
© Dreier
Dortmunds wohl bekanntestes Sex-Kino soll spektakulärem Neubau weichen
Nordseite des Hauptbahnhofs
Die Stadt hegt große Pläne zur Neugestaltung der Nordseite des Dortmunder Hauptbahnhofs – inklusive des Burgtors. Für das ehemalige „Studio X“ gibt es einen spektakulären Vorschlag.
Das frühere Erotikkino namens „Studio X“ hinter dem Burgtor ist seit Jahren geschlossen. Die weiteren Teile des Gebäudekomplexes allerdings werden noch genutzt: Oberhalb des früheren Kinos befinden sich Wohnungen.
Linker Hand des früheren Eingangs befinden sich zwei Gewerbeeinheiten in Form eines Kiosks und eines Friseurs, rechter Hand ein Grill- beziehungsweise Restaurantbetrieb. Eigentümer des Grundstücks ist der Dortmunder Rechtsanwalt und Notar Dr. Conrad Dreier aus Hombruch.
Er möchte das Grundstück städtebaulich aufwerten und, wenn man so will, einen neuen Eingangsbereich zur Münsterstraße schaffen.

Die Tage des derzeitigen Gebäudekomplexes mit dem früheren Erotikkino (hier der Eingang Leopoldstraße) sind gezählt. © Schaper
Die vorhandene Immobilie soll abgerissen und durch ein markantes und spektakuläres Gebäudeensemble ersetzt werden: Investor Dreier plant an dem Standort ein 15-geschossiges Hochhaus, das durch zwei weitere 5-geschossige Neubauten flankiert und mit einem begrünten Innenhof ausgestattet wird.
Tiefgarage soll rund 420 Stellplätze erhalten
Durch das Neubauvorhaben würden zusätzliche Kapazitäten von insgesamt rund 20.000 Quadratmeter (Bruttogeschossfläche) entstehen. Zum Vergleich: Der frühere RWE/Innogy-Tower am Freistuhl bringt es auf 21 Etagen und rund 25.000 Quadratmeter.
Der genaue Nutzungsmix für den Hochhaus-Komplex im Dreieck von Münster-, Stein- und Leopoldstraße bleibt der weiteren Entwicklung vorbehalten: Neben einer Büronutzung sind beispielsweise Einzelhandel, Gastronomiebetriebe, Arztpraxen und Pflegedienste denkbar. „Mietinteressenten sind bereits vorhanden“, sagt Grundstückseigentümer Dr. Dreier.
Ob eine ebenfalls angedachte Hotelnutzung in einem der beiden kleineren Baukörper zum Tragen kommt, lässt er mit Blick auf den weiteren Verlauf der Coronapandemie offen – Hotelbetreiber kämpfen derzeit ums Überleben.
Ebenfalls angedacht ist eine Tiefgarage mit rund 420 Stellplätzen – und möglicherweise eine Zufahrt von der Münsterstraße. Ob sie tatsächlich realisiert werden kann, ist allerdings noch offen. „Wir befinden uns in Gesprächen mit der Stadt“, sagt Dr. Dreier.
Gestaltungsbeirat bevorzugt Hochhaus-Variante
Über einen anderen Punkt hat man inzwischen Einigkeit erzielt: Um seine Neubaupläne zu realisieren, benötigt der Investor zwei städtische Grundstücke. Das betrifft sowohl die Rasenfläche an der Einfahrt zur Münsterstraße als auch die unbefestigte Parkfläche an der Steinstraße. Die Stadt ist nun auch bereit, beide Grundstücke an den Investor zu veräußern.
Der Bebauungsplan lässt ein 15-geschossiges Hochhaus an dem Standort ausdrücklich zu. Die Stadt jedenfalls hat großes Interesse an der Entwicklung des Grundstücks: Der Bereich, in dem sich das Areal befindet, gehört mit zum städtebaulichen Ideenwettbewerb „Umfeld Hauptbahnhof Nord“.
Die Planer möchten dem gesamten Gebiet nördlich des Hauptbahnhofs ein völlig neues Gesicht geben – und dabei auch das Burgtor einbeziehen.
Investor würde gern 2023 mit dem Bau starten
Der Gestaltungsbeirat der Stadt, der sich mit Fragen der Architektur beschäftigt, hat mehrere Varianten für eine Bebauung des früheren Erotikkino-Grundstücks gesehen. Ergebnis: Die Hochhaus-Variante erhält den Vorzug. Sie soll nun im Rahmen eines Qualifizierungsverfahrens verfeinert werden – was der Investor auch in die Wege leiten will. „Wir stimmen uns mit der Stadt ab“, sagt Dr. Dreier.
Der exakte Zeitpunkt für Abbruch und Baustart sind naturgemäß noch offen. Auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben will der Investor den Startschuss aber nicht. „2023 würde ich nach Möglichkeit gern anfangen“, so Bauherr Dreier.
Das Grundstück würde in Familienbesitz bleiben: Dr. Dreiers Großvater hatte es nach dem Krieg als Trümmergrundstück gekauft und bebaut. Größter Mieter war das damalige Decla-Kino: ein Schmuckstück mit fast 1000 Plätzen und der größten Leinwand Dortmunds.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.