Christiane Hoppe sucht bereits seit Juni nach neuen Mitarbeitern für ihr Schreibwarengeschäft Köhler mit angeschlossener kleiner Postfiliale.

© Wiebke Plöger

Für 20 Stunden Arbeit 3500 Euro? Händler auf schwieriger Mitarbeitersuche

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In einer Einkaufsstraße im Dortmunder Westen suchen auffallend viele Einzelhändler nach Mitarbeitern. Die Ansprüche sind nicht hoch – und trotzdem gibt es überraschende Hindernisse.

Lütgendortmund

, 11.10.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es sind nur wenige Hundert Meter der Limbecker Straße vom Marktplatz bis zur Lütgendortmunder Straße: Entlang dieser Strecke liegen gleich mehrere Geschäfte, die Personal suchen.

Die Geschäfte bewegen sich im Spektrum Gastronomie, Einzelhandel und Lebensmittelbereich. Sie suchen Aushilfen oder qualifizierte Fachkräfte. Das tun sie mit einem einfachen Mittel. Sie haben Aushänge gemacht.

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Schon seit Juni hat das Schreibwarengeschäft Köhler zwei Stellen ausgeschrieben. Ein Verkäufer oder eine Verkäuferin für das Geschäft an der Limbecker Straße 9-11 sowie für die angehängte Postfiliale mit jeweils 20 bis 30 Stunden.

Ein bisschen Qualifizierung

„Leute mit Qualifikation zu finden ist schwierig“, sagt Christiane Hoppe, Inhaberin des Schreibwarengeschäfts. Deshalb habe sie ihre Ansprüche mittlerweile schon runtergeschraubt.

Grundkenntnisse in Rechtschreibung und Rechnen sollten die Bewerberinnen und Bewerber besitzen, freundlich und aufgeschlossen sein. „Ein bisschen Qualifizierung“, nennt Christiane Hoppe das. „In unserem Bereich muss man auf den Kunden zugehen können. Wir verstecken uns nicht, wenn jemand reinkommt“, betont die Einzelhändlerin.

Einzelhandel wohl unattraktiv

Jedoch ist es offenbar insgesamt schwierig, Leute zu finden. Christiane Hoppe hatte die Stelle der Arbeitsagentur gemeldet. Fünf potenziellen Bewerbern sei die Ausschreibung weitergeleitet worden. „Von denen kam nie etwas“, sagt die Arbeitgeberin. Der Einzelhandel sei wohl nicht so beliebt, vermutet sie.

So sieht der Aushang direkt im Eingang des Schreibwarengeschäfts Köhler aus. Solche einfachen Aushänge finden sich in einigen Schaufenster entlang der Limbecker Straße vom Marktplatz bis zur Lütgendortmunder Straße.

So sieht der Aushang direkt im Eingang des Schreibwarengeschäfts Köhler aus. Solche einfachen Aushänge finden sich in einigen Schaufenster entlang der Limbecker Straße vom Marktplatz bis zur Lütgendortmunder Straße. © Natascha Jaschinski

Insgesamt vier Bewerberinnen und Bewerber habe es darüber hinaus für die beiden Stellen in den vergangenen vier Monaten gegeben. Gepasst hat es bislang bei keinem.

Manche Bewerber hätten horrende Vorstellungen. „Wir können keine 3500 Euro für eine 20-Stunden-Stelle zahlen“, sagt Christiane Hoppe, „dafür sind wir zu klein.“

Wünsche und Angebote passen nicht zusammen

Ein Problem, das auch der Arbeitsagentur bekannt ist. Häufig würden die Erwartungen der Arbeitgeber und die Erwartungen der Arbeitnehmer nicht zusammenpassen.

Die Gründe seien vielschichtig. Die zwei wichtigsten seien jedoch die Vergütung und die Arbeitszeiten. „Im Einzelhandel sind die langen Arbeitszeiten für manche unattraktiv“, sagt Sibylle Hünnemeyer, Pressesprecherin der Arbeitsagentur Dortmund. Sie ließen sich zum Beispiel häufig nicht mit Betreuungszeiten vereinbaren.

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Ein Umstand erschwert die Mitarbeitersuche zusätzlich: Das Bewerberpotenzial sei überschaubar. Im Bereich Verkauf Lebensmittel und Einzelhandel gebe es zurzeit 67 ausgeschriebene Stellen für ganz Dortmund. Aber nur 217 Arbeitslose, die in Frage kämen. „Ungünstig“, nennt das Sibylle Hünnemeyer. Es kämen drei Arbeitslose auf eine Stelle. „Das heißt ja nicht, dass sie zusammenpassen“, sagt sie.

Eine gute Möglichkeit, an Fachpersonal zu kommen

Bei sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen ab 20 Stunden aufwärts sei es immer gut, die Arbeitsagentur zu kontaktieren, empfiehlt die Pressesprecherin. „Es gibt Fördermöglichkeiten, zum Beispiel bei der Einstellung von Langzeitarbeitslosen“, sagt Sibylle Hünnemeyer. Voraussetzung sei jedoch die Kontaktaufnahme mit der Arbeitsagentur.

Zudem gebe es eine weitere gute Option, an qualifiziertes Personal zu gelangen: eine Ausbildung anbieten. Das könnten auch kleinere Läden. Eine Möglichkeit, die Christiane Hoppe schon nutzt. Sie beschäftigt zurzeit drei Auszubildende im Bereich Einzelhandel und Postdienstleistungen.