Dieser Mann kannte als einer der ersten das vielleicht bestgehütete Weihnachts-Geheimnis Dortmunds: Guido Schlepütz produziert mit seinem Unternehmen in Düren seit Jahren die Dortmunder Weihnachtstasse. © Bastian Pietsch
Weihnachtsstadt 2021
Dortmunder Weihnachtsmarkt-Tasse 2021: Hier wurde sie hergestellt
Die neue Weihnachtstasse wird in Dortmund alljährlich gespannt erwartet. Doch ein Mann aus Düren kennt sie vor den meisten anderen. Bei ihm laufen Weihnachtstassen zu Zehntausenden vom Band.
Es gibt einen Mann in Düren, der schon seit Monaten das bis zuletzt wohl bestgehütete Geheimnis um die Dortmunder Weihnachtsstadt kennt. Guido Schlepütz (45) ist Geschäftsführer eines Unternehmens, dessen Geschichte bis in die Zeit des Wiederaufbaus zurückreicht. Des Unternehmens, bei dem die diesjährige Dortmunder Weihnachtstasse ihr mit Spannung erwartetes Motiv bekommen hat.
Die Produktionshalle der Mohaba GmbH & Co. KG liegt in einem Industriegebiet im Westen der Stadt Düren, ungefähr auf halbem Weg zwischen Köln und Aachen. Sie steht mit der schmalen Seite zur Straße und zieht sich lang nach hinten weg. Hinter ihr steht mit etwas Abstand ein ehemaliges Wohnhaus, in dem das Unternehmen seine Büroräume hat.
Zwölf Mitarbeitende hat die Mohaba GmbH, inklusive des Geschäftsführers. Mit ihnen produziert das Unternehmen normalerweise rund 1 Million Tassen im Jahr. Selbst 2021, immer noch gebeutelt von der Corona-Krise, werden es wohl noch rund 700.000 sein.
Globalisierung im Kleinen
Guido Schlepütz ist ein aufgeschlossener, freundlicher Mann, dem man das Rheinische anhört. Er leitet sein Unternehmen in der dritten Generation. Zwei Wände des Konferenzraums sind mit Regalen voller Tassen dekoriert. Es müssen Hunderte sein.
Die Dortmunder Weihnachtstasse kommt seit 2011 aus Düren, seit der Ersten in Herzform. Das diesjährige Design ist zumindest ein Stück weit ein Ergebnis internationaler Verstrickungen.
„Anfang 2020 war eigentlich eine Keramiktasse aus chinesischer Produktion als Ausgangsprodukt geplant“, erzählt Guido Schlepütz. Dann seien erste Nachrichten über eine neuartige Infektionskrankheit aus China nach Deutschland gelangt. „Ich dachte da schon ‚Oha, das wird was Größeres‘ und habe den Dortmunder Schaustellern zu einer komplett europäischen Produktion geraten.“
Die satinierte Glastasse, auf die dann die Entscheidung gefallen ist und auf die Mohaba das Motiv druckt, stammt aus Frankreich. „Das ist eine große Ausnahme“, sagt Guido Schlepütz. Meist stammten die Tassen, die bei ihm bedruckt werden, nicht aus europäischer Produktion.
Die Entscheidung für ein europäisches Produkt scheint allerdings eine gute gewesen zu sein. Aktuell gebe es Lieferengpässe - nicht nur wegen der Pandemie. Er zeigt Nachrichten eines chinesischen Geschäftspartners, der schreibt, für seine Fabrik werde der Strom von der chinesischen Regierung rationiert. Es mangele an Kohle für die Kraftwerke, erklärt Guido Schlepütz. Mehrere Tage lang sei zudem ein Hafen gesperrt gewesen.
Erst mit Trümmern, dann mit Glas
Der Name Mohaba ist ein Akronym, gewachsen aus der langen Historie des Unternehmens. „Ursprünglich haben wir Fertigbauteile für Häuser aus Kriegsschutt produziert“, sagt Guido Schlepütz. „Davon hatten wir genug. Düren war bis auf eine Häuserzeile kaputt.“ Mohaba setzt sich entsprechend aus den Wörtern Montage und Hausbau zusammen.
Später habe Mohaba dann auch auf Künstlerisches gesetzt. „Mein Opa hat die Glasmalerei-Abteilung von Mohaba geleitet“, erzählt Guido Schlepütz. Diese sei dann zunächst als eigenes Unternehmen ausgegliedert worden. Die Baumaterial-Herstellung gibt es mittlerweile nicht mehr. Seit 2012 trägt Guido Schlepütz‘ Unternehmen wieder den ursprünglichen Firmennamen.
