
© Lucas Bauer
Dortmunder Unverpackt-Laden: Corona-Schutz darf auch geil aussehen
Lockdown
Lucas Bauer hat sein verpackungsfreies Geschäfts „Ettics x Füllbar“ in der Dortmunder Kaiserstraße erst kurz vor dem Lockdown light eröffnet. Jetzt ist er froh, dass er noch geöffnet hat.
Das Thema Nachhaltigkeit war en vogue, als die Corona-Pandemie kam. Drei Monate hatten Inhaber Lucas Bauer und seine Mitarbeiter „normal“ geöffnet – bis der Lockdown kam und das Thema Nachhaltigkeit wieder in den Hintergrund gerückt ist.
„Langsames Einkaufen mit Wohlfühlmoment“
Betritt man den Unverpackt-Laden in der Kaiserstraße, machen kleine Schilder aufmerksam, wie unter Corona-Bedingungen verpackungsfrei eingekauft werden kann. Auch Plexiglasscheiben wurden an der Kasse aufgehängt, doch das Einkaufserlebnis ist ein anderes: Corona scheint hier weiter weg als woanders.
„Wir wollen uns auch in der Pandemie an alles halten, aber das heißt ja nicht, dass die Schutzmaßnahmen nicht geil aussehen dürfen“, erklärt Lucas Bauer. „Hängt man das Plexiglas schön auf und nimmt natürliche Materialien, etwas schöne Musik dazu, sieht das schon ganz anders aus.“

Auch hier weisen Schilder auf die Corona-Schutzmaßnahmen hin. © Sophie Conrad
Und genau dieser Eindruck wird einem beim Einkaufen auch vermittelt, doch trotzdem: Auch hier drückt die Corona-Pandemie auf die Lage des Einzelhändlers.
„Noch viel viel länger halten wir das so nicht durch“
Obwohl hier sogar Kleidung verkauft werden darf, will der Inhaber nicht damit werben. Außerdem solle der Laden auch nicht zu einem Infektionsherd werden. Er findet: „Wir haben Glück im Unglück, aber wir wollen eigentlich nicht damit werben, da wir das schon ziemlich pietätlos fänden gegenüber den Anderen.“
Erlaubt ist das, da es sich hier um einen Gemischtwarenladen handelt mit überwiegend Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs – ähnlich wie bei Real oder Kaufland. „Doch wer will neue Klamotten, wenn er im Home-Office auf dem Sofa ist?“, fragt Lucas Bauer sich.

Neben Lebensmitteln, werden auch Trockenblumen, Kleidung und Hygiene-Artikel angeboten. © Lucas Bauer
Trotz allem sieht die Situation für Bauer und seine Mitarbeiter jedoch nicht gut aus. Mittlerweile seien von 20 Mitarbeitern nur noch sieben übrig. Auch die Besucherzahl sei um 70 bis 80 Prozent eingebrochen. Denn: „Die Kaiserstraße hat von der Gastronomie gelebt, jetzt ist keiner mehr da“, erklärt Bauer. Hauptsächlich kaufen nur noch Anwohner ein – der Anteil, der sowieso schon einberechnet wurde.
„Wir bieten an, was wir können“
Für Lucas Bauer sticht ein Grund besonders heraus, weshalb seine Kunden lieber bei einer Supermarkt-Kette einkaufen: „Wir sind nun mal kein One-Stop-Shop.“ Das bedeutet als Einkäufer bekommt man hier nicht alles Notwendige mit einem einzigen Besuch, wie zum Beispiel in einem Rewe. „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden – wir bieten hier an, was wir können“, sagt Bauer.
Zudem seien im Unverpacktladen rund 80 Prozent der Artikel günstiger als vergleichbare Produkte, beispielsweise bei der Bio-Marke im Rewe. „Eigentlich denkt man immer wir haben hier so Halsabschneider-Preise, aber das ist gar nicht so – ein Kilo Vanillezucker kostet dann sechs Euro, aber in einem Tütchen bei Rewe ist ja fast nichts drin und dann auch nur Aroma“, erklärt er weiter.
„Wir bleiben Team Hoffnung“
Trotz der schwierigen Lage, bleiben Lucas Bauer und seine Mitarbeiter positiv. „Wir sind immer noch Team Hoffnung.“ Mit dem Unverpacktladen „Ettics x Füllbar“ möchte der Inhaber auch Bewusstsein und Bildung schaffen, da mit jedem Einkauf überlegt wird „Wieviel brauche ich eigentlich wirklich?“ Doch Bauer wünscht sich trotzdem, dass seine Kunden wieder „die extra Meile“ laufen, anstatt alles in einem Geschäft zu kaufen.
Er betont aber ganz klar: „Uns geht’s beschissen, aber anderen geht es noch beschissener.“ Doch falls der Lockdown noch viel länger dauern würde, müsse auch er sich zusätzlich was überlegen.
1999 in Dortmund geboren und aufgewachsen. Seit 2017 Medienwissenschafts- und Sowi-Studentin an der RUB. Nach zwei Jahren im Fernsehjournalismus, 2020 auch bei den Ruhr Nachrichten. Im Regionaljournalismus möchte ich über Geschehnisse und Menschen aus unmittelbarer Nähe berichten, so wie über das was sie und uns bewegt.
