Für die Verwaltung waren sie bisher ein Tabu-Thema. Doch jetzt tauchen die sogenannten Pop-up-Bikelanes - also provisorisch markierte Radspuren - wieder in der politischen Debatte auf. Ebenso wie die Forderung nach Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit auf Innenstadt-Straßen.
Zu verdanken ist das dem Klimabeirat der Stadt, der vor einem Jahr als Beratungsgremium in Sachen Klimaschutz eingesetzt wurde. Hier beraten Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften, verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und dem Klimabündnis über mögliche Maßnahmen.
Nach drei Treffen und Arbeit in sechs Projektgruppen zu verschiedenen Themen von Landwirtschaft über Bauen und Energie bis Mobilität hat der Beirat jetzt 14 Empfehlungen veröffentlicht, die dem Rat im November vorgelegt werden. Sie sind unterteilt in schnell umsetzbare Maßnahmen („Quick Wins“ genannt) und größeren Maßnahmen („Big Points“ genannt).
Vorschläge für „Quick Wins“
Zu den schnell umsetzbaren Maßnahmen gehören nach Überzeugung des Klimabeirats Pop-Up-Fahrradwege etwa auf dem Wall und dem Straßenzug Treibstraße, Grüne Straße und Heiligegartenstraße. Diese Forderung hatten zuvor schon Umwelt- und Verkehrsverbände erhoben. Die Stadt hatte den Wunsch stets abgelehnt und darauf verwiesen, dass man auf eine langfristige Radnetz-Planung setze.

Weitere schnell umsetzbare Wünsche des Beirats sind:
- die nachhaltige Bewirtschaftung von meist landwirtschaftlich genutzten Pachtflächen der Stadt,
- die Einrichtung eines Kompetenzzentrums „Energie“ als Beratungsangebot für Bürger und die entsprechende Personalaufstockung des Dienstleistungszentrums Energieeffizienz und Klimaschutz,
- das öffentliche Bekenntnis der Stadt Dortmund als Handwerksstandort für Erneuerbare Energien und
- die vollflächige Belegung der Dächer städtischer Immobilien mit Photovoltaik und/oder die Verpachtung zur Erzeugung regenerativer Energien.
Eine Forderung deckt sich durchaus mit Konzepten der Verwaltung etwa für die großen Plätze in der City oder die Kampstraße. Der Beirat wünscht sich das verstärkte Aufstellen von mobilem Grün auf hochverdichteten Flächen als Teil eines Durchgrünungs-Konzepts für die Innenstadt.
Ausbau regenerativer Energien
Zu den „Big Points“ zählt der Klimabeirat unter anderem die Ausweitung der Tempo 30-Regelung wie sie aktuell etwa auf der Ruhrallee oder nachts auf dem Wallring gilt - „bis hin zur Regelgeschwindigkeit auf innerstädtischen Straßen“. Kleine Einschränkung: die Anforderungen des öffentlichen Nahverkehrs, von Feuerwehr und Rettungsdienst sowie der Wirtschaft seien zu beachten, heißt es.
Weitere Wünsche sind Modelle für einen „Bürger*innen-Fonds“ und „Bürger*innen-Genossenschaften“, um den Ausbau regenerativer Energien voranzubringen. Als Beispiele werden die bestehende Windrad-Anlagen Airwin und Ellwira I-III gennannt.
Andere Maßnahmen sollen die Kurzfrist-Vorschläge fortschreiben. So sollen langfristige Pachtverträge der städtischen Landwirtschaftsflächen für nachhaltige Landwirtschaft geschlossen und ein Anreizsystem zur „vollflächigen Nutzung von Photovoltaik-Anlagen auf Dachflächen“ auch für Privatleute geschaffen werden.
Nicht zuletzt soll jedes Dezernat und jeder Fachbereich der Verwaltung ein Konzept erarbeiten, wie das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 erreicht werden kann. Dabei sollen „realistische Meilensteine“ gesetzt werden.
Am 10. November stehen die Forderungen auf der Tagesordnung der Ratssitzung. Und auch der Klimabeirat arbeitet weiter. Die nächste öffentliche Sitzung findet am 28. November von 17 bis 20 Uhr statt.
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