Besucherinnen im Freibad Bornekamp in Unna

Besucherinnen im Freibad Bornekamp in Unna © VIvien Nogaj (Archivbild)

Dortmunds Freibäder sparen bei Heizung - und stehen damit ziemlich alleine da

rnVergleich mit Nachbarstädten

Wegen der stark gestiegenen Energiekosten wird in Dortmunder Freibädern am Beheizen des Wassers gespart. Unsere Recherche zeigt: In vielen Nachbarstädten werden andere Wege gegangen.

Dortmund (DO)

, 13.05.2022, 08:45 Uhr / Lesedauer: 4 min

Anbaden bei 14 Grad Wassertemperatur im Freibad Wellinghofen - das war einigen Dortmunderinnen und Dortmundern dann doch zu kalt. Der Betreiber Sportwelt Dortmund sah sich deswegen heftiger Kritik ausgesetzt.

Wegen der hohen Energiekosten werden die Sportwelt-Freibäder Wellinghofen und Volkspark nur möglichst sparsam beheizt - im Falle eines Temperatur-Einbruchs könnte möglicherweise sogar eines der Bäder zwischenzeitlich geschlossen werden.

Wie halten es Dortmunds Nachbarn mit ihren Freibädern? Wir haben uns in der Region umgehört. Bei unserer Recherche haben wir uns nur auf reine Freibäder konzentriert.

Lünen: „Wir haben gar keine Heizung, die Putin unterstützt“

Paul Jahnke vom Freibad Brambauer steckt noch in den Vorbereitungen für die Eröffnung am 15. Mai, als wir ihn am Mittwoch (11.5.) erreichen. „Aber das Wasser hat jetzt schon 21 Grad“, sagt er. Sind der Ukraine-Krieg und die Gaspreisexplosion den Betreibern etwa egal? Nein: „Wir haben gar keine Heizung, die Putin unterstützt.“

Das Freibad besitzt eine Absorber-Anlage – geheizt wird mit der Sonnenenergie. Fast 20 Kilometer schwarze Schläuche liegen in einem abgezäunten Areal, durch die laufen 80 Kubikmeter Wasser pro Stunde. „Da scheint den ganzen Tag die Sonne drauf.“ Zumindest im Moment.

Das Freibad Brambauer heizt ohne Gas.

Das Freibad Brambauer heizt ohne Gas. © Goldstein (Archivbild)

Bei schlechtem Wetter geht die Temperatur entsprechend runter: „Wenn wir Pech haben, weil die ganze Woche die Sonne nicht scheint, haben wir auch mal nur 18 Grad.“ Das wisse aber jeder, der den Weg ins Freibad Brambauer auf sich nehme. „Dafür“, sagt Paul Jahnke, „dürfen sie bei uns auch mit Burkini oder Neoprenanzug schwimmen.“

Seit Jahren schon heize das Freibad Brambauer nicht mehr mit Gas. Paul Jahnke rechnet vor: Für ein Grad mehr müsste der Verein 500 Euro ausgeben – am Tag. „Wir sind alles Ehrenamtliche und auf Spenden angewiesen, wo sollten wir das Geld hernehmen?“

Jetzt lesen

Dabei kommt der Schwimmbetrieb nicht ganz ohne Heizung aus. In den Duschen gibt es warmes Wasser. „Die öffnen wir nur für die Frühschwimmer bis 10 Uhr. Ich glaube, da sparen wir was.“

Mit einer Absorberanlage wird es auch im Freibad Cappenberger See warm. Das Ziel seien 24 Grad – doch zum Saisonstart am Samstag (14.5.) könne das Wasser noch etwas frischer sein.

Castrop-Rauxel: „Ziel ist eine Wassertemperatur von 24 Grad“

Auch in Castrop-Rauxel wird im Freibad die Solarabsorber-Technik genutzt. „Die Wärme, die so entsteht, wird in der Reihenfolge Planschbecken, Nichtschwimmerbecken, großes Schwimmerbecken in die Becken geleitet. Ziel ist eine Wassertemperatur von 24 Grad“, sagt Pressesprecherin Maresa Hilleringmann.

Das Parkbad Nord an der Recklinghauser Straße 208 startet am 17.5. (Dienstag) in die Saison 2022.

Schwerte: „Seit zwei Wochen haben wir Sonnenschein und es ist warm“

23 Grad Wassertemperatur warten auf Schwimmerinnen und Schwimmer in Schwerte. Das Elsebad setzt auf eine Kombination aus Gasheizung und Solaranlage. „Der liebe Gott hat uns geholfen“, erzählt Betriebsleiter Mohammad Ansari. „Seit zwei Wochen haben wir Sonnenschein und es ist warm.“

Das Elsebad in Schwerte

Das Elsebad in Schwerte © Thomas Wild (Archivbild)

Bei 23 Grad schalte die Heizung aus, aber die Temperatur des Wasser könnte auch bis 26 Grad hochgehen. Im Moment gebe es deshalb keine Überlegungen, die Öffnungszeiten oder Eintrittspreise zur Eröffnung am 15. Mai anzupassen. „Wir bleiben unseren Gästen treu.“

Witten: Nichtschwimmerbecken ist kälter als normales Becken

Am Sonntag geht der Wasserspaß auch im Freibad Annen in Witten los. „Dann werden wir 26 Grad im Schwimmerbecken haben“, sagt Mathias Kulka von den Stadtwerken Witten, „zwei Grad weniger als vorher.“

Im Nichtschwimmerbecken ist die Zieltemperatur jedoch nur 21 Grad – warum? „Wenn wir wissen, dass viele Familien kommen, werden wir auch das Nichtschwimmerbecken stärker beheizen. Aus den vergangenen Jahren haben wir gelernt: Wenn das Wetter schlecht ist, kommen weniger Familien.“

Jetzt lesen

2021 sei ein verregneter Sommer gewesen, das Becken immer aufgeheizt – doch die Gäste blieben aus. Jetzt wollen es die Stadtwerke anders machen. Das Wasser im Freibad Annen könne mit der gasbasierten Heizung innerhalb von zwei, drei Tagen auf Temperatur gebracht werden.

