
© Bastian Pietsch
Dortmunder Unternehmen testet alle Mitarbeitenden täglich auf Corona
Schnelltests
Für die breite Bevölkerung verfüg- und anwendbare Schnelltests könnten ein wichtiger Baustein auf dem Weg aus der Pandemie sein. Ein Dortmunder Unternehmen hat intensive Erfahrungen damit.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn setzt sich aktuell für breit verfügbare Coronavirus-Schnelltests als Mittel zur Bekämpfung der Pandemie ein. Ein Dortmunder Unternehmen sammelt seit Wochen Erfahrungen aus erster Hand, mit sogenannten Karten-Schnelltest. Und es hat sie palettenweise zum Verkauf auf Lager.
„Bei uns werden täglich alle 90 Mitarbeiter getestet, beziehungsweise sie testen sich selbst“, erklärt Heiner Joswig, Geschäftsführer des Dortmunder Unternehmens Safeline, das unter anderem persönliche Schutzausrüstung an Gewerbetreibende verkauft. Auch die Karten-Schnelltests des Herstellers Lepu Medical.
So funktioniert der Test
Wer den Tests machen will, muss dazu mit einem Wattestäbchen einen Abstrich in beiden Nasenlöchern nehmen - ohne besonders „tief rein“ zu müssen. Dann wird das Stäbchen in eine Pappkarte gesteckt und eine Flüssigkeit darauf getropft. Nach 10 bis 15 Minuten gibt es ein Ergebnis.
Das Verfahren sei sehr einfach, auch einfacher als bei anderen Schnelltests, demonstriert Heiner Joswig. Ein Erklärvideo des Herstellers reiche aus, um zu verstehen, wie der Test anzuwenden sei.

So sieht im besten Fall das Ergebnis eines Karten-Schnelltests aus. © Bastian Pietsch
Bisher gibt es jedoch für diese Karten-Schnelltests noch keine Zulassung für den Verkauf an ungeschulte Laien. Sie dürfen nur von geschultem Personal angewendet werden. Allerdings wurden am Mittwoch (24.2.) bereits erste Schnelltests für Laien zugelassen. Heiner Joswig geht davon aus, dass das auch im Fall der Tests von Lepu Medical bald der Fall sein dürfte.
Für Unternehmer rechne sich das Testen
In den vier Wochen, in denen alle Mitarbeitenden getestet würden, seien bisher zwei positive Fälle entdeckt und durch PCR-Tests bestätigt worden. „Hätten wir das nicht gemacht, wäre es in Abteilungen - trotz Abstands- und Hygieneregel - vermutlich zu weiteren Ansteckungen gekommen“, sagt Heiner Joswig.
Joswig rechnet auch ein Beispiel vor, bei dem er den potenziellen Ausfall von Personal durch Quarantänemaßnahmen mit den Kosten von etwa 6 Euro pro Test gegenüberstellt. „Wenn nur fünf Leute im Monat deshalb nicht für 14 Tage ausfallen, hat sich das gelohnt. Außerdem: Wenn mir der Mitarbeiter nicht 6 Euro am Tag wert ist, worüber reden wir dann eigentlich noch?“
Privatverkauf noch nicht erlaubt
Rund 120.000 Stück der Schnelltests habe Safeline in einer ersten Bestellung bekommen, erzählt Joswig. Eine Millioneninvestition. Verkauft werden sie aktuell in Packungen mit 25 Anwendungen zum Preis von rund 150 Euro - bisher nur an Gewerbetreibende, die entsprechend geschultes Personal haben.
Safeline sei das einzige Unternehmen in der Region, dass diese Tests aktuell anbiete, sagt Joswig. Und die Nachfrage sei groß. „Wenn ich jetzt nachbestellen wollte, könnte ich vielleicht noch mal 500.000 Tests bekommen, mit 3 bis 4 Wochen Wartezeit.“
Dennoch sieht Heiner Joswig in den Schnelltests eine große Chance. „Wir haben ja als Händler für persönliche Schutzausrüstung die gesamte Entwicklung der Pandemie sehr eng mitgemacht. Also aus der Praxis für die Praxis: Karten-Schnelltests können ein Schritt zur Bewältigung dieser Pandemie sein.“
Dortmunderinnen und Dortmunder, die für sich privat Schnelltests kaufen wollen, müssen noch auf eine entsprechende Zulassung warten. Ab dann könnten die Karten-Schnelltests (vorerst ausschließlich in 25er-Packungen) über die Website von Safeline erworben werden.
Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
