Ende des Blutspende-Verbots für schwule Männer „Ein längst überfälliger Schritt“

„Ein überfälliger Schritt“: Dortmunder Verband begrüßt Lockerungen bei Blutspenden
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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will Beschränkungen für schwule und bisexuelle Männer bei der Blutspende aufheben. Das geht aus einem Änderungsantrag zum Transfusionsgesetz hervor. Der Dortmunder Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine und -initiativen begrüßt den Schritt.

„Aus unserer Sicht ist das ein überfälliger Schritt, weil es für die bestehenden Beschränkungen keine Rechtfertigung mehr gibt“, so Paul Klammer vom Verein Slado.

Die Regelung ist im Zuge der Aids-Krise entstanden. „Inzwischen diskutieren wir aber viel differenziert über Risikoverhalten. Viele haben sich robuste Schutzstrategien zugelegt.“ Zudem werden Blutspenden auf HIV wie auch auf weitere Krankheiten getestet.

„Viele würden gern Blut spenden“

Laut dem Entwurf aus dem Gesundheitsministerium, aus dem die Deutsche Presse-Agentur zitiert, sollen „die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität (...) keine Ausschluss- oder Rückstellungskriterien“ mehr sein dürfen. Die Bundesärztekammer soll verpflichtet werden, ihre Blutspenderichtlinie zeitnah zu ändern.

In Dortmund hatten das Klinikum und auch das Deutsche Rote Kreuz zuletzt vor einem Mangel an Blutspenden gewarnt. „Viele würden gern Blut spenden“, sagt Paul Klammer. „Sie fühlen sich aber durch die Regelung diskriminiert.“

Das Klinikum äußert sich hingegen zurückhaltend zu den geplanten Lockerungen: „Den hohen Bedarf und aktuellen Mangel an Blutspenden wird diese Regelung nicht relativieren können, da nur ein ganz kleiner Prozentsatz der Blutspender zur so genannten Gruppe von Personen mit sexuellem Risikoverhalten gehört.“

Aussagen zur konkreten Umsetzung könne man erst treffen, wenn das Transfusionsgesetz tatsächlich geändert sei.

Individuelles Verhalten

Nach der bisherigen Regelung werden Männer, die Sex mit Männern haben, nach Sexualkontakt mit einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner für vier Monate von der Spende zurückgestellt. Bei Sexualverkehr zwischen Frau und Mann wird hingegen nur für vier Monate zurückgestellt, wer „häufig wechselnde Partner oder Partnerinnen“ hat.

Künftig soll sexuelles Risiko nicht mehr anhand einer Gruppenzugehörigkeit sondern nur auf Grundlage des individuellen Verhaltens ermittelt werden dürfen.

Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Karl Lauterbach: „Die Bundesärztekammer muss endlich nachvollziehen, was im gesellschaftlichen Leben längst Konsens ist.“

Bereits im Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP angekündigt, „das Blutspendeverbot für Männer, die Sex mit Männern haben, sowie für Transpersonen“ abzuschaffen.

Mit Material von DPA.

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