Tim Dolezych, geschäftsführender Gesellschafter des Dortmunder Traditionsunternehmens Dolezych, steht in engem Kontakt zu den Firmenniederlassungen in Russland und der Ukraine.

© Dolezych/Schaper

Dortmunder Unternehmer Tim Dolezych: „Wir machen ganz einfach weiter“

rnUkraine-Konflikt

Das Dortmunder Traditionsunternehmen Dolezych mit Hauptsitz im Hafen hat eine Niederlassung in Russland und ein Vertriebsbüro in der Ukraine. Was bedeutet der russische Angriff für das Unternehmen?

Dortmund

, 24.02.2022, 20:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als Tim Dolezych, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Dortmunder Traditionsunternehmens, am Donnerstagmorgen (24.2.) mit seinem Geschäftsführer der Niederlassung im russischen Woronesch telefonierte, traf er auf einen geschockten Mann. „Er hätte den Angriff auf die Ukraine nicht für möglich gehalten“, berichtet Dolezych. Auch die Menschen im Umfeld des Niederlassungsleiters seien von Putins Krieg total überrascht worden.

Dolezych ist international einer der führenden Hersteller von Produkten der Seil-, Hebe-, Anschlag- und Ladungssicherungstechnik mit Hauptsitz im Dortmunder Hafen und beschäftigt in sieben ausländischen Tochterunternehmen 650 Mitarbeiter, die alles vom Anschlagseil bis zum Zurrgurt herstellen.

Produktionsstätte liegt nicht weit von der Grenze

Im Jahr 2007 wurde das Vertriebsbüro in Kiew eröffnet und fünf Jahre später die Produktionsstätte mit 35 Mitarbeitern im russischen Woronesch. Die Region von Woronesch grenzt an das Gebiet von Dortmunds Partnerstadt Rostow am Don und liegt damit nicht weit entfernt vom umkämpften Donbass.

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Die Mitarbeiter des kleinen Vertriebsbüros in Kiew seien am Donnerstag zu Hause geblieben, sagt Dolezych. Bürgermeister Vitali Klitschko habe dazu aufgerufen. Der Unternehmens-Chef: „Sie harren jetzt der Dinge.“ Er selbst habe nicht mit ihnen sprechen können, doch der Geschäftsführer der polnischen Dolezych-Tochter, der das Vertriebsbüro leite, habe Kontakt zu den ukrainischen Mitarbeitern. Er rechne mit zahlreichen ukrainischen Flüchtlingen, die sich nach Polen aufmachen würden.

Als Produzent autark vor Ort

Das Russland- und Ukraine-Geschäft mache für Dolezych weniger als 5 Prozent der Firmen-Aktivitäten aus, sagt Dolezych. Was für Folgen der Krieg für sein Unternehmen habe, könne er noch nicht absehen. Sein Unternehmen betreibe nicht das klassische Exportgeschäft nach Russland, sondern arbeite als Produzent autark vor Ort, mit polnischer, russischer und asiatischer Rohware. Dolezych: „Wir sind breit aufgestellt und nicht von einigen großen Kunden abhängig.“

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Sicherlich werde die Konjunktur unter dem Konflikt leiden. „Aber wir machen jetzt einfach weiter“, sagt der Chef des mittelständischen Unternehmens. Es bleibe abzuwarten, was kurz oder mittelfristig passieren werde, wenn die Währung des Rubels einbreche. „Die Importe aus China werden dann sicherlich teurer.“ Außerdem müsse man sehen, was noch an Sanktionen komme. Tim Dolezych: „Aktuell läuft das Geschäft normal weiter.“