Christine Petersmann möchte sich ein E-Auto anschaffen. Rund um die Borsigstraße, an der sie lebt, gibt es aber keine Ladesäulen.

© Kevin Kindel

Dortmunderin möchte E-Auto - aber der Fußmarsch zur Ladestation wäre lang

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Aktuell gibt es an den Dortmunder Straßen 90 öffentliche Ladepunkte für E-Autos. An vielen Stellen sind aber weite Wege nötig. Doch in den kommenden Jahren soll sich viel verändern.

Dortmund

, 17.06.2021, 05:00 Uhr

Christine Petersmann lebt sehr gerne in der erweiterten Innenstadt. Vor zehn Jahren hat sie ein Haus an der Borsigstraße gekauft und kann mit dem Fahrrad in die City fahren. Doch die Wohnlage sorgt für ein Problem: Die Dortmunderin möchte sich ein Elektro-Auto anschaffen, könnte das aber nirgends in der Nähe laden.

Grundsätzlich sei die Parkplatzsuche in Sichtweite des Borsigplatzes okay, sagt Petersmann. „Um die Ecke“ finde sie eigentlich immer einen freien Platz für ihren kleinen Smart-Benziner. Die Sprachtherapeutin macht viele Hausbesuche und braucht dafür ein eigenes Auto - ihr ist aber wichtig, möglichst umweltschonend unterwegs zu sein.

„Ich hab keine so lange Verlängerungsschnur“

Menschen mit freistehendem Eigenheim und Garage können E-Fahrzeuge in der eigenen Einfahrt laden. Petersmann sagt aber: „Ich hab keine so lange Verlängerungsschnur.“ Die nächsten verfügbaren E-Ladesäulen befinden sich 600 Meter entfernt an der Shell-Tankstelle Brackeler Straße oder in der anderen Richtung 900 Meter entfernt am Kaufland Bornstraße.

Auf der Brackeler Straße befindet sich seit einiger Zeit Dortmunds Umweltspur, die eingerichtet wurde, weil die Schadstoffwerte in der Luft hier besonders hoch sind. Die Spur darf nur von Anliegern bestimmter Straßen, Bussen und Elektro-Fahrzeugen benutzt werden. Aber Ladesäulen sind in der Nachbarschaft Mangelware.

Die Stadt Dortmund teilt dazu mit: „Wer heute in dicht bebauten Quartieren wohnt, hat nicht die Garantie, direkt vor der Haustür einen Parkplatz zu finden. Oftmals gibt es erst nach 200 bis 300 Metern die passende Lücke.“ Also wäre dies auch eine Distanz, die Elektrofahrern zuzumuten wäre.

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„Daher arbeitet die Verwaltung an entsprechenden Konzepten wie dem Laden an Laternen und Schnellladestationen, die Fahrzeuge in 15 Minuten laden können, um diese dann an einem anderen Ort abzustellen“, sagt Sprecher Maximilian Löchter.

Aus 90 sollen 3500 Ladepunkte werden

Aktuell gebe es in Dortmund 90 öffentliche Ladepunkte im Straßenraum. Bis Ende kommenden Jahres sollen „im verdichteten Stadtgebiet bis zu 320 weitere Ladepunkte an Straßenlaternen errichtet werden“.

Eine Studie des Bundesverkehrsministeriums erwarte eine Zielzahl von 14 bis 20 E-Fahrzeugen pro öffentlichem Ladepunkt im Ausblick bis 2030. „Das heißt, dass im Dortmunder Stadtgebiet mehr als 3500 öffentlich zugängliche Ladepunkte vorhanden sein sollten, um die Bedarfe abzudecken“, so Löchter. An dem Umsetzungskonzept werde aktuell gearbeitet.

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Wer nicht so lange warten möchte, dem empfiehlt die Stadtverwaltung, bereits beim Fahrzeugkauf darauf zu achten, welche Ladetechnologien genutzt werden können. „Bei den meisten Plugin-Hybriden stehen oftmals nur weniger als 7,4 Kilowattstunden zur Verfügung“, so Löchter: Das lasse nur langsame Ladevorgänge zu.

200 Kilometer Reichweite kostenlos unter 45 Minuten

Am Kaufland an der Bornstraße stehe etwa eine kostenlose Schnellladesäule, die bei Fahrzeugen mit CCS- oder Chademo-Anschluss in 30 bis 45 Minuten eine Reichweite von 200 Kilometern schaffen könne. Die Station an der Shell-Tankstelle sei nicht kostenfrei nutzbar, sie könne aber noch bis zu sechsmal schneller das Fahrzeug aufladen.

Christine Petersmann sagt jedenfalls: „Ich würde mein Auto nicht nachts bei Kaufland stehenlassen.“ Wichtig ist ihr, dass der Ausbau der Infrastruktur vorangetrieben wird, auch damit Wohngebiete wie das um den Borsigplatz für junge Leute attraktiver werden.