Auf Spurensuche zu Benno Elkan Der Dortmunder Künstler war Mitbegründer des FC Bayern München

„Eine große Ehre für meine Familie“: Auf Spurensuche zu Benno Elkan
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Normalerweise werden Spuren immer rarer, je länger die Lebenszeit eines Künstlers zurückliegt. Im Fall von Benno Elkan ist es zumindest für Dortmund anders. Immer mehr Spuren von ihm werden im Stadtbild sichtbar. Das neueste Beispiel: In der neu konzipierten Dauerausstellung des Museums Ostwall im „Dortmunder U“ sind drei Skulpturen des berühmten Künstlers mit Dortmunder Wurzeln zu sehen. Sehr zur Freude von Beryn Hammil, der Enkelin von Benno Elkan, die Anfang Mai erneut in Dortmund zu Besuch war.

Welche besondere Beziehung die Familie Elkan zu Dortmund hat, zeigt auch die neueste Ausgabe der „Heimat Dortmund“, der Zeitschrift des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark, die komplett den „Elkans“ gewidmet ist.

Benno Elkan wurde 1877 als Sohn des an der Brückstraße ansässigen Schneidermeisters Salomon Elkan geboren. In München, wo er Kunst studierte, gehörte er später zu den Mitbegründern des FC Bayern München. Vor allem aber schuf er an seinen verschiedenen Lebensstationen bedeutende Kunstwerke. Das bekannteste ist die „Große Menora“, der große siebenarmige Leuchter, vor dem Parlamentsgebäude in Jerusalem.

Benno Elkan
Benno Elkan in London mit dem Modell eines Kampfhahns, den er 1950 als Maskottchen für den Fußballverein Tottenham Hotspur geschaffen hat. © Stadtarchiv

Initiiert und mitverfasst haben das Heft über die Elkans der frühere Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Wolfgang E. Weick und BVB-Archiv und Ex-Stadtsprecher Gerd Kolbe - auch mit Hilfe von Material, das Beryn Hammil zur Verfügung gestellt hat.

Die Enkelin von Benno Elkan, die bei San Francisco in Kalifornien lebt, hatte 2011 von einer Ausstellung zu den Werken ihres Großvaters im Museum für Kunst und Kulturgeschichte erfahren und Kontakt nach Dortmund aufgenommen.

Archivbild von der Einweihung des Straßenschildes für die Benno-Elkan-Allee in Dortmund im Jahr 2016
2016 wurde das Straßenschild für die Benno-Elkan-Allee enthüllt. Dabei war neben BVB-Präsident Reinhard Rauball (v.l.) und dem damaligen Oberbürgermeister Ullrich Sierau auch Elkan-Enkelin Beryn Hammil. © Dan Laryea (A)

Mehrfach hat sie Dortmund seitdem besucht - unter anderem 2018 bei der Präsentation des 3-D-Kunstwerks „Bennos‘s Dream“, das als „virtuelles Mahnmal für die Toten des Krieges“ nach einem nie vollendeten Entwurf ihres Großvaters von 1959 in Dortmund entstanden und nun im Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen ist.

Es könnte als reproduzierbares Werk bald zum Exportschlager werden. Baryt Hammil hat Kontakte etwa zum Knesset-Museum in Jerusalem und Museen in den USA geknüpft. „Es gibt großes Interesse“, berichtet sie.

Baryn Hammil, Markus Rall und Ullrich Sierau
Gemeinsam mit Markus Rall, Geschäftsführer der Firma Viality, die die virtuelle Rekonstruktion des „Mahnmals für die wehrlosen Opfer des Bombenkriegs“ realisiert hat, und dem damaligen Oberbürgermeister Ullrich Sierau stellte Baryn Hammil das Kunstwerk „Benno‘s Dream“ vor. © Stephan Schütze (Archiv)

Auch die Entstehung der „Heimat Dortmund“ über ihre Vorfahren hat Beryn Hammil intensiv begleitet und einen Beitrag dazu geliefert. „Als ich es mit der Post bekam und den Umschlag geöffnet habe, hatte ich Tränen in den Augen“, berichtet die 77-Jährige. „Es ist eine große Ehre für meine Familie.“

Tour durch Deutschland

Bei ihrem Besuch in Deutschland wandelt sie nun gewissermaßen auf den Spuren ihres Großvaters und besucht Stationen seines Lebens - neben Dortmund auch Augsburg und Karlsruhe, wo ihre Mutter Ursula 1910 geboren wurde.

