Junges Musiktalent begeistert an der Flöte
Durchs Wohnzimmer toben und Blockflöte spielen
Mit nur fünf Jahren hat Raphael Dieterle beim Regionalwettbewerb von „Jugend musiziert“ an der Blockflöte mehrere Preise gewonnen. Ein Besuch bei einer Familie, der ein Erfolg in Punkten gar nicht so wichtig ist.
Diese kleinen Hände beherrschen die Blockflöte schon ganz hervorragend. Sie gehören dem fünfjährigen Raphael Dieterle. © Dieter Jaeschke
"Jetzt bin ich aber schon sechs.“ So, das wäre klargestellt. Der Reporter ist gerade bei Familie Dieterle in Kirchhörde eingetroffen, Raphael setzt sich an den Küchentisch und kann es kaum erwarten: „Darf ich dir gleich etwas vorspielen?“ Ja klar, deshalb bin ich da, und auch, um die musikalische Familie kennenzulernen.
Da ist Vater Stefan (56), Medizinprofessor und Leiter des Dortmunder Kinderwunschzentrums, seine Partnerin Dr. Saskia Möckel (44), Gynäkologin, und Felicitas, neun Jahre alt. Wenn es nach der gemeinsamen Musiklehrerin der Geschwister geht, Gerda Hellwig, dann war es die große Schwester, die dafür gesorgt hat, dass Raphaels Talent so früh entdeckt wurde.
Felicitas spielte zwei Jahre Sopran-Blockflöte, zwei Jahre Alt-Blockflöte und wechselte im Januar zur Klarinette. Bei Geburtstagen in der Familie flötet Felicitas Ständchen, mit dem Vater übt sie gemeinsam, da wollte auch Raphael nicht ausgeschlossen sein. Nach den ersten Versuchen war schnell klar, dass der Junge ein Händchen für das Instrument hat. „Nun hat er seit einem guten Jahr Flötenunterricht in der Musikschule“, erzählt die Mama.
Kein Lampenfieber
Beim Regionalwettbewerb von „Jugend musiziert“ hat Raphael fünf Stücke vor der Jury gespielt. Was wohl für jeden mit Lampenfieber verbunden ist, muss für einen Fünfjährigen eine ganz besondere Herausforderung sein. „Es hat aber viel Spaß gemacht“, sagt Raphael treuherzig. Und so, wie er dabei lächelt, glaubt man es ihm gern. Unter den fünf Titeln waren der Schwabentanz von Leopold Mozart, die „Piets Ragtime“ von Piet Swerts und das „Reiterliedchen“ G-Dur von Gerhard Braun, das trotz seines eher niedlichen Namens als sehr anspruchsvoll zu spielen gilt. Raphael meisterte alle Stücke fehlerfrei, die Jury war begeistert.
„Mit Rücksicht auf das sehr junge Alter hat sich Raphael aber noch nicht für die überregionalen Runden qualifizieren können“, sagt Saskia Möckel. „Bei den Kleinen geht es doch um die Freude am Spiel, weniger um Leistungsdruck.“
Es bleibt auch Zeit zum Spielen: Raphael mit seiner neunjährigen Schwester Felicitas. © Dieter Jaeschke
Auch Vater Stefan Dieterle, der in Stuttgart aufgewachsen ist, betont, dass es ihm nicht um messbare Erfolge geht. Er ist die treibende musikalische Kraft in der Familie. „Ich habe als Kind Blockflöte gespielt, bin aber bald zur Klarinette gewechselt“, erzählt er. „Und die Musik hat mich ein Leben lang begleitet. Ich habe im Schulorchester gespielt, und an unsere Konzertfahrt mit der Oberstufe nach Südfrankreich erinnere ich mich immer wieder gern.“
Wichtiger als Erfolge bei Wettbewerben ist Dieterle, dass seine Kinder „kontinuierlich an einer Sache dranbleiben. Und ich wünsche ihnen diese schönen Gemeinschaftserlebnisse, die auch ich der Musik verdanke“. Was das betrifft, ist auch Raphael schon auf einem guten Weg.
Er spielt „Happy Birtday“ auf der Flöte
Wenn in seiner Kindergartengruppe jemand Geburtstag hat, dann spielt er „Happy Birthday“ auf der Flöte. „Da stehen den Erzieherinnen auch mal die Tränen in den Augen“, schmunzelt die Mutter, die aus Sachsen stammt. „Wir sind die einzigen echten Dortmunder hier“, stellt Raphael mit Blick auf Felicitas klar. Er schiebt das Lego-Parkhaus zur Seite, klappt den Notenständer aus und legt sich ein Notenblatt zurecht.
Gerade noch der quirlige Bub, der mit seiner Schwester durchs Wohnzimmer tobt, blickt er nun hoch konzentriert auf die Noten. Er atmet tief ein, spielt los. Sehr geübt wandern die kleinen Finger über die Grifflöcher des Holzblasinstrumentes, eine heitere Melodie erfüllt den Raum. „Zu Beginn hat Raphael einfach seine Schwester imitiert, doch inzwischen beherrscht er alle Noten des Blockflötenbereiches.“
Übt denn auch ein solches Talent immer gern? Da schmunzelt die Mutter. „Raphael weiß, dass er seinen Papa fast jeden Tag eine halbe Stunde ganz für sich allein hat, wenn er abends nach Hause kommt und dann gemeinsam mit ihm übt.“ Das wäre klargestellt.