Ganz in der Nähe der B1 wohnen Michael und Kirsten Steinhoff in einer ruhigen Siedlung zwischen Märkischer Straße und Voßkuhle. Doch die Lage hat in den vergangenen Jahren auch Nachteile mit sich gebracht: Immer wieder muss das Paar wegen Bomben-Evakuierungen aus dem Haus.
So auch am Mittwoch (19.4.): Direkt an der B1 ist bei Bauarbeiten ein Blindgänger gefunden worden. Das wusste Michael Steinhoff aber noch nicht, als er nachmittags zum Tennis fuhr. Zwischen 16.30 und 17 Uhr machte er sich auf den Rückweg.
Für 17 Uhr hatte die Stadt Dortmund den Start der Evakuierung angekündigt. In einem Radius von 250 Metern um den Fundort mussten rund 600 Menschen aus ihren Häusern. Doch bereits um 16.33 Uhr hat die Verwaltung getwittert: „Die Vollsperrung der B1 aufgrund der Entschärfung wird frühestens um 19.45 Uhr eingerichtet.“
Der Grund dafür war das Konzert von Helene Fischer in der Westfalenhalle, dessen Anreiseverkehr nicht behelligt werden sollte. Doch schon kurz vor 17 Uhr habe er vor gesperrten Straßen gestanden, sagt Michael Steinhoff. Nein, auch nicht nur schnell zum Duschen dürfe er nach Hause. Obwohl bekannt war, dass bis zur Entschärfung noch rund drei Stunden Zeit waren.
„Bis dahin fünfmal geduscht“
„Ich habe denen meinen Personalausweis gezeigt, aber es hieß: ‚Das geht nicht, wir dürfen keinen durchlassen‘“, erzählt der Anwohner. Im Evakuierungsradius liegt auch ein Seniorenheim: „Bis ihr das evakuiert habt, bin ich fünfmal geduscht“, habe Steinhoff dem städtischen Personal gesagt. Erfolglos.
Nach einiger Diskussion fuhr er im Trainingsanzug in ein nahegelegenes Lokal, wo sich mehrere Nachbarn die Zeit vertrieben haben. Bis die Stadt kurz nach 21 Uhr informierte, dass die Sperrungen nach erfolgreicher Entschärfung aufgehoben wurden. „Den Abend stellen wir der Helene in Rechnung“, sagt Kirsten Steinhoff scherzhaft. Doch der Unmut ist bei dem Paar weiterhin groß.

„Wir können den Ärger des Herrn verstehen“, sagt Stadtsprecher Maximilian Löchter. Aber wenn die Evakuierung nun mal für 17 Uhr angesetzt sei, komme niemand mehr in das Gebiet: „Es tut uns leid, aber Ausnahmen lassen sich nicht machen.“ Dabei könne es auch sein, dass an manchen Stellen ein paar Minuten vorher schon die Sperrungen eingerichtet werden.
„Die Komplettsperrung einer wichtigen Verkehrsachse wie der B1 ist eine andere Sache“, sagt Löchter. Man habe den zeitlichen Vorlauf gebraucht, um die vollständige Evakuierung sicherzustellen. Die B1 konnte man mit der Stadtbahnlinie aber von einem Moment auf den anderen sperren und danach zeitig mit der Entschärfung beginnen.
Der Stadt Dortmund sei bei solchen Maßnahmen immer wichtig, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten. Deshalb habe man die B1 so lange wie möglich offen gehalten.
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