Eine Spurensuche zu den Werken Benno Elkans in Dortmund, verfasst von Oliver Volmerich, liefert wiederum die „Heimat Dortmund“. Sie beginnt mit dem Straßenschild für die 2016 gewidmete Benno-Elkan-Allee zu Füßen des U-Turms und dem virtuellen Mahnmal „Benno‘s Dream“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte.

Rekonstruktionen auf Ostfriedhof

Daneben sind besonders auf dem 1876 eingerichteten Ostfriedhof wichtige Werke. Auf dem 16 Hektar großen, parkähnlichen Gelände in der östlichen Innenstadt gibt es viele historische Gräber bekannter Dortmunder Familien wie Hoesch, Klönne, Schüchtermann und Wenker. Zu den mit vielen Kunstwerken verzierten Gräber gibt es regelmäßig Führungen und Rundgänge.

Insgesamt elf Kunstwerke hatte Elkan für Gräber auf dem Ostfriedhof geschaffen, von den allerdings mehrere verschollen sind – wie etwa die 1910 geschaffene Skulptur „Ruhende“. Ein 1905 von Elkan geschaffener Christuskopf mit Dornenkrone befand sich ursprünglich am Grabmal der Familie Feuerbaum, das allerdings im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Der Christuskopf aus Bronze konnte allerdings gerettet werden und gehört heute zu den Kunstschätzen der Kirche St. Marien in der Dortmunder Innenstadt. Er ist direkt neben dem berühmten Berswordt-Altar im Seitenschiff der Kirche zu bewundern.

Die bedeutendsten erhaltenen Werke Elkans auf dem Ostfriedhof sind ohne Zweifel die Skulptur „Wandelnde“ auf dem Grab der Familien Richter/Seippel. Sie war 1904 die erste Arbeit Elkans auf dem Friedhof. Nicht minder bedeutend: die Statue „Persephone“ auf dem Grab der Familie Borbein/Kirchhoff von 1908 und die Bronzetafel „Todesgang“ von 1910 auf dem Grabmal der Familie Schulze-Vellinghausen.

"Die Wandelnde" heißt die Skulptur von Benno Elkan auf dem Ostfriedhof
"Die Wandelnde" heißt die Skulptur von Benno Elkan auf dem Ostfriedhof, für deren Sicherung sich Ursula Wörmann, Heike Wulf und Gertrud Holtmeier eingesetzt haben. © Oliver Volmerich

Zu sehen sind auf dem Ostfriedhof inzwischen allerdings Repliken der denkmalgeschützten Kunstwerke Elkans. Nach mehreren Diebstählen auf dem Friedhof hat die städtische Friedhofsverwaltung auf Anregung der Bürgerinitiative „Freunde des Ostparks“ die wertvollen Kunstwerke abmontieren lassen und gesichert.

Wieder ins rechte Licht gerückt: Auch Bronzeplastiken gehören zu den gesicherten Kunstwerken von Benno Elkan auf dem Ostfriedhof.
Wieder ins rechte Licht gerückt: Auch Bronzeplastiken gehören zu den gesicherten Kunstwerken von Benno Elkan auf dem Ostfriedhof. © Oliver Volmerich

Eine Fachwerkstatt hat im Auftrag der Stadt Repliken aus Polymerbeton angefertigt, die Ende 2021 auf den Grabstätten angebracht wurden. Die Originale wurden ebenfalls aufgearbeitet. Sie könnten künftig an einem gesicherten Platz etwa im Foyer der Trauerhalle auf dem Hauptfriedhof oder im Museum für Kunst und Kulturgeschichte gezeigt werden. Auf jeden Fall werden sie vorerst als Teil des städtischen Kunstdepots sicher verwahrt.

