Dortmunds jüngste Corona-Intensivpatientin ist erst 29

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Dortmunds jüngste Corona-Intensivpatientin ist erst 29

rnDurchschnittsalter sinkt

Covid-19-Patienten, die in Dortmund auf Intensivstationen behandelt werden müssen, werden immer jünger: Das Durchschnittsalter ist in den vergangenen Wochen deutlich gesunken.

Dortmund

, 17.04.2021, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die jüngste in Dortmund aktuell beatmete Covid-19-Patientin ist erst 29 Jahre alt. Ein Einzelfall, der einen deutlichen Trend aufzeigt: Die Covid-19-Intensivpatienten in den Dortmunder Krankenhäusern sind in der dritten Welle deutlich jünger als in der zweiten und dritten. Das sagte Birgit Zoerner, Gesundheitsdezernentin, auf einer Pressekonferenz zu härteren Corona-Maßnahmen am Freitagmittag.

Jüngere Altersgruppen häufiger im Krankenhaus

Im aktuellen Infektionsgeschehen spielen jüngere Altersgruppen eine große Rolle, was die Übertragung angehe, sie müssen aber auch immer häufiger in Krankenhäusern behandelt werden, so Zoerner.

Nicht nur auf den Covid-Intensivstationen, auch auf den normalen Covid-Stationen ist das Durchschnittsalter der Patienten in den vergangenen Wochen gesunken, bestätigen auch das Klinikum und das Knappschaftskrankenhaus Dortmund.

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Die jüngste Covid-Patientin am Knappschaftskrankenhaus war am Donnerstag eine 20-Jährige. „Momentan behandeln wir vor allem Corona-Patientinnen und Patienten im mittleren Alter, also Menschen zwischen 55 und 65 Jahren“, so Dr. Simon Larrosa-Lombardi, Infektiologe und Oberarzt der Pneumologie dort.

Großer Altersunterschied im Vergleich zu ersten Wellen

Das sei eine deutliche Veränderung zur ersten und zweiten Welle: Während dieser „kamen die Patienten zum überwiegenden Teil aus Alten- und Pflegeheimen und waren entsprechend betagt. Diese Patienten sehen wir jetzt in der dritten Welle kaum noch.“

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Auch im Klinikum schätzt man, dass das Durchschnittsalter der Covid-Patienten gesunken ist. Man führe keine Statistik dazu, aber er habe den Eindruck, man behandele mehr jüngere Patienten als noch vor einigen Wochen, so Dr. Bernhard Schaaf, Infektiologe am Klinikum Dortmund.

Das aktuelle Durchschnittsalter der Covid-19-Patienten liege bei etwa 70 Jahren, von insgesamt etwa 50 Covid-Patienten im Klinikum waren am Mittwoch (14.4.) 18 jünger als 60.

Ursachen: Ü80-Jährige sind fast durchgeimpft

Ein Grund für diese Entwicklung sehen beide Ärzte in der Tatsache, dass Ü80-Jährige nahezu flächendeckend geimpft sind. Jüngere hingegen sind zum großen Teil noch nicht geimpft.

Ob die Virus-Mutationen eine entscheidende Rolle spielen, dass Jüngere schwerer erkranken? „Ich würde davon ausgehen, bei einer so geringen Patientenzahl lässt sich das statistisch aber nicht belegen“, so Schaaf. „Die britischen Coronavirus-Mutante B.1.1.7 ist sicher ansteckender, führt aber nicht zu einem höheren Anteil an Klinikaufenthalten in Verhältnis zu Gesamtzahl der Erkrankten“, sagt Larrosa-Lombardi

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Zwar ist das Risiko für einen schweren Infektionsverlauf bei jüngeren Menschen geringer: Ist ein 50-Jähriger infiziert, beträgt das Risiko, dass eine Krankenhaus-Behandlung nötig ist, unter 4 Prozent, so Dr. Schaaf. Bei deutlich Älteren liege es bei etwa 20 Prozent.

Da die Inzidenz aktuell aber sehr hoch liegt, sich dementsprechend mehr Leute anstecken, landen auch mehr Menschen im Krankenhaus.

Diese Entwicklung werde sich auch die nächsten Wochen durchziehen: „Wir werden mehr Patienten haben, auch jüngere, die sich anstecken und gleichzeitig nicht geimpft sind“, so Dr. Schaaf. Die Entwicklung der Krankenhaus-Zahlen hinke der Inzidenz etwa zwei bis drei Wochen hinterher.

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" Dr. Bernhard Schaaf ist Infektiologe, Lungenfacharzt und Intensivmediziner und behandelt seit Beginn der Pandemie auch Covid-19-Patientinnen und -Patienten.

Die Inzidenz liegt jenseits der 100 und Dortmund meldet einen traurigen Stichtag bei den Sterbefällen. Dr. Bernhard Schaaf vom Klinikum denkt, dass sich die Lage noch verschärfen könnte. Von Bastian Pietsch