Design-Entscheidung wird gemeinsam getroffen
Mohaba bedruckt die Dortmunder Weihnachtstasse allerdings nicht nur. Auch an der Entwicklung des Motivs sind die Dürener beteiligt - in Absprache mit den Dortmunder Schaustellern um Patrick Arens.
In diesem Jahr sei der Wunsch gewesen, das Logo der Weihnachtsstadt auf der Tasse zu haben. „Wir haben dann einen Vorschlag gemacht“, sagt Guido Schlepütz.
So schmückt in diesem Jahr also das goldene Logo mit Riesen-Baum, Dortmunder U, Weihnachts-Pyramide, Stadion, Reinoldikirche und Florianturm die Tasse - umgeben von Schneeflocken und weihnachtlicher Dekoration. „Ein relativ minimalistisches Design, das auf der Glastasse edel wirkt“, findet Guido Schlepütz.
Ein Drucker wie ein großes Karussell
Bedruckt werden die Tassen im Siebdruckverfahren. Die Maschine dafür arbeitet weitgehend automatisch, muss nur manuell über ein Fließband mit den Blanko-Tassen bestückt werden. In der Maschine machen diese dann eine Runde und werden mit der erwärmten goldenen Farbe, die durch ein sehr feines Sieb gepresst wird, bedruckt. Durch die Struktur des Siebs erhält die Tasse ihr Motiv.
„Die Maschine schafft bis zu zweieinhalbtausend Stück die Stunde“, sagt Guido Schlepütz. In Düren wird mit umweltverträglicher Farbe gedruckt, die Maschinen laufen mit Ökostrom aus erneuerbaren Energien.
Diese Nachhaltigkeits-Aspekte seien Wünsche von Kunden gewesen, sagt Guido Schlepütz. „Das war allerdings keine Riesen-Hürde für uns.“ Persönlich überzeugt habe ihn später ein Fernsehauftritt von Neven Subotic. Der habe über ein Brunnen-Projekt seiner Stiftung gesprochen.
Auch Mohaba habe da bereits zum Ausgleich von Emissionen ähnliche Projekte mitfinanziert. „Durch das Interview ist mir da aber erstmal bewusst geworden, wie viel an so einem Brunnen dran hängt, dass deshalb dann Mädchen zur Schule gehen können. Da habe ich gewusst, dass wir das auch so weiter machen werden.“
Wenn Tasse und Farbe erkalten, wird letztere fest. Hitzebeständig ist sie dann aber noch nicht. Deshalb werden die bedruckten Tassen anschließend in einem Durchlauf-Brennofen, der einen ganzen Raum füllen könnte, bei 150 Grad gebrannt. Höhere Temperaturen braucht es für die umweltfreundliche, organische Farbe nicht - und würden auch der Hitzebeständigkeit der Glastasse schaden. Der Nachteil: Der Druck ist nicht uneingeschränkt kratzfest.
Preise könnten im nächsten Jahr deutlich steigen
Wie viele Tassen genau die Dortmunder Weihnachtsstadt bekommt, verrät Guido Schlepütz nicht - ebenso wenig wie ihren Einkaufspreis. Nur so viel: Wie bei allen Weihnachtsmärkten sei man mit Bestellungen vorsichtig. „Dortmund liegt etwa bei einem Viertel der Menge der Vorjahre.“
Verstehen kann Guido Schlepütz das. Er habe einen guten Überblick über die Corona-Regeln auf den verschiedenen Weihnachtsmärkten. „In München darf Glühwein zum Beispiel nur mit Deckel verkauft werden, deswegen haben wir die auch mit Deckeln versorgt.“ Ob manche besonders strengen Corona-Regeln an jedem Glühweinstand realistisch zu kontrollieren seien? Guido Schlepütz hat da seine Zweifel.
Auf die nächste Saison blickt Guido Schlepütz mit einer gewissen Sorge. „Die Zulieferer-Preise sind deutlich gestiegen, bei manchen Materialien auf das Doppelte.“ Auch die fertigen Tassen würden deshalb wohl teurer werden, um wie viel sei aber noch nicht zu sagen.
Die Vorbereitungen für die Dortmunder Weihnachtstasse 2022 sollen schon bald beginnen. Der Einkauf von Rohmaterial brauche Vorlauf und Druckkapazitäten seien auch begrenzt, sagt Guido Schlepütz. Das Geheimnis um die nächste Dortmunder Weihnachtstasse wird bei ihm jedenfalls wieder in sicheren Händen sein.
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