Rund zweieinhalb Monate vor der offiziellen Eröffnung am 28. Januar 2023 ist erstmals erlebbar geworden, was Dortmund von Phoenix des Lumières erwarten darf. Das französische Unternehmen Culturespaces zeigt in der ehemaligen Industriehalle in überdimensionalen Projektionen die Kunst großer Meisterinnen und Meister.
Der erste Eindruck der digitalen Kunsthalle auf Phoenix-West ist überwältigend. Außen an der Halle ist der Name einer Biermarke dem neuen Schriftzug gewichen. Vieles, das betont Direktor Renaud Derbin, sei noch in der „Prozessphase“.
Monumentale Musik und Bilder
Doch das Grundkonzept steht. Es zieht Besucherinnen und Besuchern im wahrsten und besten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen weg.
Zu monumentaler klassischer Musik beginnen sich die Umrisse eines Kirchengebäudes auf der Wand aufzubauen. Wer eben noch dachte, er stünde in einer Industriehalle, der schreitet gefühlt plötzlich durch das Kirchenschiff.
Plötzlich Kunst
Dann, mit einer Fanfare: Kunst. Ein Frauenporträt von Gustav Klimt. Danach beginnt unter dem Titel „Gold in Bewegung“ eine Reise durch das Schaffen des so einflussreichen wie in seiner Biographie auch schillernden und streitbaren Wiener Künstler des 19. Jahrhunderts.
Malereien und Zeichnungen werden immer wieder durchzogen von Farben und Formen, die simultan über die meterhohen Hallenwände gleiten. Das hat teilweise einen Effekt wie eine 3D-Brille oder Virtual-Reality-Erfahrungen. Immer wieder gibt es aber auch Momente zum Durchschnaufen. Ehe erneut alles bricht und in einem Sternenregen aufgeht.
Schöne Bilder und neuer Zugang
Im Einklang mit der Musik entwickelt das emotionale Wucht. Es erzeugt schöne Bilder. Und zeigt die Kunst in einer anderen Form.

Klimt auf drei Metern wirkt stärker als Klimt im Rahmen. Auch wenn man in einem gelernten Museumsreflex beim Testlauf etwas den Kontext vermisst, weil man nicht unbedingt genau weiß, was man da jetzt genau sieht.
Im zweiten Teil der Ausstellung bekommen die Bilder eine modernere Anmutung. Kunst von Friedensreich Hundertwasser, österreichischer Maler und Architekt des 20. Jahrhunderts, erscheint auf den Wänden und auf dem Boden.
Geschichte und Charakter
Die Musik wird etwas elektronischer, sphärischer. Hundertwassers Farben- und Formenspiel trägt phasenweise fast psychedelische Züge. 45 Minuten dauert die immersive Erfahrung, mit der Phoenix des Lumières sich in Dortmund vorstellt.
Die Verbindung zur Stadt soll eng werden, das betonen Renaud Derbin und Culturespaces-Gründer Bruno Monnier auch bei der Preview am Freitag (4.11.).

„Wir präsentieren Kunst ausschließlich in Gebäuden mit Geschichte und Charakter. Wir wollen keinen Schuhkarton“, sagt Bruno Monnier.
Phoenixhalle „passt perfekt“
Das als Gasfabrik vor 117 Jahren erbaute Gebäude erfüllt die „räumlichen Anforderungen, um die Dimension unseres Vorhabens abzudecken“, so der Gründer des Unternehmens, das in mehreren Ländern auf der Welt solche digitalen Kunsthallen entwickelt hat.
„Die Phoenixhalle mit ihrer wechselvollen Geschichte passt perfekt zu unseren Zielen“, sagt Monnier. Er formuliert die Vorfreude darauf, „ihre einzigartige Architektur in neuem Glanz erstrahlen zu lassen“.
Dafür werde man „jeden Quadratzentimeter Wand und Boden mit Bild und Ton bespielen, um das immersive Erlebnis zu steigern“.
Bis zum Sommer 2022 wurde die Halle auf Phoenix-West als Konzerthalle unter dem Namen „Warsteiner Music Hall“ betrieben. Aufgrund der schwierigen Lage auf dem Konzertmarkt hat der Eigentümer die Räumlichkeiten für zunächst fünf Jahre an Culturespaces vermietet.
Ein Video mit Eindrücken aus der Halle finden Sie unter RN.de/Dortmund
Rundgang durch die neue Phoenixhalle: Von der Konzerthalle ist nichts übrig
Digitale Kunst in der Warsteiner Music Hall: Eine große Aufgabe für Dortmund
Nach Konzert-Aus: Neues Konzept für Warsteiner Music Hall steht