Manche Besucher im Dortmunder Zoo haben in den vergangenen zwei Jahren schon gelästert: „Hier gibt es mehr Baustellen als Tiere“. Doch mittlerweile wird immer sichtbarer, wo und wie die 31 Millionen Euro aus dem vor sechs Jahren vom Rat beschlossenen Zukunftskonzept für den Zoo investiert werden. Sie fließen hauptsächlich in die Erneuerung, Verbesserung und die Optimierung der bestehenden Anlagen für Tiere – und Besucher.
Vieles ist inzwischen fertig und von Tieren bezogen wie zum Beispiel das neue Papageienhaus, anderes ist kurz vor der Vollendung oder soll dieses Jahr noch fertiggestellt werden.
Das gilt zum Beispiel für das imposante, 12 Millionen teure Robbengehege. Noch tummeln sich die Kalifornischen Seelöwen und südamerikanischen Seebären im Ausweichbecken, der ehemaligen Außenanlage für Riesenotter. Doch der Rohbau für ihr neues Zuhause steht und lässt die Ausmaße der Anlage erkennen. „Auch die Filter sind schon drin“, berichtet Zoosprecher Marcel Stawinoga.
Sole-Gemisch für die Robben
Unter der Schaufütterungstribüne für 250 Zuschauer wird eine 12 Meter lange Unterwasserscheibe eingebaut, durch die man wie durch ein Guckloch eine Unterwassereinsicht in das sechs Meter tiefe Becken hat. Anfang 2024 sollen die Robben in ihre neue Anlage ziehen. Sie ist doppelt so groß wie die alte.

Die Becken werden nicht wie bisher mit Süßwasser gefüllt, sondern mit Sole. Salzwasserhaltung ist sehr teuer und zerstörerisch, und alte Anlagen sind nicht dafür geeignet - deshalb war früher Süßwasserhaltung üblich.
Weil manche Robben im Süßwasser Bindehautentzündungen bekommen, erhalten sie bislang regelmäßig Salzbäder für die Augen. „Entweder als Augentropfen oder der Tierpfleger fordert die Robben auf, den Kopf in einen Eimer mit Salzwasser zu stecken - solange bis der Pfleger pfeift“, erläutert Marcel Stawinoga.

Zur neuen Anlage gehört auch ein Kiosk mit Toiletten für die Besucher sowie ein Mutter-Kind-Bereich für die Robben mit einem eigenen kleinen Wasserbecken. Darin lernen die kleinen Seelöwen und Seebären schwimmen. Ja, auch sie müssen erst lernen, wie man sich über Wasser hält.
Badeteich für Schildkröten
Wie bei der Robbenanlage hatte es auch beim neuen Schildkrötenhaus Verzögerungen aufgrund von Lieferengpässen und Rohstoffknappheit gegeben. Benötigt wurde dickes Glas, das die Temperatur hält. Denn die Spornschildkröten, drittgrößte Landschildkröte der Welt, sollen es hier warm haben.

Die Verzögerungen sind nun Vergangenheit. Das Warmhaus im Gewächshausstil mit Sandbereich und Badeteich sieht längst nicht mehr aus wie eine Baustelle und soll in den nächsten Wochen ganz fertig werden, so Stawinoga. Noch fehle die Fußbodenheizung und die Elektrik.
Als erstes wird dort eine männliche Spornschildkröte einziehen. Sie stammt aus Privatbesitz, soll aber nicht lang allein bleiben und weibliche Gesellschaft bekommen. Die Außenanlage teilen sich die Riesenschildkröten mit den benachbarten Löffelhunden.
Eine Villa für Artenschutz
Auf der Südamerikawiese entstehen zurzeit die neuen Stallgebäude für die Wasserschweine, Ameisenbären und Flachlandtiere. In ein paar Monaten sollen sie fertig sein.
Auf der Wiese bekommen Wasserschweine und Tapire auch einen Badeteich – ein Traum für die Wasserschweine, die bislang nur eine kleine Badewanne hatten. An der tiefsten Stelle misst der Teich 1,90 Meter und flacht zum Rand ab. Für den Winter gibt es für die Wasserschweine sogar im Stall ein kleines Badebecken.

In Sichtweite macht auch das neue Stallgebäude für die Mähnenwölfe Fortschritte. Es werde ebenfalls in einigen Monaten einzugsbereit sein, sagt der Zoosprecher. Die Besucher dagegen können das neue Toilettengebäude gegenüber schon nutzen; denn auch sie sollen sich im Zoo künftig noch wohler fühlen.
Bereits für Führungen geöffnet ist auch die Krabbelkiste, die künftig Villa Wusel heißen soll. Es handelt sich um eine neue Artenschutzstation, die Kindern den Artenerhalt anschaulich näher bringen soll.
Erst 2004 entdeckt - und in freier Natur bereits ausgerottet
Sie können dort bedrohte Schlangen und Krabbeltiere beobachten. Zurzeit wuseln dort rund 40 Simandoa-Höhlenschaben. Die Art wurde erst 2004 entdeckt und ist in freier Natur bereits ausgerottet. Ihr Zuhause war ein einziges Höhlensystem in den Simandou-Bergen Guineas in Westafrika. Ihr natürlicher Lebensraum fiel dem Bergbau zum Opfer.
Einige der letzten Tier konnten gerettet werden und gelangten in Besitz der Universität Havard. Im Allwetterzoo in Münster wurden sie erfolgreich vermehrt und haben von dort ihren Weg in den Dortmunder Zoo gefunden.

Neben der Villa Wusel soll ein Teil der einzigartigen Schaben-Gruppe später auch im Giraffenhaus Unterschlupf finden, allerdings nicht in einem Terrarium, sondern in einer Behausung, die einer Fledermaushöhle nachempfunden ist – so, wie sie in den Simandou-Bergen gelebt haben.
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