Es ist ein Mix aus Deutsch und Englisch – Hauptsache, man versteht sich. „This is Beton“, betont Adolf Winkelmann und klebt ein dickes Stück schwarzes Klebeband auf die Bühne: „...and this is auch Beton.“
Ein Video-Dreh in der Akademie für Theater und Digitalität am Hafen. Eine ausgeleuchtete Bühne, auf die zwei Kameras gerichtet sind. Was sie aufnehmen, landet direkt auf dem Computer, der vor Winkelmann und seinen Mitwirkenden steht.
Acht Hochkant-Balken
Regisseur Winkelmann ist der Chef der „fliegenden Bilder“, die seit dem Kulturhauptstadt-Jahr 2010 immer wieder neue Themen auf die meterhohen Projektions-Flächen bringen – auf Hochkant-Balken pro Seite, auf 625 Quadratmeter insgesamt, weithin sichtbar in die Stadt.
Gesellschaftliche Positionierungen sind dabei – von der Ukraine-Flagge bis hin zur Formulierung, dass der Turm „die Nazis schon damals voll uncool“ fand. Bei Borussia-Heimspielen drehen sich Tischkicker-Figuren und Schwarz und Gelb. Und etwas Ähnliches steht nun auch an – allerdings nicht für den BVB.

„Plane das schon seit langem“
„Endlich ist auch das zu sehen. Das plane ich schon seit langem“, verrät Winkelmann in einer Drehpause. Endlich könne er diese Institution, die zu Dortmund doch so stark gehöre, ganz einfach auf die LED-Wände bringen – weil es sich nun so „ikonografisch“ darstellen lasse.
„Bei Schwanensee weiß jeder Betrachter: Ballett.“ Und so schweben an diesem Samstagmittag Tänzerinnen und Tänzer des Dortmunder Balletts vor den Kameras über die Bühne am Hafen.

Sind Arme und Beine zu sehen?
Ballett-Leiter Xin Peng Wang und seine Mitarbeiter planen die Bewegungen dieses internationalen Ensembles bis ins letzte Detail: Welcher Arm ragt wie weit? Wohin geht welcher Schritt? Dass sie das tun, hat mit Winkelmanns Satz „This is Beton“ zu tun und dem Klebeband auf dem Bühnenboden.
Anders als beim Bühnenauftritt sind ansonsten Arme, Gesichtsausdrücke, ganze Darsteller nicht zu sehen, sondern eben im Raum zwischen den LED-Bildschirmen auf dem U-Turm. Zudem: Die Geschichte, die die Darbietenden erzählen, müsse ganz einfach sein, unterstreicht Winkelmann.

Premiere am 21.10.
Zwei Liebende, die aufeinander zugehen. Ein Verlassen und Hinterherlaufen. Die glückliche Drehung, aber nicht fünf hintereinander. Winkelmann weiß: Die Dortmunder müssen in wenigen Sekunden erfassen können, was da oben auf seinen „fliegenden Bildern“ läuft.
Die Uraufführung ist geplant für den Tag der „Schwanensee“-Premiere: Samstag, 21.10. Danach sollen die Ballett-Bilder auf dem U immer dann zu sehen sein, wenn im Opernhaus die nächsten Vorstellungen des ganz neu inszenierten Tschaikowsky-Klassikers aufgeführt werden.
Und wenn zeitgleich auch Borussia spielt, Herr Winkelmann? Naja, sagt er, lächelt und schweigt. Das Lächeln sagt aus: Da lassen wir uns noch was einfallen.
- Für die ersten beiden „Schwanensee“-Aufführungen am 21.10. (19.30 Uhr) und 29.10. (18 Uhr) gibt es nur noch Restkarten.
- Es folgen Aufführungen am 1., 4., 5., 10., 25.11. sowie am 3., 15., 16. und 26.12. sowie letztmalig am 7.1.2024.
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