Mann steht vor einem Aufsteller mit DVDs

41 Jahre lang betrieb Günther Haumann (69) Videotheken in Dortmund und Umgebung. Jetzt ist Schluss. © Verena Schafflick

Dortmunds letzte Videothek schließt: Betreiber (69) startet Ausverkauf

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Es ist das Ende einer Ära: Dortmunds letzte Videothek schließt – nach 35 Jahren. Doch bis im Video Planet wirklich alle Lichter ausgehen, kann es noch dauern. Denn alles muss raus.

Dortmund

, 04.07.2022, 18:25 Uhr

Für viele Leute gehörte es zum Wochenende dazu: In die Videothek gehen und nach den neusten Filmen stöbern. Wie groß war da manchmal der Frust, wenn der neuste Blockbuster schon verliehen war. Doch mit den Streamingdiensten wie Netflix und Disney plus verschwinden die Filmverleihe mehr und mehr aus den Städten. Nun auch aus Dortmund.

Denn nach 35 Jahren an der Bodelschwingher Straße 123 ist Schluss für die Videothek „Video Planet“ in Bodelschwingh. Und mit ihr verschwindet die letzte Videothek Dortmunds, wie Inhaber Günther Haumann erzählt.

Bis Ende des Jahres ist der Ausverkauf angesetzt. Doch vielleicht geht es auch schneller. Einige Regale sind schon leer gekauft.

Bis Ende des Jahres ist der Ausverkauf angesetzt. Doch vielleicht geht es auch schneller. Einige Regale sind schon leer gekauft. © Verena Schafflick

41 Jahre lang verwaltete der 69-jährige Dortmunder teilweise bis zu 20 Videotheken in Dortmund und der näheren Umgebung wie Bergkamen oder Iserlohn. Sogar drei Videotheken in Görlitz in Sachsen liefen unter seinem Namen. „Damals hatten wir bis zu zehn Mitarbeiter gleichzeitig“, erinnert Haumann sich. 1000 Quadratmeter habe die Videothek zwischenzeitlich gehabt.

So groß sei Tag für Tag der Ansturm gewesen. Inzwischen ist die Zahl auf drei Mitarbeiterinnen geschrumpft, die gleichzeitig hinterm Tresen der Videothek stehen. Waren Videotheken früher ein boomendes Geschäft, ließ das Interesse mit dem Aufstieg der Streamingdienste wie Netflix immer weiter nach.

Seit Jahren schließen Videotheken seitdem. Doch der Filmverleih in Bodelschwingh hielt sich tapfer – bis zur Pandemie. „Faktisch mussten wir ja ein Jahr komplett schließen“, so Günther Haumann. Da seien viele Kunden abgewandert zu Streamingdiensten. Da bringen auch die paar Stammkunden nichts mehr, die weiterhin Filme ausleihen.

Ausverkauf bis Ende des Jahres

Noch zwei bis drei Monate gebe es für diesen Stamm an Kunden neue Filme, die sie ausleihen können. Beim Rest heißt es: Ausverkauf. 30.000 Filme stehen aufgereiht in Filmständern im Ladenlokal. Dazu kommen noch 10.000 Filme in der Erotik-Ecke.

Wer zuschlagen will, ist hier richtig. DVDs kosten teilweise 1,49 Euro pro Stück, wer zehn nimmt, bezahlt 10 Euro. Blu-Rays sind etwas teurer, hier müssen Filmliebhaber 2,49 Euro zahlen. Für 10 Euro gibt es fünf Filme. Die Angebote werden am Montagmorgen gut angenommen. Manch ein Kunde schleppt Stapel mit DVDs, Blu-Rays und Videospiele aus dem „Video Planet“.

Bis Ende des Jahres ist der Ausverkauf angesetzt. Günther Haumann glaubt aber nicht, dass es so lange dauern wird. Denn der Ausverkauf läuft seit dem 29. Juni. Am Montag (4.7.) waren einige Regale schon leer.

Drittletzte Videothek in NRW

Doch nicht nur Filme und Spiele können Käuferinnen und Käufer zu Schnäppchenpreisen kaufen. Neben einer lebensgroßen Lara-Croft-Figur für 999 Euro gibt es auch Tretroller, Grußkarten oder sogar Playstations mit Kontrollern. „Das hat sich alles im Laufe der Jahre angesammelt“, sagt Günther Haumann.

30.000 DVDs, Blu-Rays und Videospiele stehen zum Verkauf. Über die Jahre hat sich einiges angesammelt im "VideoPlanet".

30.000 DVDs, Blu-Rays und Videospiele stehen zum Verkauf. Über die Jahre hat sich einiges angesammelt im "VideoPlanet". © Verena Schafflick

Wer will, könne sogar die Videoregale und den Verkaufstresen kaufen, sagt der Inhaber. Alles muss raus eben. Damit endet die Zeit der Videotheken in Dortmund. „Video Planet“ ist die drittletzte Videothek in ganz Nordrhein-Westfalen“, sagt Günther Haumann. Es gebe noch je eine in Bottrop und Bochum. Früher, zu Hochzeiten, habe es 15.000 in ganz Deutschland gegeben, so Günther Haumann.

Auch für den 69-Jährigen endet damit eine lange Zeit im Filmverleih. Inzwischen leitet er das Unternehmen mit seinem Sohn. Arbeitslos sind die beiden aber nicht. Im Hintergrund hat man sich offenbar Gedanken gemacht für die Zeit nach den Videotheken. „Wir investieren inzwischen hauptsächlich in Immobilien“, sagt Günther Haumann.

Und auch für die Räume der Videothek gibt es schon einen neuen Mieter: Ein Physiotherapeut zieht 2023 in die Räume.

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