Kerstin und Wolfgang Froese stehen vor den Häusern Brackeler Hellweg 94 und 96, in die nun die ersten Mieter eingezogen sind

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Drei Häuser am Hellweg fast fertig - aber Ärger um fehlende Genehmigung

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Entlang des Brackeler Hellwegs sind drei neue Häuser entstanden, die schon bezogen sind oder kurz davor stehen, bezogen zu werden. Ärger gibt es über den Plan, zwei weitere Häuser zu bauen.

Brackel

, 01.04.2022, 09:35 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Langzeitbaustelle am Brackeler Hellweg 94 bis 98 schreitet ihrer Vollendung entgegen. In das Haus 94 mit 21 Wohnungen sind die Mieter in den vergangenen Wochen bereits eingezogen. Die 14 Wohnungen des Hauses 96 werden zum 1. Juni bezugsfertig und sollen nun vermietet werden. Das erklären Wolfgang und Kerstin Froese (Vater und Tochter) vom gleichnamigen Bauträger mit Firmensitz in Aplerbeck.

Etwas länger - vermutlich bis zum Herbst - brauchen noch die 21 Wohnungen des Hauses 98. Dort wird auch das Büro des Pflegedienstes „Pflegezeit“ einziehen, sodass dieser Service für künftige Bewohner quasi im eigenen Haus ist.

Tiefgarage, Aufzüge, Tageslichtbäder

Hier einige Eckdaten zu den drei Neubauten: Es gibt eine Tiefgarage, Aufzüge, Tageslichtbäder, Balkone beziehungsweise Terrassen, eine Dreifachverglasung zum Brackeler Hellweg hin und eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, die zwar die Gastherme nicht vollkommen ersetzt, diese aber in einer Weise entlastet, die sich energiekostenmindernd auswirkt. Die zwischen 56 und 98 Quadratmeter großen Zweieinhalb- beziehungsweise Dreieinhalbzimmer-Wohnungen kosten zwischen 545 und 985 Euro Kaltmiete monatlich. Im rückwärtigen Teil der drei Häuser - also auf der vom Brackeler Hellweg abgewandten Seite soll eine parkähnliche Landschaft entstehen.

Im Brackeler Dreieck zwischen Brackeler Hellweg, Nießstraße und Reichshofstraße sollen zwei weitere Häuser entstehen, für die die Baugenehmigung noch fehlt

Im Brackeler Dreieck zwischen Brackeler Hellweg, Nießstraße und Reichshofstraße sollen zwei weitere Häuser entstehen, für die die Baugenehmigung noch fehlt. © Andreas Schröter

Eigentlich wollen die Froeses neben diesem Park noch zwei weitere Häuser mit jeweils 15 Wohnungen errichten. Das scheitert aber bisher an der fehlenden Baugenehmigung. Die Stadt stelle sich auf den Standpunkt, dafür brauche es eine Änderung im Bebauungsplan, so Wolfgang Froese.

Bürgerinitiative hat sich 2015 gegründet

Zur Erinnerung: Bereits im Jahr 2015 hatte sich auf Betreiben unter anderem von Anwohner Bernd Wangerin eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Brackeler Dreieeck“ gegründet, die gegen die Pläne Froeses vorging. Gemeint war das Dreieck zwischen den Straßen Nießstraße, Reichshofstraße und Brackeler Hellweg. Froese wollte damals noch einen Supermarkt bauen, und die Anwohner fürchteten zu viel Verkehr in dem engen Gebiet.

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Diese Pläne seien vom Tisch, sagt Wolfgang Froese heute. Er habe sich mit den Mitgliedern der Bürgerinitiative zusammengesetzt und sei inzwischen komplett mit ihnen einig. Teil der Vereinbarung sei, dass es innerhalb besagten Dreiecks keinen Autoverkehr gebe. Auch die beiden geplanten Häuser im rückwärtigen Teil würden über den Brackeker Hellweg beziehungsweise die Reichshofstraße erschlossen. Eine neue Stichstraße würde nicht errichtet. Umso ärgerlicher ist es für die Froeses, dass sie auch in Zeiten von Wohnungsknappheit diese beiden Häuser (bisher) trotz dieser Einigung nicht in die Tat umsetzen können.

