
© Oliver Schaper
Dortmunds einziges Londoner Taxi: Fahrer musste am Anfang erstmal üben
Besonderes Auto
Auf Dortmunds Straßen fährt ein einzelnes Londoner Taxi. Dessen Fahrer, Yalcin Güleç, hat mit uns eine Runde durch die City gedreht und erzählt, was er mit dem besonderen Fahrzeug so erlebt.
In der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs sind sie eine allgegenwärtige Touristen-Attraktion. Auf Dortmunds Straßen dreht nur ein einziges Londoner Taxi seine Runden. Dessen Fahrer, Yalcin Güleç, hat uns auf eine Rundfahrt mitgenommen.
Im geräumigen Innenraum mit Platz für bis zu fünf Personen, die sich gegenübersitzen können (zwei mit dem Rücken zur Fahrtrichtung), geht es einmal um den Wall.
Auslöser für sein Vorhaben, ein Londoner Taxi nach Deutschland zu bringen, sei eigentlich seine Tochter gewesen. Mit ihr sei er zu ihrem Abschluss in London im Urlaub gewesen. „Da sind wir natürlich mit einem Londoner Taxi gefahren. Diese Fahrt hat mich so beeindruckt, dass ich inspiriert wurde.“
Erstmal in der Siedlung geübt
Einfach gewesen sei der Import nach Deutschland nicht - selbst als Yalcin Güleç bereits über einen Kontakt und ein Kleinanzeigen-Portal ein Fahrzeug gefunden hatte. Es habe viele bürokratische Hürden gegeben. Auch die Farbe des Taxis habe er mit einer Folie anpassen müssen.
Immerhin: Seitens des Tiefbauamts, zuständig für die Taxi-Konzession, habe es keine Probleme gegeben. „Die sagten mir, dass es egal wäre, ob ich jetzt links oder rechts sitzen würde.“
An das Rechts-Sitzen habe sich Yalcin Güleç erstmal gewöhnen müssen. „Ich bin natürlich ein paar mal in unserer Siedlung rumgefahren.“ Dabei habe er auch schon mal einen Bordstein mitgenommen. „Mit der Zeit wurde das dann zur Routine.“
Heimatgefühle eines Geschäftsreisenden
Unternehmerisch war das Londoner Taxi für Yalcin Güleç wohl eine gute Entscheidung. Man kann ihn nicht nur für Fahrten von A nach B buchen sondern auch für besondere Veranstaltungen, wie Hochzeiten oder Geburtstage.
Auch einen Briten auf Geschäftsreise habe er schon mal mitgenommen, erzählt Yalcin Güleç. Der sei sehr überrascht gewesen. „Es hat ihm wirklich gefallen und er meinte, er fühle sich wie zu Hause. Das fand ich natürlich sehr schön.“
Diese besondere Aufmerksamkeit bekomme Yalcin Güleç manchmal auch zum Ärger seiner Kollegen. Wenn Kunden in der langen Schlange der wartenden Fahrzeuge direkt auf seines zugehen. „Der Kunde ist bei uns König. Und wenn der Kunde meint, er möchte mit einem Londoner Taxi fahren, ist das sein gutes Recht.“
Speziell gebaut fürs Taxi-Geschäft
Auch Krankenfahrten, Fahrten mit Kindersitzen oder barrierefreie Fahrten für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, seien mit dem Londoner Taxi möglich, dank des großen Innenraums.
Und für ihn als Fahrer sei das Londoner Taxi auch optimal. Es habe einen sehr kleinen Wendekreis, schwärmt Yalcin Güleç und man müsse wenig schalten. Zudem könne man mit dem Londoner Fahrzeug viele Kilometer fahren. Sogar einen Fachmann für Ersatzteile konnte Yalcin Güleç in Dortmund ausfindig machen.
Besonderer Service für Kunden
„Die Kunden freuen sich jedes mal, wenn ich komme. Sind erstaunt, überrascht, manchmal denken Sie gar nicht, dass das Taxi für sie ist. Sie fühlen sich gleich als etwas besonderes.“
Auch beim Service versuche Yalcin Güleç, sich abzuheben. So steige er zum Beispiel aus und öffne den Fahrgästen die Tür - die übrigens zum Heck des Fahrzeuges wegklappt. „Man merkt richtig, dass die Leute sich dann besonders fühlen.“
Nur einen Haken gibt es bei dem Londoner Taxi: Auf Langstrecken könne es manchmal etwas schwierig werden. Autobahn-Geschwindigkeiten schaffe das Fahrzeug eher nicht. Im Stadtverkehr, der 90 Prozent seiner Fahrten ausmache, sei das aber kein Hindernis. Da, so sagt Yalcin Güleç, mache das Londoner Taxi auch ihm einfach Spaß.
Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
