen vom Gast-Haus geimpft wurden – laut Lauterborn 400 Menschen – sind beim Gast-Haus vorgemerkt und brauchen ihren Impfpass nicht.
Gast-Haus-Chefin: Würdevoll „vom Porzellan essen“
Trotz aller bleibenden Corona-Einschränkungen freut sich Katrin Lauterborn über die Wiedereröffnung: „Für unsere Gäste ist es ein Nachhausekommen“. Lange sei man in der Wohnungslosenhilfe „im Krisenmodus“ gewesen, jetzt könne man den Menschen wieder so langsam „ein würdevolles Leben“ ermöglichen.
Fernab von Lunchpaketen, die draußen oder in einem Zelt verspeist werden müssen. Die Wohnungslosen und Obdachlosen können wieder „vom Porzellan essen“, freut sich Lauterborn. Essensausgabe, Sozialberatung und medizinischer Dienst befinden sich jetzt wieder unter einem Dach.
Katrin Lauterborn beschreibt die vergangenen 18 Monate als „sehr anstrengend“. Zwar habe man die Menschen nicht im Stich gelassen und „so gut versorgt wie möglich“, dennoch seien die „Verelendungstendenzen gestiegen“.
Mit der Wiedereröffnung des Gast-Hauses kehrt ein bisschen Normalität in das doch eher unnormale Leben auf der Straße zurück.
Wiedereröffnung im Gast-Haus
- Das Gast-Haus hat seit dem 1. Oktober (Freitag) täglich von 8 bis 11 Uhr und von 17 bis 20 Uhr geöffnet.
- Für den Eintritt gilt 3G – geimpft, vollständig genesen oder ein negativer Corona-Schnelltest.
- Neben dem Gast-Haus gibt es weiterhin noch das Hygiene-Zentrum in der Leuthardstraße: Dort kann gibt es kostenlos Dusch-/Waschmöglichkeiten und eine Kleiderkammer.
- Mehr Informationen gibt es auf der Webseite vom Gast-Haus unter Gast-Haus.org
1990 im Emsland geboren und dort aufgewachsen. Zum Studium nach Dortmund gezogen. Seit 2019 bei den Ruhr Nachrichten. Findet gerade in Zeiten von Fake News intensiv recherchierten Journalismus wichtig. Schreibt am liebsten über Soziales, Politik, Musik, Menschen und ihre Geschichten.
