Brutale Attacke auf Obdachlosen: Angeklagter verrät Hintergründe

© Christine Horn (Archivbild)

Brutale Attacke auf Obdachlosen: Angeklagter verrät Hintergründe

rnProzess um versuchten Mord

Ein Dortmunder (23) und drei Komplizen sollen einen Obdachlosen fast ermordet haben. Vor Gericht schilderte einer der Angeklagten die Hintergründe der Tat. Auch das Opfer sorgte für Wirbel

Dortmund

, 10.12.2021, 04:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit einem Teilgeständnis ist am Bochumer Landgericht der Mordversuch-Prozess um die beinahe tödliche Bluttat in einer Obdachlosenunterkunft in Waltrop fortgesetzt worden. Angeklagt sind ein Dortmunder (23) und drei weitere Männer (20,24, 29).

Der 24-jährige Angeklagte aus Waltrop räumte am Donnerstag ein, gemeinsam mit den drei Mitangeklagten mit Baseballschlägern und einem Messer auf einen verhassten Bekannten (27) losgegangen zu sein.

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„Es sollte eine Lektion im Sinne einer Körperverletzung sein“, hieß es in einer von Verteidiger Burkhard Benecken im Namen des Angeklagten verlesenen Geständnis-Erklärung. Und weiter: „Dass das Ganze dann so aus dem Ruder gelaufen ist, ist für mich heute unbegreiflich.“

Die Schwere der erlittenen Verletzungen aufseiten des Opfers durch Schläge und Messerstiche, sodass der Mann letztlich notoperiert werden musste, habe den Angeklagten nach eigenen Angaben selbst „total schockiert“.

Opfer sollte einen Denkzettel verpasst bekommen

Auslöser dafür, dass der Dortmunder und seine drei mitangeklagten Freunde (20, 23, 29) am 18. Mai mit Baseballschlägern und einem Messer bewaffnet an der Obdachlosenunterkunft aufgetaucht seien, soll - so der 24-Jährige - eine Auseinandersetzung mit dem späteren Opfer tags zuvor am Waltroper Jobcenter gewesen sein.

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Dabei soll der Mann einen der Mitangeklagten angeblich mit den Worten bedroht haben: „Ich knall‘ dich ab.“ Der Plan sei daher gewesen, ihm dafür einen „Denkzettel“ zu verpassen.

„Wie der größte Gangster der Straße“

Berauscht von kurz zuvor eingeworfenen Drogen-Pillen will der 24-jährige Angeklagte sich gefühlt haben „wie der größte Gangster der Straße“. Nachdem das Quartett in das Zimmer des späteren Opfers gestürmt sei, habe sich schnell eine wilde Rangelei entwickelt.

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Der 24-Jährige behauptet, dass der Attackierte ihm dann überraschend den Baseballschläger entrissen hat, er daraufhin spontan ein Messer (das ihm der Dortmunder angeblich zuvor im Pkw hingelegt habe) gezogen habe. „Dass ich ihn damit dann getroffen haben muss, habe ich gar nicht mitbekommen“, so der Angeklagte.

Mutmaßliches Opfer erscheint nicht als Zeuge

Der andere Mann war schwerstverletzt ins Dortmunder Klinikum Nord gebracht und operiert worden. Ein Teil einer Niere musste amputiert werden.

Für einigen Wirbel sorgte am Donnerstag, dass das mutmaßliche Opfer nicht zu seiner Zeugenvernehmung erschienen ist. Wie es hieß, war der 27-Jährige zuletzt im offenen Gefängnisvollzug untergebracht, soll aber nicht in seine Zelle zurückgekehrt sein. Sein Verbleib ist unklar, Stand jetzt gilt er als flüchtig.

Alle vier Angeklagten sitzen seit Mitte Mai in U-Haft. Die Anklage lautet auf gemeinschaftlich versuchten Mord.