Die Verärgerung merkt man Ulrike Willeke auch nach einer Woche noch an. Mit großen Schritten geht sie vor Richtung Beet. Aber was ist passiert?
Am 13. Juli, einem Donnerstag, fiel der Rentnerin beim Gießen des Stauden-Beets im Garten der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus auf, dass hier etwas nicht stimme: Drei der kürzlich gepflanzten Bambus-Stauden fehlten - gestohlen. Auch ohne Willekes Hinweis sind die groben Löcher im lockeren Beet-Boden gut zu erkennen.
Im ersten Moment war Willeke nur erstaunt. Sie hat sich gefragt „wie dreist können die Leute sein?“ Das Ganze sei eine echte Sauerei, findet sie. Besonders wenn man die Geschichte hinter der Staudenpflanzung kennt.
Die 72-Jährige hat das gesamte Stauden-Beet mit einer Firmlingsgruppe der Kirchengemeinde angelegt. Am Nachmittag des 20. Mai habe die 15-köpfige Gruppe die Grasnarbe auf dem etwa 18-Quadratmeter großen Feld abgetragen - später dann säckeweise Rindenmulch geschleppt und ausgelegt. Ein paar Wochen später wurde die Fläche dann umgegraben und mit den Setzlingen bepflanzt.
Willeke erinnert sich noch an die astronomisch hohen Temperaturen. „Es war furchtbar heiß - trotzdem waren alle mit viel Eifer dabei“, sagt sie mit einem gewissen Stolz. Sie selbst hat den ganzen Prozess mit der Fotokamera begleitet. Einer der Firmlinge sitzt im Rollstuhl, ließ sich aber davon nicht abbringen mit anzupacken, wie auf den Fotos zu sehen ist. Die etwa 60 Zentimeter hohen Stauden sind gut zu erkennen, die stolzen Jugendliche ebenfalls.

Besonders sauer ist Willeke genau aus diesem Grund. „15 junge Menschen haben hier mehrere Wochenenden geschuftet und das ist der Dank?“, fragt Ulrike Willeke mit energischer Stimme.
Die ganze Idee mit den Stauden-Beet ist eine Aktion für den Klimaschutz, erklärt die 72-Jährige. „Das Motto war: Jugendliche sollten nicht fromm ihre Hände falten, sondern sich selbst entfalten.“ Ein Versuch des Pastoralen Raums Dortmund-Ost, die Firmlinge aktiver mit Klimaschutz in Berührung zu bringen.
Der beklaute Stauden-Garten ist nicht der erste seiner Art. Der Erste wurde letztes Jahr auf dem Gelände der Pfarrkirche St. Clemens in Hombruch angelegt, erzählt Frau Willeke. Die Aktion sei sehr gut angekommen - umso betrüblicher, dass hier in Neuasseln jetzt sowas passiert ist.
„Das muss jemand aus Neuasseln gewesen sein“
Vom Parkplatz der Gemeinde St. Nikolaus von Flüe zum beklauten Beet sind es nur ein paar Meter Fußweg. Willeke vermutet, dass die Diebe diesen Weg gekommen sind.
Die 72-Jährige war lange Zeit Lehrerin am Mallinckrodt-Gymnasium in Dortmund. Auch ihr früherer Beruf ist der Grund für ihr jetziges Engagement. „Es ging mir darum, jungen Leuten die Ehrfurcht vor der Natur zu lehren“, sagt die Rentnerin. Diese Ehrfurcht hatte der Dieb jedenfalls nicht - achtlos wurden andere Pflanzen zertreten und in der Eile zerstört. „Was ist das für eine Selbstbedienungs-Mentalität?“, fragt sie sich aufgebracht.
Sie deutet auf die Löcher. „Das muss jemand aus Neuasseln gewesen sein. Sowas macht man nur, wenn man das Gelände kennt - und das entsprechende Gerät hat“, sagt die 72-Jährige.
Ganz will Ulrike Willeke die Hoffnung nicht aufgeben. Sie sei im Grunde ihres Herzens optimistisch, sagt sie. Vielleicht finden die Pflanzen ja doch noch den Weg zurück zum Staudenbeet in Neuasseln. Das wäre den Firmlingen zu wünschen, sagt die 72-Jährige.
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