Die B1-Bürgerinitiative will den Lkw-Verkehr auf der B1 in Dortmund verringern.

© Oliver Schaper (Archivbild)

Durchfahrverbot auf der B1: Großteil der Lkw hält sich nicht dran

rnNeue Verkehrszählung

Seit acht Monaten gilt ein Durchfahrverbot für Lkw über 7,5 Tonnen auf der B1 in Dortmund. Doch wird es auch eingehalten? Dazu gibt es jetzt erstmals Zahlen. Sie sind erschreckend.

Dortmund

, 01.12.2020, 07:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Jahrelang hat die B1-Bürgerinitiative für ein ganztägiges Durchfahrtsverbot für LKW auf der Bundesstraße 1 (B1) gestritten, auch vor Gericht. Am Ende war es die Klage der Deutschen Umwelthilfe wegen erhöhter Luftschadstoff-Werte, die den Erfolg brachte. Seit dem 24. März 2020 gilt nun rund um die Uhr ein Durchfahrtsverbot für Lkw über 7,5 Tonnen auf der B1 in Dortmund.

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Die spannende Frage ist, ob die Lkw-Fahrer sich auch daran halten. Antworten darauf liefert jetzt eine Verkehrszählung, die die B1-Initiative bei einem renommierten Büro für Verkehrsplanung, der Dortmunder Planersocietät, in Auftrag gegeben hat.

Das ernüchternde Ergebnis: Etwa 70 Prozent der Lkw in Fahrtrichtung Bochum und fast 60 Prozent der Lkw in Fahrtrichtung Unna nutzen die B1 trotz des Verbots ohne Halt weiterhin als Transitstrecke.

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Um festzustellen, wie viele Verkehrsteilnehmer - insbesondere Lkw - die B1 als Durchgangsstrecke nutzen, kamen an der Lübkestraße im Osten und der Schnettkerbrücke im Westen Video-Zählgeräte zum Einsatz. Gemessen wurde in beiden Fahrtrichtungen von 4 bis 6 Uhr, 7 bis 10 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Verkehrsbelastung ist weiterhin hoch

„Wir haben die üblichen morgendlichen und abendlichen Stoßzeiten an einem normalen Werktag außerhalb der Schulferien gewählt, um ein möglichst repräsentatives Bild zu erhalten. Es gab keine größeren Baustellen und der Wirtschaftsverkehr hatte nach dem Lockdown wieder Fahrt aufgenommen“, erläutert Dr. Michael Frehn von der Planersocietät.

Die Ergebnisse zeigen: Gegenüber der letzten Messung im Jahr 2016 ist die tägliche Kfz-Belastung auf der B1 um 1000 auf 81.700 Fahrzeuge angewachsen. „Der Lkw-Anteil hat zwar seit 2016 um etwa 1000 Lkw abgenommen, ist aber weiterhin mit 7,2 Prozent der Gesamt-Kfz-Belastung sehr hoch“, heißt es in der Analyse.

Das wichtigste Ergebnis: Trotz Lkw-Durchfahrtsverbot nutzen weiterhin mehr als die Hälfte der Lkw - zwischen 60 und 70 Prozent - die B1 als Transitstrecke. „Unsere Messungen zeigen, dass die bisherigen Maßnahmen zur Einhaltung des Lkw-Durchfahrverbots unzureichend sind“, bilanziert Gerhard Schubert als Vorsitzender der B1-Initiative.

Ausschilderung soll verbessert werden

Seine Folgerung: Offenbar reichen die Hinweisschilder an den Autobahn-Knotenpunkten, die auf das Lkw-Durchfahrtsverbot aufmerksam machen und den Schwerlastverkehr auf den Autobahnring um Dortmund lotsen sollen, nicht aus. „Ohne eine deutlichere Beschilderung und wirkungsvollere Kontrollen ist das Ziel, die Stickoxidwerte dauerhaft zu senken, nicht zu erreichen“, sagt Schubert.

Dieselfahrzeuge gelten als Hauptverursacher der Stickoxid-Belastung an der B1, die an zwei Stellen gemessen wird.

Dieselfahrzeuge gelten als Hauptverursacher der Stickoxid-Belastung an der B1, die an zwei Stellen gemessen wird. © Oliver Schaper (Archivbild)

Die Initiative schlägt vor, Schilder mit dem klaren Hinweis „Lieferverkehr frei“ anzubringen. „Die Stadt Hagen verwendet bereits eine ähnliche Beschilderung. Sie ist weniger missverständlich als die jetzt angebrachte Beschilderung und kann leichter über die Frachtpapiere von der Polizei kontrolliert werden“, erklärt Schubert.

Die Initiative ist überzeugt, dass mit regelmäßigen und strikten Kontrollen durch die Polizei oder automatischen Kontrollen der Lkw-Verkehr um rund 4000 Lkw am Tag reduziert werden kann - und damit auch die Belastung mit Luftschadstoffen.

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Das auch durch den Kompromiss mit der Deutschen Umwelthilfe vorgegebene Ziel ist, die Belastung mit Stickoxid an der B1, die in den letzten Jahren über dem von der EU tolerierten Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft lag, unter die kritische Grenze zu drücken. Bei der letzten Zwischenbilanz im Sommer lag der Wert an der Messstelle Rheinlanddamm unter 40 Mikrogramm.

Ob das auch in der Jahresbilanz so ist, bleibt aber abzuwarten. Wird das Ziel nicht erreicht, müsste das Lkw-Durchfahrtsverbot auf Lastwagen ab 3,5 Tonnen ausgedehnt werden.

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