Drama für die City und die Karstadt-Beschäftigten: Das Dortmunder Karstadt-Haus am Westenhellweg soll schließen. Die Nachricht traf den Betriebsrat wie ein Keulenschlag.
Damit hatten nur wenige gerechnet: Das Karstadt-Haus am Westenhellweg, mit 21.000 Quadratmetern Verkaufsfläche das größte Warenhaus der Dortmunder City, soll seine Türen tatsächlich dichtmachen. Wie zu erfahren war, soll Karstadt am 31. Januar 2024 schließen.
Monatelang war gerätselt worden, ob das Dortmunder Karstadt-Haus ebenfalls auf der Streichliste des Galeria-Konzerns stehen würde. Am Montag (13.3.) bekamen die Betriebsräte und die rund 160 Beschäftigten dann traurige Gewissheit: Das Team um den Sanierungsexperten Arndt Geiwitz sieht die langfristige Wirtschaftlichkeit von Karstadt Dortmund offenbar nicht gewährleistet.
Karstadt Dortmund schließt: "Ein Stich ins Herz"
Für blankes Entsetzten sorgt die Nachricht in der Belegschaft. „Das ist ein Stich ins Herz“, sagte Betriebsratsvorsitzender Joffrey Kallweit. „Damit haben wir nicht gerechnet“, so Kallweit. „Die Kolleginnen und Kollegen sind völlig am Boden.“
Kurz nach Eintreffen der Horror-Nachricht gab es um 14 Uhr eine Mitarbeiterversammlung. Das Haus blieb für den Rest des Tages geschlossen. „Galeria Karstadt Kaufhof“ steckt in einem Insolvenzverfahren und will gut 50 Filialen der 129 verbliebenen Filialen schließen.
Es ist die insgesamt dritte Karstadt-Insolvenz – und die zweite innerhalb von drei Jahren: Ein ähnliches Schauspiel führte der Galeria-Konzern Mitte 2020 auf. Anfangs standen gleich drei Häuser auf der Streichliste: Neben dem Karstadt-Haupthaus standen das damalige Sporthaus am Alten Markt und der Kaufhof vor dem Aus. Erwischt hat es am Ende allein Kaufhof. Nun steht auch Karstadt vor dem Ende.
Karstadt Dortmund hat lange Tradition
Dabei hat das Haus am Westenhellweg und Hansaplatz eine lange Tradition in Dortmund: 1904 als Kaufhaus Althoff eröffnet, wurde es 1920 von Karstadt übernommen – und erst in den 1960er-Jahren in Karstadt umbenannt.
Inzwischen gehört die Immobilie zu einem Luxemburger Fonds. Der wiederum ist Teil des US-amerikanischen Immobilienriesen RFR mit einer Dependance in Frankfurt. Spekulationen, nach denen Galeria-Eigentümer und Immobilienmogul Rene Benko über ein Joint-Venture an der Immobilie beteiligt ist, ließen sich nicht erhärten.
Karstadt Dortmund: Wie geht es für die Mitarbeiter weiter?
Für die Karstadt-Mitarbeiter dürfte das nicht die größte Sorge sein. Sie treibt die Frage um, wie es nun weitergeht: Gibt es möglicherweise eine Transfergesellschaft? „Ich bin froh, dass die Katze jetzt aus dem Sack gelassen wurde und die Nerven der Beschäftigten nicht noch länger strapaziert werden“, sagte Verdi-Sekretär Reiner Kajewski. Gleichwohl sei die Entscheidung eine „absolute Katastrophe“.
Dennoch kündigte Kajewski an, die Vorgabe nicht einfach hinzunehmen und weiter für den Erhalt des Standortes zu kämpfen. „Wir werden uns dazu jetzt mit der Politik und den Akteuren der Stadtgesellschaft zusammensetzen“, so Kajewski in einer ersten Reaktion. Er warf dem Karstadt-Management „Versagen auf ganzer Linie“ vor.
Wem es nicht gelinge, einen Standort wie Dortmund mit einem solch großen Einzugsgebiet wirtschaftlich zu betreiben, der müsse sich selber hinterfragen, so Kajewski. „Wir kämpfen weiter“, sagte Kajewski – und erinnert an Sommer 2020. „Damals stand das Haus auch erst auf der Schließungsliste.“
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 13. März 2023.
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