Für die Entscheidung aus Wellinghofen zeigt Mathias Kulka Verständnis. „Bei der Gassituation ist das nachvollziehbar, aber für die Gäste natürlich ein Einschnitt.“ Er selbst sei gerne Badegast im Froschloch, das nie beheizt wird. „Aber nur, wenn es beständig 30 Grad draußen sind“

Bochum: „Wir planen keine Absenkungen der Wassertemperaturen“

„Aktuell planen die Wasserwelten Bochum keine Absenkung der Wassertemperaturen in den Schwimmbädern“, antwortet die Pressestelle auf unsere Anfrage. Das Ziel laute: 24 Grad.

Es gibt Freibäder in Werne, Langendreer, Hofstede, Südfeldmark und Linden. Solarabsorber kommen dabei in Werne und Südfeldmark zum Einsatz. Geöffnet hat bislang nur der Standort in Werne.

Iserlohn setzt auf Fernwärme

Im Heidebad in Iserlohn ist die Badesaison schon gestartet. Im Schwimmerbecken seien 24 Grad sicher. „Möglich macht es die Beheizung des Wassers mit der Fernwärme aus dem Müllheizkraftwerk. Fossile Brennstoffe wie Gas und Öl werden hier nur zu knapp 10% zur Stützfeuerung eingesetzt“, heißt es dazu auf der Internetseite.

Waltrop: „Wir können mit der Temperatur nicht noch weiter runtergehen“

Zwischen 23 und 24 Grad schwankt die Wassertemperatur im Waltroper Bürgerbad. Das sei Standard und werde auch in diesem Jahr gehalten: „Unser Bürgermeister“, sagt Pressesprecherin Andrea Middendorf, „ist leidenschaftlicher Schwimmer. Der hat direkt gesagt: Wir können mit der Temperatur nicht noch weiter runtergehen.“

Das Bürgerbad in Waltrop

Das Bürgerbad in Waltrop © Andreas Kalthoff (Archivbild

Grundsätzlich werde auch hier mit Gas geheizt. Da jedoch ein Blockheizkraftwerk angeschlossen sei, könne umweltfreundlicher Wärme erzeugt werden. Anbaden dürfen Gäste ab dem 3. Juni (Freitag).

Unna: Ab Herbst werden 24 Grad garantiert

„Wir haben jetzt 20 Grad im Wasser“, sagt Ricardo Villanueva, der gerade die Badeaufsicht im Freibad Bornekamp in Unna hat. Das warme Wasser kommt auch hier aus schwarzen Schläuchen, in denen sich das Wasser durch die Sonneneinstrahlung aufheizt. Derzeit würden drei Wärmetauscher installiert, mit denen das Freibad zusätzlich durch Strom warmes Wasser produzieren könne.

„Und um das zu toppen, kriegen wir im Herbst eine große Solaranlage. Dann haben wir 24 Grad, die wir garantieren können.“ Jetzt sei die Temperatur noch wetterabhängig. Wenn es nachts kälter wird, kühlt auch das Wasser ab. „Deshalb starten wir morgens meist bis 18 bis 19 Grad.“ Aber ein Edelstahlbecken heize sich recht schnell auf.

Bergkamen: „Wir belassen die Temperaturen bei 24 Grad über die ganze Saison“

Das Blockkraftheizwerk im Wellenbad Weddinghofen in Bergkamen wird mit Gas betrieben, erzählt Stadtwerke-Sprecherin Andrea Wellerdiek. Aber sie sagt auch: „Wir belassen die Temperaturen bei 24 Grad über die ganze Saison.“

Das Freibad in Bergkamen

Das Freibad in Bergkamen © Stadt Bergkamen

Erst wenn das Wetter längerfristig schlechter werde, bestünde die Möglichkeit, das Freibad kurzzeitig zu schließen - hier ähneln sich die Pläne von Bergkamen und der Dortmunder Sportwelt.

Essen: 26 Grad dank Holzhackschnitzeln

In Essen gibt es fünf Freibäder – davon sind derzeit allerdings drei geschlossen. Nur das Grugabad und das Freibad Dellwig sind geöffnet. „Stand jetzt gibt es keine Überlegungen, die Wassertemperatur aufgrund der gestiegenen Energiekosten zu senken. Sie ist mit 26 Grad die gleiche wie in den Vorjahren“, heißt es aus der Pressestelle der Stadt Essen.

Im Grugabad setzt man auf Nahwärmeversorgung aus dem Holzhackschnitzel-Heizwerk des Grugaparks: Im Winter wärmt es die Pflanzenschauhäuser, im Sommer das Wasserbecken. Das Freibad Dellwig erhitzt das Wasser mit einer strombetriebenen Wärmepumpe mit Wärmenutzung aus dem Rhein-Herne-Kanal.

Die Freibäder Oststadt und Kettwig sind dicht, weil Personal fehlt; das Freibad in Steele wurde durch die Flut 2021 stark beschädigt.

Zum Schluss unserer Recherche hörten wir noch einmal beim Freibad Wellinghofen nach: Da ist die Wassertemperatur am Mittwochnachmittag (11.5.) auf 20 Grad gestiegen.

Schlagworte:
Lesen Sie jetzt