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Dortmunder Wahlergebnis: Herz zur Herzkammer der Sozialdemokratie schlägt wieder
Meinung
Bei dieser Wahl gibt es in Dortmund mehrere historische Ergebnisse. Trotzdem bleibt alles beim Alten. Eines der Bundestagsmandate aber ist für die Stadt kein Gewinn, meint unsere Autorin.
Am meisten dürften die Demoskopen am Wahlabend gezittert haben. In Dortmund allerdings war die Sache klar: Alles bleibt beim Alten. Die SPD hat wie immer die beiden Direktmandate souverän geholt und sich bei den Zweitstimmen sogar noch verbessert. Das Herz zur Herzkammer der Sozialdemokratie scheint reanimiert. Es bubbert wieder.
Wenn auch bei der Bundestagswahl vor allem die politische Großwetterlage zählt – die Dortmunder SPD und ihre Kandidaten Sabine Poschmann und Jens Peick haben die Reihen geschlossen und einen starken Haustür-Wahlkampf hingelegt.
Die CDU hat ihr historisch schlechtestes Ergebnis nicht nur im Bund, sondern auch bei einer Bundestagswahl in Dortmund eingefahren: ein erneuter Absturz von 24,5 auf rund 18,5 Prozent.
Zum einen war sie vor Ort nicht im besten Wahlkampfmodus, und auch die bundesweite Achterbahnfahrt der letzten Wochen hat sie mit hinuntergerissen. Ein schwacher Trost für die beiden CDU-Kandidaten: Sie haben etwas besser abgeschnitten als ihre Partei.
Achtungserfolg für Bülow
Historisch gut ist dagegen das Wahlergebnis der Grünen. Sie haben fortgesetzt, was sich in Dortmund schon bei der letzten Europawahl und der Kommunalwahl abgezeichnet hat. Mit ihrem mehr als verdoppelten Ergebnis – im Wahlkreis Dortmund I liegen sie sogar vor der CDU – können und werden sie nun auch in der Lokalpolitik mit noch mehr Selbstbewusstsein auftreten.
Marco Bülow, früher als Bundestagskandidat eine feste Bank für die SPD, jetzt Kandidat für „Die Partei“, hat mit 8,7 Prozent vermutlich deutlich weniger Stimmen eingefahren, als er erhofft hatte, aber immerhin einen Achtungserfolg.
Ansonsten hat die Bundestagswahl 2021 in Dortmund mehr Verlierer als Gewinner. Die Linke hat sich in etwa halbiert. Die FDP ist – im Gegensatz zum Bund – nur noch einstellig, ebenso die AfD, die rund ein Viertel ihrer Wählerstimmen verloren hat. Ihre populistische Hetze gegen Migranten und Corona-Maßnahmen hat nicht verfangen.
Helferich ist kein Gewinn
Dortmund braucht mehr Gewicht in Berlin. Dass die Stadt dort besser wahrgenommen wird, liegt nun vor allem in der Hand der beiden SPD-Bundestagskandidaten. Ob Markus Kurth für die Grünen es wieder schafft, war am Sonntagabend noch nicht klar.
Klar ist dagegen: Dass mit Matthias Helferich ausgerechnet ein AfD-Kandidat, der selbst in seiner Partei umstritten ist, voraussichtlich über einen Listenplatz für Dortmund in den Bundestag einzieht, ist kein Gewinn für die Stadt, sondern gereicht eher zu ihrem Schaden.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
