Die Musikerin Ronja Maltzahn hat eine hitzige Debatte über kulturelle Aneignung und Rassismus ausgelöst - auch in Dortmund. Da sie Dreadlocks trägt, darf Maltzahn nicht bei der Fridays-for-Future-Demo in Hannover auftreten. © picture alliance/dpa

„Fridays for Future“

Streit um Dreadlocks: „Wissen, dass wir weiterhin rassistisch handeln“

Eine Ortsgruppe von „Fridays for Future“ hat eine Künstlerin ausgeladen, weil sie als Weiße Dreadlocks trägt. Wie stehen Mitglieder der Klimabewegung in Dortmund dazu?

Dortmund

, 24.03.2022 / Lesedauer: 3 min

Die Absage eines Auftritts von Ronja Maltzahn, einer weißen Musikerin mit Dreadlock-Frisur, ist ein Detail unter hunderten Klimastreik-Veranstaltungen von „Fridays for Future“ (FFF) in Deutschland am Freitag (25.3.). Aber es bestimmt die Debatte, auch in Dortmund.

Der Auftritt der Künstlerin in Hannover war am Donnerstag abgesagt worden. Die Begründung: Sie trage als Weiße Dreadlocks, also geflochtene und verfilzte Haarsträhnen - eine Frisur, die in der afroamerikanischen Kultur ihren Ursprung hat.

Dreadlocks als „kulturelle Aneignung“?

Dies wird ihr als kulturelle Aneignung ausgelegt. Hierbei wird ein Kulturelement aus Mode- oder Profitgründen übernommen, ohne die Unterdrückungserfahrung zu machen, die damit oft verbunden ist.

Wie steht „Fridays For Future“ in Dortmund zu dem Thema? Sprecherin Lea Blesch sagt auf Anfrage: „Grundsätzlich kommentieren wir das Verhalten anderer Ortsgruppen nicht.“ Blesch gibt an, dass in den Jahren 2019 und 2020 auch in Dortmund Musikerinnen und Musiker mit Locks aufgetreten seien.

Auch in Dortmund traten schon Musiker mit Dreadlocks auf

Sie verweist darauf, dass sich auch Dortmunder Aktivistinnen und Aktivisten mit dem Thema Rassismus innerhalb von „Friday for Future Dortmund“ befassen.

Man befinde sich in einem „kontinuierlichen Reflektionsprozess, was strukturelle Diskriminierung angeht“. Dies gelte für Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Sexualität, der körperlichen Fähigkeiten (Ableismus), des Aussehens (Lookismus) sowie für Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus.

Eine bunte Bewegung: Fridays for Future-Demonstratinnen und Demonstranten beim globalen Klimastreik im September 2020 in Dortmund In einer anderen Stadt ist die Klimabewegung in eine hitzige Debatte über kulturelle Aneignung und Rassismus geraten. © Schaper

Innerhalb der FFF-Bewegung hat 2020 eine Debatte über die Rolle von „People of Color“ eingesetzt. Diese fühlen sich nicht ausreichend repräsentiert und auf bestimmte Rollen herabgesetzt.

„Wir wissen, dass wir weiterhin rassistisch denken und handeln“

Dies hat laut „Fridays for Future Dortmund“ den benannten Reflektionsprozess eingeleitet.

„Wir wissen, dass wir weiterhin rassistisch denken und handeln, weil wir so sozialisiert sind und die Gesellschaft strukturell rassistisch ist“, sagt Lea Blesch. „Wir wissen, dass die ursprüngliche Form des Klimastreiks an und für sich eine Protestform eher weißer Schülerinnen und Schüler ist.“

Eine Ursache dafür sei, dass Lehrkräfte etlichen Schülern aufgrund rassistischer Zuschreibungen schlicht nicht glauben würden, dass diese sich für Klimagerechtigkeit engagieren, sondern die Schule schwänzen würden, indem sie sich für den Klimastreik abmelden, so die Dortmunder FFF-Sprecherin.

So wirkt die „Fridays for Future“ der strukturellen Diskriminierung entgegen

Dem versuche die Gruppierung entgegenzuwirken. Dies geschehe durch Bücher, durch Repräsentation auf den Klimastreiks und durch Zusammenarbeit mit entsprechenden Gruppen. „Für uns kommt es auf interne Reflektion und gelebte Solidarität an“, sagt Lea Blesch.

Als Beispiele nennt sie einen Auftritt der Band „Rapfugees“ aus Hamburg beim globalen Klimastreik im September 2020 sowie internationale Redebeiträge von Klimaaktivisten aus Kolumbien und von den Philippinen.

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Es gibt laut der Sprecherin zudem einen Austausch mit dem Jugendforum in der Nordstadt über Rassismus-Erfahrungen von Jugendlichen sowie eine Kooperation mit der Jugendorganisation des türkischen Arbeitervereins DIDF.

Am Freitag (25.3.) wird Dortmund Teil des zehnten weltweiten Klimastreiks sein. Unter dem Motto „#PeopleNotProfit“ und „#ReichtHaltNicht“ wird es in Dortmund ab 16 Uhr auf dem Friedensplatz Aktionen geben. Ab 14 Uhr fahren die Teilnehmenden in einer Fahrrad-Sternfahrt von verschiedenen Punkten aus in die Dortmunder Innenstadt.

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