
© Björn Althoff
Entscheidung über Möllerbrücken-Probleme dürfte noch monatelang dauern
Nächtliche Partys
Was kann man tun, damit Partys auf der Möllerbrücke nicht mehr eskalieren? Dortmunds Nachtbeauftragter hat mit sehr vielen Menschen gesprochen. Er sagt: Eine Lösung gibt es wohl erst 2022.
In zehn oder zwölf Nächten sei er draußen gewesen – auf der Möllerbrücke, aber auch im Westpark oder rund um das U. Das gehört schließlich auch zu Christoph Stemanns neuem Job. Seit rund zwei Monaten ist er der erste Nachtbeauftragte der Stadt Dortmund.
Diese „Bestandsaufnahme“ sei nun abgeschlossen, erklärt der 50-Jährige. Mit vielen Akteuren habe er gesprochen: mit denjenigen, die sich nachts draußen getroffen haben, aber auch mit Anwohnern, Club-Betreibern, mit den Mitarbeitern von Polizei und Ordnungsamt.
„Urbanes Leben ist gewollt“
„Ich versuche, es aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten“, sagt Stemann, der auch als DJ Firestarter schon häufig nächtliche Arbeitszeiten hatte. „Dortmund ist eine Großstadt. Urbanes Leben ist gewollt“, stellt er zunächst einmal klar. Und gibt damit einen Sachverhalt wieder, den auch Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal unterstrichen hatte.
Dass „die Bürgersteige hochgeklappt“ würden, das könne es ja nicht sein, befand Westphal. Stemann weiß aus seinen Nächten an der Möllerbrücke: Gerade weil man sich hier so problemlos treffen kann, ist Dortmund attraktiv. Das habe er an den Autokennzeichen gesehen, zuletzt am Freitagabend.
Viele kommen aus dem Umland zur Möllerbrücke
Märkischer Kreis, Hagen, Abkürzungen aus dem Münsterland – er wisse natürlich nicht genau, dass diese Autos zu den Gruppen gehörten, die rund um die Möllerbrücke unterwegs gewesen seien. Aber ihm sei schon aufgefallen, dass längst nicht alle ortskundig waren.
Stemanns Vermutung: Je größer das Thema Möllerbrücke in den Medien werde, desto stärker sei die Anziehungskraft auf junge Menschen aus Dortmunds Umgebung.

Christoph Stemann, Nachtbeauftragter der Stadt Dortmund und unter seinem DJ-Namen Firestarter bekannt. © Volker Rost
Zwei Meter hohe Boxen? „Ende im Gelände“
„Möllern gab‘s schon zu meiner Jugend“, sagt der 50-Jährige. Der Unterschied jetzt: „Das ist natürlich durch Corona alles ein bisschen anders befeuert worden.“ Soll heißen: War das Treffen draußen früher der Ausgangspunkt, „ist es jetzt oft der Endpunkt geworden“.
Die Begleiterscheinung: Man bleibt länger. Manch einer ist betrunkener und aggressiver. „Wenn da Polizisten mit Bengalos beworfen werden, wenn da nachts um 2 Uhr zwei Meter hohe Boxen aufgedreht werden, dann ist Ende im Gelände.“ Doch Stemann ist wichtig zu betonen: So seien ja längst nicht alle.
„Man muss aufpassen, dass nicht alles kriminalisiert wird. Zumal es von allen Seiten – auch von den Anwohnern – eine ganz große Offenheit und Toleranz gibt.“ Nur: Wie geht es jetzt konkret weiter? Und wann?
Hat sich das Problem für 2021 erledigt?
Die Bestandsaufnahme sei nun vorbei, erläutert Dortmunds Nachtbeauftragter. „Das Problem ist ein saisonales.“ Heißt: Es ist Herbst, es wird kälter und regnerischer. Party-Nächte dürfte es kaum noch geben im Jahr 2021.
„Wir haben überlegt, ob wir jetzt noch Geld in die Hand nehmen“, so Stemann. Aber ein Projekt über drei oder sechs verregnete Monate? Das dürfte nicht sinnvoll sein, vermutet er.
Keine schnelle Lösung, sondern „nachhaltige Projekte“
Aber: Nicht er entscheide. Er habe mit der Polizei, den zuständigen Politikern und den Verantwortlichen bei der Stadt besprochen: „Ich berichte meine Sicht der Dinge an den OB und dann gucken wir weiter.“ Was genau er berichten, was er vorschlagen werde, könne er vorher natürlich nicht verraten.
Aber klar sei einerseits: „Wir brauchen nachhaltige Projekte.“ Und andererseits: Treffpunkte könne es nur in Innenstadt-Nähe geben. „Die Jugendlichen brauchen Räume“, unterstreicht Stemann.
Wie war denn der Sommer am U?
In diesem Zusammenhang geht er ein auf das, was er rund um das U erlebt habe im Sommer. Zwar habe es auch dort ausufernde Abende gegeben. An anderen Abenden sei die Stimmung aber entspannt und gut gewesen.
Stemann denkt an eine Gruppe eher „studentisch wirkender“ junger Menschen, die aus dem Sauerland gewesen seien und die einen Kasten Bier dabei gehabt hätten: „Die haben gesagt, sie wollten einfach den Sonnenaufgang am U genießen.“
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
