RN-Reporter Tim Schulze in der Nacht auf Montag (3.10.) auf seinem Streifzug über Dortmunds Einkaufstraße.

RN-Reporter Tim Schulze in der Nacht auf Montag (3.10.) auf seinem Streifzug über Dortmunds Haupteinkaufsstraße © Schaper

Energiespar-Regeln: Wie dunkel ist es bei Nacht auf Dortmunds Einkaufsstraße?

rnMit Video

Geschäfte sollen nachts ihre Leuchtreklame abschalten, um Energie zu sparen. Wie wirkt sich diese Regel in der Dortmunder Innenstadt aus? Wir waren auf einem Streifzug über den Westenhellweg.

Dortmund

, 05.10.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Unser Fotograf stimmt meinem allerersten Eindruck zu, als wir uns am Sonntagabend (2.10.) gegen 22.15 Uhr auf dem Westenhellweg etwa in Höhe des Petrikirchhofs treffen: Es ist auf Dortmunds Einkaufsstraße deutlich dunkler geworden, seitdem eine neue Energieeinsparverordnung der Bundesregierung greift.

Und der Fotograf muss es wissen. Er war sowohl vor dem 1.9.2022 - der Stichtag für die Verordnung - und tags darauf unterwegs, um die Unterschiede in Bildern festzuhalten.

Jetzt lesen

Damals waren es nur Nuancen, jetzt ist der Eindruck ein anderer. Aber dazu später mehr. Ich bin ja erst ganz am Anfang meines Streifzugs durch die City. Ich starte auf dem Westenhellweg - vom Westentor kommend.

Wer macht mit?

Ich möchte herausfinden, wie die Händler auf die Vorgaben in der Energieeinsparverordnung des Wirtschaftsministeriums reagiert haben. Denn dort heißt es, dass Außenwerbung von 22 Uhr bis 16 Uhr am Folgetag ausgeschaltet sein muss. Wer macht mit, wer nicht, und was ergibt sich daraus für ein Gesamtbild? Was sagen Passanten? Ist es vielleicht sogar so dunkel, dass man sich auf der Einkaufstraße gruselt?

In Höhe der Straße Weddepoth ist es ganz schön düster. Hier leuchten kaum Schriftzüge oder Schaufenster der Läden. Doch je weiter ich Richtung Petrikirchhof laufe, desto mehr leuchtende Reklame fällt mir auf. Vereinzelt ist kaum ein Unterschied zu der Zeit vor dem 1.9. auszumachen.

Düstere Stelle an der Corso-Passage

Anders in Höhe der Petergasse: Hier haben wesentlich mehr Geschäfte ihre Außenwerbung ausgeschaltet als es in jener Nacht der Fall war, nachdem die Verordnung in Kraft getreten war. Ich bemerke sofort die jetzt dunkel gebliebenen Schriftzüge eines noblen Juweliers sowie eines großen Schuhgeschäfts. Ein Sportausstatter in der Nachbarschaft pfeift hingegen auf die Vorgabe.

Jetzt lesen

Ich gehe etwa 50 Meter weiter und finde die bislang wohl dunkelste Stelle auf dem Westenhellweg in Höhe der Corso-Passage. Weil dorthin kein Licht einer Straßenlaterne fällt, ist es so düster, dass das Bild meiner Smartphone-Kamera ziemlich grobkörnig wird, während ich mich filme. In der näheren Umgebung sind nicht nur die Leuchtreklamen, sondern auch die Schaufensterbeleuchtung ausgeschaltet.

Sparsamkeit versus Sicherheit

Am Übergang vom Westen- auf den Ostenhellweg treffe ich Christoph Marpe. Der 34-jährige Dortmunder nimmt erst wahr, dass es dunkler ist, als ich ihn darauf anspreche. Er sagt aber auch, dass er schon vor Jahren darüber nachgedacht habe, wie verschwenderisch Geschäfte in der Nacht mit Strom umgehen. „Die Leute sollten sparsamer sein“, findet Christoph. Seine Begleiterin, die anonym bleiben möchte, wirft ein: „Es muss aber auch sichergestellt sein, dass es nicht komplett dunkel ist. Sonst würde ich mich nicht mehr wohl fühlen.“

Jetzt lesen

Dafür sorgen die Straßenlaternen auf der Einkaufsstraße. Ich verabschiede mich von den beiden und laufe den Ostenhellweg entlang: Mein erster Eindruck verfestigt sich immer mehr: Die meisten Händler haben ihre Leuchtreklamen abgeschaltet, sodass es insgesamt deutlich dunkler ist als noch vor einigen Wochen.

Nachteil für die Gehorsamen?

Auf dem Rückweg treffe ich Tim Krüger, der mit ein paar Freunden durch die City zieht. Der Montag ist schließlich ein Feiertag, viele Leute haben frei, und dadurch ist die Innenstadt belebter als an einem beliebigen Sonntagabend. Tim findet, dass die Geschäfte, die sich an die Verordnung halten, einen Nachteil gegenüber denen haben, die das nicht tun. „Das ist unfair. Entweder alle schalten die Beleuchtung aus, oder keiner“, sagt der 30-Jährige. Zu dunkel sei es nicht, ergänzt er. „Ich finde, man könnte diese Werbung auch komplett ausschalten.“