Oberbürgermeister Thomas Westphal hatte für die Impfquote einen Vergleich aus dem Fußball. © Stephan Schuetze
Corona-Pandemie
Dortmunds OB Westphal: „Schmeißen Sie die Impfquote weg. Sie sagt nichts.“
Dortmund gehört bei der Impfquote von Beginn an zu den Schlusslichtern in Westfalen-Lippe. Oberbürgermeister Thomas Westphal hat dazu eine überraschende Empfehlung.
Man kann es drehen und wenden, wie man will – Dortmund gehört im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) bei der Impfquote stets zu den Schlusslichtern. Auch am Dienstag (4. Mai) lag die Westfalenmetropole mit 26,61 Prozent Erstimpfungen der Bevölkerung auf dem vorletzten Platz, während andere Städte wie Bochum (29,26 Prozent) oder Hagen (35,47 Prozent) schon einen größeren Bevölkerungsanteil geimpft haben.
Doch das ficht die Dortmunder Stadtspitze nicht an. Sie hält die Impfquote schlichtweg für einen ungeeigneten Maßstab. Oberbürgermeister Thomas Westphal gab sogar am Dienstag nach der Sitzung des Verwaltungsvorstands gegenüber den Medien die Empfehlung: „Schmeißen Sie die Quote weg. Sie sagt nichts.“
Der OB erklärte die Impfquote kurzerhand als „eine der unsinnigsten Statistiken, die wir in der Pandemie haben“; denn sie erwecke den Eindruck, „dass eine Stadt eigenverantwortlich vollständig über alles das, was mit Impfen zusammenhängt, verfügen könnte. Das tun wir nicht.“
Wie Fehlentscheidungen vom Schiedsrichter
Das beginne schon beim Einkauf des Impfstoffs, so Westphal: „Wenn man uns Weihnachten 1,2 Millionen Dosen Impfstoff in den Kühlschrank gestellt hätte und wir das nach unseren Vorstellungen hätten verimpfen können, und das alle Städte so hätten machen müssen, dann könnte man darüber reden. Aber unter den Gegebenheiten, die wir jetzt haben, eben nicht“, sagte der OB.
Westphal zog für seine Kritik an der Quote einen Vergleich zum Fußball: „Das wäre in etwa so, als würde man eine Bundesliga-Tabelle machen und die Mannschaften danach beurteilen, wie viele Fehlentscheidungen der Schiedsrichter bei Heimspielen gemacht hat. Und die Fehlentscheidungsquote dafür nehmen würde, welchen Bundesligaplatz man hat. Das würde keiner tun.“
Die richtige Frage dagegen sei, sagte der OB: „Wie kriegen wir es hin, dass die Menschen in dieser Stadt geimpft werden.“
Weniger Impfungen in Arztpraxen
Gesundheitsdezernentin Birgit Zoerner erläuterte den Hintergrund zu Westphals Äußerungen und kritisierte ebenfalls, dass die Impfquote im Verhältnis zur Bevölkerungszahl berechnet werde. „Wir kriegen aber keinen Impfstoff im Verhältnis zur Bevölkerungszahl.“
Der Impfstoff werde im Verhältnis zu einzelnen Priorisierungsgruppen zugeteilt wie zum Beispiel anfangs für Bewohner und Mitarbeiter von stationären Pflegeeinrichtungen, die sich gemeldet hätten, so Zoerner. Davon gebe es aber in der einen Stadt mehr und in der anderen weniger.
Die Impfzentren erhielten Impfstoff nach verschiedenen Schlüsseln zur Verfügung gestellt, sagte die Dezernentin, und die Zahlen zum geimpften Personal der Kliniken würden von der Stadt nur weitergereicht, ohne dass sie darauf einen Einfluss hätte.
Unerklärlich ist für Zoerner die Tatsache, dass in den Arztpraxen in Dortmund offenbar deutlich weniger geimpft wird als anderswo. So seien am 13. April in Dortmund 15.000 Menschen weniger in den Arztpraxen geimpft worden als im Kreis Recklinghausen mit einer vergleichbaren Bevölkerungszahl.
„Wie kommt das zustande?“, fragte Zoerner, „das steuern die Kommunen nicht.“ Die Berechnung der Impfquote sei „ziemlich irreführend“, auch das Fazit der Gesundheitsdezernentin. Die Quote vermittle den Eindruck, dass Impfstoff ausreichend zur Verfügung gestellt würde und nur so schnell wie möglich unter die Menschen gebracht werden müsste. „Aber so ist es nicht.“ Thomas Westphal im Video-Interview: rn.de/WestphalZurImpfquote
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