In Israel hat sich die Sicherheitslage seit dem 7. Oktober dramatisch verändert. Terroristische Angriffe der radikalislamischen Hamas haben Hunderte Menschenleben gefordert. Vor allem Zivilisten starben oder wurden als Geiseln genommen.
Dori Rindle aus Dortmund hält sich gerade in der Stadt Herzliya auf, die nur eine knappe Autostunde in Richtung Norden vom Gazastreifen und Tel Aviv entfernt liegt.
Mehrere Monate in Israel
Drei bis fünf Monate pro Jahr verbringt sie hier in der Heimat ihres Lebensgefährten und dessen Tochter. Sie spricht hebräisch. „Das hier ist ein Ort, an dem ich mich zuhause fühle“, sagt sie.
Am frühen Morgen des 7. Oktober hat sich dieser Ort womöglich unwiderruflich verändert. „Es kam für alle komplett unvorbereitet“, sagt Rindle. Um 6 Uhr habe die israelische Warn-App auf ihrem Smartphone Aktivitäten im Gazastreifen gemeldet. Eine halbe Stunde später heulten auch in Herzliya die Sirenen.
Seitdem spielt sich ihr Leben und das ihrer Familie zwischen der Wohnung und dem nicht weit entfernten Luftschutzraum ab. Die Gegend befindet sich nicht in umkämpftem Gebiet, dennoch gibt es immer wieder Raketenalarm.
„In dieser Gegend bedeutet das, dass man 90 Sekunden Zeit hat, um in den Schutzraum zu kommen.“ 90 Sekunden, die eine aus Gaza abgefeuerte Rakete benötigt, bis sie hier in knapp 80 Kilometer Entfernung einschlagen würde.
Öffentliches Leben geht weiter
Jede tägliche Entscheidung von der Dusche bis zum Kochen, so berichtet Rindle, werde begleitet von der Frage, ob man für einen Alarm vorbereitet sei. Gleichzeitig gehe das öffentliche Leben größtenteils weiter.
Dori Rindle hat schon ähnliche Situationen in Israel erlebt. Zuletzt im Mai 2021, als binnen weniger Tage Tausende Raketen auf Tel Aviv abgefeuert wurden. Damals habe sich der Konflikt vorher angebahnt. Diesmal sei das anders.

„Jetzt ist es wirklich Krieg. Ein Krieg, wie ihn Israel noch nie erlebt hat“, sagt die Dortmunderin, die bereits als junge Frau einige Jahre in dem Land verbracht hat. Trotz der räumlichen Nähe sei die Situation am Gaza-Streifen in Herzliya immer „in weiter Ferne“ gewesen. „Jetzt ist sie ganz nahe gerückt. Das ist beängstigend.“
Sie beobachtet, wie sich das Leben vieler israelischer Freunde schlagartig ändert. Söhne und Töchter und Freunde werden in die Armee eingezogen. Viele ziehen zu ihren Eltern, um ihnen zu helfen.
Dortmunderin will bleiben
Bei vielen älteren Menschen wecke die Bedrohungslage Ängste. Rindle erzählt von der 90-jährigen Mutter einer Freundin, die alle Angriffe auf Israel miterlebt habe. „Ihr bricht das Herz, sie weint den ganzen Tag und sorgt sich um ihre Kinder, Enkel und Urenkel.“
Rindle sagt, sie selbst fürchte nicht „um Leib und Leben“. Für den 19. Oktober ist ihre Rückreise geplant. Sie plant derzeit, an diesem Termin festzuhalten. „Es ist besser, es gemeinsam auszuhalten, als wenn ich mir aus Deutschland Sorgen mache“, sagt Rindle. Sie geht davon aus, dass die Auseinandersetzungen diesmal länger andauern werden.

Die Dortmunderin steht auf einer Liste des Auswärtiges Amts von rund 4700 deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern in Israel. Bisher sind noch keine staatlich organisierten Rückholflüge nach Deutschland angekündigt.
Bekannt für Nepal-Engagement
Dori Rindle war wenige Tage vor Beginn der Angriffe aus Nepal nach Israel gereist. Sie ist weit über Dortmund hinaus bekannt durch ihr soziales Engagement für das von Armut und Naturkatastrophen strapazierte asiatische Land.
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