Stadtsprecher Christian Schön sagt zu diesem Thema: „Die Grundstücke, die der Bauträger Froese bebauen möchte, liegen in einem Bereich, in dem es keinen Bebauungsplan gibt.“ Das komme durchaus häufig vor. Für solche Fälle gebe es im Baugesetzbuch (BauGB) den Paragraphen 34. Und der besage, dass man im Baugenehmigungsverfahren prüfen muss, ob sich die geplanten neuen Gebäude in die Umgebung einfügen.

Bislang ausschließlich Straßenrandbebauung

Mehrere Merkmale seien dabei für die Bewertung heranzuziehen. Zum Beispiel werde geprüft, in welcher Tiefe die Grundstücke in der maßgeblichen Umgebung bebaut sind. Und genau hier liege im vorliegenden Fall das Problem. Da im Straßendreieck Reichshofstraße, Brackeler Hellweg, Nießstraße heute ausschließlich Straßenrandbebauung vorhanden sei und sich im inneren Bereich des Straßendreiecks keine Hauptgebäude befinden, ergeben sich aus dem Bestand heraus quasi faktische Baugrenzen.

Deshalb sei die Zulässigkeit für die drei jetzt entstandenen Gebäude längs des Brackeler Hellwegs kein Problem. Für die zwei anderen Häuser dagegen müsse die Zulässigkeit im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens zunächst hergestellt werden, weil sie sich eben nicht einfügen und über den Paragraphen 34 genehmigen lassen. Dies sei dem Bauträger auch so vermittelt und erläutert worden.

Rechtslage muss im Bebauungsplan-Verfahren geklärt werden

Inwiefern der Bebauungsvorschlag im Innern tatsächlich umgesetzt werden kann, müsse also im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens geklärt werden und sei von entsprechenden Beschlüssen des Rates abhängig.

Christian Schön weiter: „Im Jahresarbeitsprogramm des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes für 2022 ist das Projekt nicht vorgesehen.“ Aufgrund der verhältnismäßig geringen Anzahl zusätzlicher Wohneinheiten, keiner Schaffung öffentlicher Infrastruktur und begrenzter personeller Kapazitäten sei das Projekt in den vergangenen Jahren zugunsten anderer Flächenentwicklungen zurückgestellt worden.

„Stadt muss Prioritäten setzen“

Der Wohnungsmarkt in Dortmund sei angespannt und die Stadt habe sich die Zielmarke von 2000 neuen Wohneinheiten pro Jahr gesetzt. Die Aufstellung von Bebauungsplänen sei dafür eine wichtige Grundlage. Der Aufwand für ein Bebauungsplanverfahren sei häufig ähnlich groß und unabhängig davon, wie viele Wohnungen jeweils entstehen sollen. Also sei eine Priorisierung der Projekte anhand der Zahl der erwarteten Wohnungen sowie der Schaffung von öffentlichen Infrastruktureinrichtungen wie Kindertagesstätten eine wichtige Konsequenz, wenn die personelle Kapazität schlichtweg Grenzen setze.

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Die Froeses bauen derzeit noch an anderer Stelle: Am Wickeder Hellweg 117 und 119 entstehen zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 19 Wohnungen in einer Größe von zwei bis viereinhalb Zimmern und 57 bis 101 m² Wohnfläche. Die Vermietung soll voraussichtlich ab Herbst 2022 beginnen.

Auch am Wickeder Hellweg bauen die Froeses zwei Mehrfamilienhäuser. Die Vermietung der wohnungen beginnt im Herbst

Auch am Wickeder Hellweg bauen die Froeses zwei Mehrfamilienhäuser. Die Vermietung der wohnungen beginnt im Herbst. © Andreas Schröter

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