Elektronik-Händler in Dortmund nimmt kein Bargeld mehr an Wie reagieren die Kunden?

Elektronik-Händler nimmt kein Bargeld mehr an: Das sagen die Kunden
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Der autorisierte Apple-Händler Gravis macht keinen Hehl draus. Auf der Tür des Geschäfts in der Dortmunder City gibt es einen kreisrunden und kaum zu übersehenden Hinweis mit den Worten: „Bei uns ist keine Bargeldzahlung mehr möglich.“ Der Laden an der Kampstraße akzeptiert EC- und Kreditkarten sowie mobile Bezahlsysteme wie Apple Pay.

Vor rund einer Woche hatte das Unternehmen, das zur Freenet AG gehört, angekündigt, Bargeld aus seinen 40 Läden in Deutschland zu verbannen. Seitdem hagelt es auf der Gravis-Facebookseite Kritik. Nutzer rufen sogar zum Boykott auf.

Unterschiedliche Reaktionen

Im Dortmunder Geschäft wollen sich die Gravis-Mitarbeiter auf Nachfrage nicht zu dem Thema äußern und verweisen auf die Pressestelle des Unternehmens. Man könne keine Angaben zum Käuferverhalten in einzelnen Filialen machen, teilt dort wiederum eine Sprecherin mit. Man habe jedoch mit Blick auf die 40 Stores festgestellt, dass seit zwei Jahren immer weniger Gravis-Kunden bar bezahlten - „zuletzt nur noch im niedrigen, einstelligen Prozentbereich“, ergänzt die Sprecherin.

Unser Reporter hat bei Gravis-Kunden vor dem Geschäft in der City nachgefragt, was sie über die Bargeld-Verbannung denken. Die Reaktionen fielen sehr unterschiedlich aus. Längst nicht alle Befragten hatten Zeit für eine ausführliche Antwort oder waren bereit, sich namentlich zitieren zu lassen.

Der Apple-Händler Gravis betreibt 40 Stores in Deutschland. Darunter ist auch ein Geschäft an der Kampstraße in Dortmund.
Der Apple-Händler Gravis betreibt 40 Stores in Deutschland. Darunter ist auch ein Geschäft an der Kampstraße in Dortmund. © Tim Schulze

Hannah Paschke (29) sagt, sie selbst störe es nicht, wenn keine Bargeldzahlung akzeptiert wird. „Ich zahle mittlerweile sowieso fast alles mit Karte.“ Die Dortmunderin denkt allerdings auch an ältere Mitbürger.

Ihre Mutter beispielsweise bevorzuge Barzahlung, sagt Paschke. Zudem könne es Probleme geben, falls die EC-Karte mal nicht funktioniere. Paschke positioniert sich gegenüber der Gravis-Entscheidung „neutral“, wie sie betont.

Ausschließlich Bargeld dabei

Ein Mann, geschätzt Mitte 50, kommt mit weiblicher Begleitung aus dem Dortmunder Store. Wie bewertet er Gravis' Bargeld-Verbannung? „Stört uns nicht“, ruft der Mann unserem Reporter zu.

Ein Mann, geschätzt 30 Jahre alt, sieht es ganz anders. „Ich habe gar nichts anderes als Bargeld dabei“, sagt er. Dass Gravis kein Bargeld mehr akzeptiert, findet er „nicht gut“. Der Mann ergänzt: „Dann kaufe ich eben woanders.“

Sven Kalbe (54) wiederum findet es super. Er wünscht sich sogar, dass allerorts komplett von Bargeld- auf Kartenzahlung umgestellt wird. Der Dortmunder verrät, dass er bei Gravis einen Einkauf über 129 Euro via Apple Pay getätigt hat.

Auch eine Frau - geschätzt 60 Jahre alt - begrüßt die Regelung. Lars Frerich (34) aus Dortmund sieht es anders. „Man sollte nicht gezwungen werden, mit der Karte zu bezahlen“, findet er. „Das Bargeld muss bleiben.“ Er sei nun mal „nicht so der Karten-Fan“.

Obligatorischer Kundenhinweis

Gravis begründet die Bargeld-Verbannung in einer Pressemitteilung mit „nachhaltigeren, effizienteren Prozessen“. Die Kunden seien technikaffin und zahlten gerne per Smartphone. „Für die Mitarbeitenden bedeutet der Wegfall von Bargeld weniger Zeitaufwand und mehr Sicherheit, etwa in Hinblick auf Falschgeld und den täglichen Transport von Bargeld zur Bank“, heißt es in der Mitteilung.

Der kreisrunde Hinweis am Eingang des Geschäfts ist übrigens obligatorisch. Nach Angaben der Verbraucherzentrale ist es Händlern tatsächlich nicht verboten, die Annahme von Bargeldzahlungen zu verweigern. Diese seien aber dazu verpflichtet, ihre Kundschaft auf diesen Umstand zu hinzuweisen - etwa durch einen gut sichtbaren Aushang im Geschäft.

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