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„Eingriff in die Persönlichkeitsrechte“: Dortmunderin macht Front gegen Masern-Impfpflicht
Masern
Für Kitas und Schulen gilt seit dem 1. März eine Impfpflicht gegen Masern - für die Kinder und die Mitarbeiter. Nicht alle Dortmunder halten das für eine gute Lösung.
In mehreren Stufen greift seit dem 1. März ein Gesetz, das in Kindergärten und Schulen den Schutz vor der Infektionskrankheit Masern sicherstellen soll. Von der ersten Diskussion bis zum Beschluss des Gesetzes hat es rund sieben Monate gedauert. Der „Impfzwang“ gefällt nicht jedem.
Die 65-jährige Dortmunderin Karin Adesina etwa sieht das Gesetz kritisch. „Das ist ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Ich finde, es muss freiwillig sein“, sagt sie.
Dabei hat sie ihre eigenen Kinder früher selbst impfen lassen und hat keine grundlegenden medizinischen Vorbehalte gegen die Sache an sich. Sie positioniert sich nicht offen als „Impfgegnerin“.
Dortmunderin: „Demokratie muss andere Positionen aushalten“
„Aber ich finde, eine Demokratie muss es aushalten, dass es auch andere Positionen gibt“, sagt sie. Das sei ihr in der Debatte um die Masern zu kurz gekommen, die sehr emotional geführt worden sei.
Karin Adesina argumentiert mit dem Recht darauf, skeptisch zu sein. Sie verweist auf Zahlen der Landesregierung von Baden-Württemberg, laut denen die Summe der Entschädigungen für nachgewiesene Impfschäden seit Jahren steigend sei (zuletzt rund 17 Millionen Euro). „Mich würde schon interessieren, wie das für ganz Deutschland aussieht“, sagt Karin Adesina.
Sie stört der Druck, der durch ein Gesetz und die Androhung von Sanktionen auf Eltern ausgeübt werde. Sie wisse aus eigener Erfahrung, dass es Eltern gibt, die „verzweifelt“ sind angesichts der Androhung von Geldstrafen - oder der Verweigerung eines Kitaplatzes.
Alle neu angemeldeten Kinder müssen ab dem 1. März in Kitas Impfschutz vorweisen
Ab dem 1. März müssen Kitas und Schulen sicherstellen, dass Kinder und Mitarbeiter gegen Masern geimpft sind. Dann müssen alle neu angemeldeten Kinder die Masernimpfung nachweisen. Kinder, die bereits länger in der Kita sind, müssen bis zum 31. Juli 2021 den Nachweis erbringen.
In Schulen gilt: Die Impfverweigerer werden dem Gesundheitsamt gemeldet, damit die allgemeine Schulpflicht nicht durch das Gesetz ausgehebelt wird.
Unter impfkritischen Organisationen formiert sich weiterhin Widerstand gegen das Gesetz, das Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf den Weg gebracht hat.
Es gibt impfkritische Dortmunder - aber auch eine Mehrheit für die Impfpflicht
So bereitet etwa die „Initiative frei Impfentscheidung“ eine Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz vor. In Deutschland gibt es rund 200 impfkritische Elternstammtische. Darunter ist auch eine Adresse in Dortmund.
Als im April 2019 die Diskussion über die Maserimpfpflicht intensiver wurde, hatte diese Redaktion das Stimmungsbild in Dortmund dargestellt. Eine große Mehrheit sprach sich damals dafür aus.
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Haben Sie eine Meinung zur Impfpflicht gegen Masern? Schreiben Sie uns an felix.guth@lensingmedia.de. Ihre Ansichten und Positionen wollen wir in einem eigenen Debattenbeitrag zum Thema verwenden. Geben Sie deshalb bitte Ihren vollständigen Namen an. Einsendeschluss ist Sonntag, 15. März, um 12 Uhr.Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
