
© Jörg Bauerfeld
Ehemaliges Bordell in Dortmund wird zum zweiten Mal zwangsversteigert
Gebäude in Dortmund
Auf dem großen Plakat, das an dem vor mehr als 100 Jahren gebaute Haus hängt, steht noch der alte Verkaufspreis. 499.000 Euro sollte das ehemalige Club-Hotel bringen. Jetzt wird's günstiger.
Die große rote Laterne hängt noch immer an der Hausseite in Richtung Wittbräucker Straße. Das große Schild mit der Aufschrift „Club-Hotel“ hingegen ist kaum noch zu erkennen: Büsche haben es überwuchert.
Dabei war hier früher ziemlich was los. Jeder Taxifahrer in Dortmund kannte wohl die Hausnummer 273 an der Wittbräucker Straße. In der Kuhle zwischen Höchsten und Berghofen. Viele Jahre wurden hier Liebesdienste angeboten.
Rote Laterne leuchtete durch die Nacht
Immer, wenn die rote Laterne durch die Nacht leuchtete, war das Club-Hotel für Gäste geöffnet. Barraum, Sauna und „Gesellschaftszimmer“ sind wohl immer noch vorhanden.

Das Haus samt Grundstück kann ersteigert werden. © Jörg Bauerfeld
So steht es zumindest im Exposé der Kaufmann-Forum-Immobilien GmbH aus Rinteln, die das Haus in einer Versteigerung an den Mann oder Frau bringen möchten.
Um die 155.000 Euro soll es bringen. Verglichen mit dem zuvor aufgerufenen Kaufpreis von 499.000 Euro ist das ein regelrechter Schnapper. Sechs Kellerräume, Garderobe, Flur, zwei Ruheräume, Kaminzimmer, Barraum, Arbeitszimmer, Fitnessraum, Sauna, Liegeraum mit Tauchbecken, Duschraum, vier Gesellschaftszimmer und fünf WCs gibt es dafür.
Im Jahr 1909 erbaut
Das alles verteilt sich auf 332 Quadratmeter Wohnfläche, das Grundstück ist insgesamt 1360 Quadratmeter groß. Lange stand das Haus leer, das im Geburtsjahr von Borussia Dortmund, also 1909 erbaut wurde.

So sah das Gebäude kurz nach seiner Erbauung aus. Das Foto stammt aus dem Jahr 1910. © Archiv Treude
Vor mehr als zehn Jahren erlosch die rote Laterne für immer. 2017 gab es dann erste Pläne, was mit Haus und Grundstück passieren sollte. Ein Investor hatte vor, das Gebäude abzureißen und durch einen Kindergarten zu ersetzen.
Die Planungen wurden dann abgebrochen, weil es für Abriss und Neubau keine Zustimmung der Unteren Wasserbehörde gab. Ein Bach soll dafür verantwortlich gewesen sein, so der Investor.
Vermutlich der Heimatbach, der in der Berghofer Mark entspringt. Das vermutet zumindest der Berghofer Historiker Burkhard Treude.
Als Gasthof „Im kühlen Grunde“ erbaut
Der Plan Kita platze also und zu verkaufen war das Gebäude für den geforderten Preis auch nicht. Also ging es Richtung Versteigerung. Der erste Versuch endete aber mit einem Debakel.
So hat derjenige, der das Gebäude zunächst erworben hat, das zugesagte Geld nicht bezahlt. Also muss das ehemalige Bordell noch einmal unter den Hammer.

Die Gaststätte "Im kühlen Grunde" Ende 1920. © Archiv Simon
Ein Anlaufpunkt für Gäste des horizontalen Gewerbes war das Haus aber nicht immer. Bekannt wurde das Gebäude an der Wittbräucker Straße als „Gasthof im kühlen Grunde“.
Ausgeschenkt wurde dort im Übrigen bis in die 1920er-Jahre ein Bier aus dem Nachbarort Schüren. Das Quellen-Bräu. Die Brauerei stand einmal an der Schüruferstraße Ecke Adelenstraße.
Auf den Gastronomiebetrieb folgte an der Wittbräucker Straße ein „normaler“ Hotelbetrieb. Als Hotel Rink machte sich das Haus einen guten Namen. Die Besitzer wechselten und in den 80er-Jahren hielt dann das horizontale Gewerbe Einzug. Und die rote Laterne ging an.
Freier mit Drehleiter gerettet
Für einige Gäste wird dabei noch ein Rohrbruch in der Selzerstraße in unliebsamer Erinnerung sein. Die Senke, in der das Club-Hotel steht, lief voller Wasser und überschwemmte auch das Erdgeschoss.
Mithilfe von Drehleitern musste die Feuerwehr Freier und Damen aus dem ersten Stock holen.
Jetzt ist das geschichtsträchtige Haus samt Grundstück zu haben. „Das Objekt befindet sich in einem Versteigerungsverfahren. Der durch das Versteigerungsgericht festgesetzte Verkehrswert beträgt 155.000 Euro. Ein Erwerb im Rahmen der Zwangsversteigerung ist ab 155.000 Euro möglich. Der angebotene Erwerbspreis ist ein möglicher Zuschlagspreis in diesem Verfahren. Eine Erwerberprovision ist im Rahmen der Zwangsversteigerung nicht zu zahlen“, ist auf der Internetseite Immobilienscout24 zu lesen.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
