Nicht nur die Spitzen von Stadt und Polizei sehen die Notwendigkeit, gegen den rasant angestiegenen Crack-Konsum und die damit verbundene Verelendung der Abhängigen vorzugehen. Auch die Politiker im Dortmunder Rat suchen nach Lösungen und wollen den bisherigen Weg der lokalen Drogenpolitik auf den Prüfstand stellen.
Entsprechende Anträge wurden von CDU, Grünen und SPD für die nächsten Sitzungen des Rates (21.9.) beziehungsweise des Bürgerdienste-Ausschusses (12.9.) gestellt.
Die Drogenproblematik mit all ihren Begleiterscheinungen wie Beschaffungskriminalität, aggressivem Betteln, Obdachlosigkeit und dem Verrichten von Notdurft im öffentlichen Raum hat bereits jetzt dem Image der Dortmunder Innenstadt erheblich geschadet. Zuletzt hatte der Dortmunder Weinhändler Matthias Hilgering einen Brandbrief an Oberbürgermeister Thomas Westphal geschrieben, weil er seine Familie und seine Angestellten von aggressiven Crack-Süchtigen im Umfeld des Drogenkonsumraums bedroht sieht.
SPD auch umgeschwenkt
Vor 21 Jahren wurde der Drogenkonsumraum zunächst in der Drogenhilfeeinrichtung Café Kick am Eisenmarkt/Kuhstraße eingerichtet, um typische Belastungen und soziale Folgespannungen zu reduzieren und den Konsumenten einen geschützten Raum in der Nähe des Gesundheitsamtes zu geben.
Mit dem Umzug des Gesundheitsamtes an den Hohen Wall zog auch der Drogenkonsumraum an den Hohen Wall/ Grafenhof. Bislang hatten die Fraktionen trotz wiederholter Diskussionen und Beschwerden von City-Händlern und Anwohnern an dem dortigen Standort direkt hinter der Thier-Galerie festgehalten. Jetzt allerdings könnte sich aufgrund der Crack-Problematik eine Mehrheit finden, die den Drogenkonsumraum an falscher Stelle angesiedelt sieht.
Nach CDU und FDP ist jetzt auch die SPD umgeschwenkt. Die Genossen wollen nun ebenfalls, dass die Verwaltung eine „ergebnisoffene Prüfung des Standortes“ vornimmt. „Ist der derzeitige Standort mitten in der Innenstadt noch zeitgemäß?“, lautet die Frage in dem SPD-Antrag für den Bürgerdienste-Ausschuss.
Dezentrale Drogenkonsumräume
Allein die Grünen und Die Linke+ halten den bisherigen zentralen Standort für unverzichtbar, könnten aber am Ende überstimmt werden. Mit wie viel Engagement die Verwaltung dann allerdings nach einer Alternative suchen würde, ist eine andere Frage. Bislang hatte die Politik von der Verwaltung immer zu hören bekommen, es gebe keinen anderen geeigneten Standort.

Grüne, SPD und CDU schlagen alle auch dezentrale, darunter mobile Drogenkonsumräume vor, um die Situation in der City zu entschärfen. Außerdem bringen CDU und SPD Video-Überwachung ins Spiel.
Die SPD fragt nach der Möglichkeit, „zur Weihnachtszeit ein Pilotprojekt auf den Weg zu bringen und eine Videobeobachtung auf dem Westenhellweg im Bereich des Drogenkonsumraums zu installieren.“
Mehr Suchthilfe
Da sich im Stadtgarten eine offene Drogenszene verfestigt hat, möchte die CDU die Polizei aufgefordert wissen, neben einer dortigen Videobeobachtung auch den Einsatz von Drogenspürhunden zu prüfen.
Unstrittig ist unter den politischen Akteuren, dass repressive Maßnahmen allein nicht helfen, um den Crack-Konsum in Dortmund und seine Begleiterscheinungen zurückzudrängen und der Lage wieder Herr zu werden. Alle fordern neben den bereits beschlossenen verlängerten Öffnungszeiten des Drogenkonsumraums eine Ausweitung der niederschwelligen Suchthilfe, mehr aufsuchende Sozialarbeit, mehr fachlichen Austausch unter den Akteuren und Prävention.
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