Sie sind dort in guter Gesellschaft. Denn zum Bestand des Museums Ostwall (MO) gehören insgesamt 101 Arbeiten Elkans – Medaillen, Plaketten, Skulpturen und Zeichnungen. Die 1925 geschaffene Büste des Reichsaußenministers Walter Rathenau ist bis Ende 2023 ans Jüdische Museum in Dorsten ausgeliehen. Eine Bronze-Büste des früheren Bergwerks-Direktors Dr. Friedrich Wilhelm Müser, 1905 für den Sitzungssaal des Harpener Bergbau-Vereins geschaffen, ist als Dauerleihgabe im Deutschen Bergbaumuseum in Bochum.

Skulpturen in Dortmunder Institutionen

Zwei weitere Werke sind zumindest ‚halböffentlich‘ in Dortmunder Institutionen zu sehen:

  • Die Skulptur „Die Liegende“, die 1923 zur Eröffnung der damaligen Sparkassen-Hauptstelle an der Hansastraße – dem heutigen MKK – in Auftrag gegeben wurde, ist nun im Tresorraum der Sparkasse am Freistuhl ausgestellt.

  • Und die 42 Zentimeter hohe Bronzebüste des Journalisten Karlchen Richter, langjähriger Chefredakteur des Dortmunder Generalanzeigers, hat als Geschenk der Nachfahren Richters an die Stadt Dortmund einen Ehrenplatz im Lesesaal des Instituts für Zeitungsforschung in der Stadt- und Landesbibliothek am Max-von-der-Grün-Platz.

Werke im Dortmunder U

Zur besonderen Freude von Beryn Hammil und Wolfgang E. Weick sind drei bekannte Skulpturen Elkans nun auch in der neuen Sammlungspräsentation des MO, die Anfang Mai unter dem Titel „Kunst Leben Kunst – Das Museum Ostwall gestern, heute, morgen“ im „Dortmunder U“ zu sehen ist, vertreten: die 1912 geschaffene Bronze-Büste des Kunstmäzens Alfred Flechtheim, die Büste des Kunstkritikers Carl Einstein von 1911 und von Karl Valentin von 1924.

  • Benno Elkan wurde 1877 in Dortmund als Sohn des Schneidermeisters Salomon Elkan geboren. Er besucht das Stadtgymnasium, gründete den ersten Dortmunder Fußballverein und später während seines Studiums den 1. FC Bayern München mit.

  • Seine ersten Aufträge waren Grabmale, die noch heute auf dem Ostfriedhof zu sehen sind. Elkan lebte und arbeitete in Paris und Rom sowie in Frankfurt/Main, wo er das großstädtische Kulturleben in den 1920er-Jahren entscheidend prägte.

  • 1934 emigrierte er nach London und schuf dort u.a. Medaillen, Porträtbüsten und Leuchter für Kirchen wie die Westminster Abbey. In diesen Jahren entwickelte er seine Idee, einen großen siebenarmigen Leuchter, eine Menora-Skulptur zu schaffen – sein Lebenswerk. Der Leuchter wurde 1956 als Geschenk Großbritanniens an das israelische Parlament übergeben und steht noch heute vor der Knesset in Jerusalem.

  • Elkan starb am 9. Januar 1960 in London. Im April 2016 widmete ihm die Stadt Dortmund die Benno Elkan Allee am Dortmunder U.

  • Das Heft in der Reihe „Heimat Dortmund“ unter dem Titel „Die Elkans“ ist für 7,50 Euro im Buchhandel und im Stadtarchiv an der Märkischen Straße 14 erhältlich.

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