Ahmad Dimi ist der Chef der Dortmunder Sicherheitsfirma D.I.S.S Int. Security Service.

Ahmad Dimi ist der Chef der Dortmunder Sicherheitsfirma D.I.S.S Int. Security Service. © privat

Verteidigung „fast unmöglich“: Wie gefährlich ist ein Messerangriff, Herr Dimi?

rnNach Polizei-Schüssen auf 16-Jährigen

Der 16-Jährige, der von der Polizei in Dortmund erschossen wurde, soll mit einem Messer bewaffnet gewesen sein. Ahmad Dimi, Chef einer Dortmunder Sicherheitsfirma, weiß, wie gefährlich Messerattacken sind.

Dortmund

, 11.08.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ahmad Dimi weiß, wie es ist, mit einem Messer attackiert zu werden. Zweimal ist das dem 37-jährigen Chef der Dortmunder Sicherheitsfirma D.I.S.S Int. Security Service bereits widerfahren - zuletzt 2021. Fünf Stiche hatten ihn damals an der Schulter und am Arm verletzt.

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Ein Messerangriff soll auch den tödlichen Schüssen eines Polizisten am Montag (8.8.) in der Dortmunder Nordstadt vorausgegangen sein. Diese trafen einen 16-Jährigen, der mit der Stichwaffe zuvor auf Beamte losgegangen sein soll.

Erfahrener Kampfsportler

Unsere Redaktion hat Ahmad Dimi kontaktiert, um mit ihm über die Gefährlichkeit von Messerattacken zu sprechen. Der 37-Jährige betreibt seit seinem zwölften Lebensjahr Kampfsport und sagt: „Es gibt Techniken, mit denen man einen Messerangriff abwehren kann.“ Allerdings gelinge das eher im Training, wenn man vorbereitet sei. „Auf der Straße“ hingegen sei es „fast unmöglich“, sich gegen eine solche Attacke zu verteidigen.

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Dimi ergänzt: „Wenn ein Messerangreifer weniger als zwei oder drei Meter von mir entfernt ist, und ich eine Schusswaffe habe, würde ich auch schießen. Aber nicht in Bereiche, die zu tödlichen Verletzungen führen können.“ Bei einer Entfernung von mehr als drei Metern würde er den Gebrauch der Schusswaffe bloß androhen, ergänzt er.

Ahmad Dimi, der Chef der Dortmunder Sicherheitsfirma D.I.S.S Int. Security Service, trug nach einem Messerangriff im Jahr 2021 fünf Stiche davon.

Ahmad Dimi, der Chef der Dortmunder Sicherheitsfirma D.I.S.S Int. Security Service, trug nach einem Messerangriff im Jahr 2021 fünf Stiche davon. © privat

Der Dortmunder wundert sich, dass der Einsatz eines Tasers bei dem 16-Jährigen offenbar keinen Erfolg hatte. Möglicherweise habe der junge Mann zuvor Drogen genommen, die dies verhinderten, spekuliert Dimi. Und ob ein Schuss ins Bein den 16-Jährigen gestoppt hätte? „Er wäre vielleicht nicht gleich umgefallen, aber das hätte die Ausgangslage total verändert“, sagt der Chef des Sicherheitsdienstes.

Messer gegen Schusswaffe

Lars Winkelsdorf, Waffensachverständiger und Journalist aus Hamburg, unterstreicht: „Messerangriffe werden massiv unterschätzt.“ Gerade im „Nahbereich“ sei eine Schusswaffe einem Messer klar unterlegen, so der 45-Jährige. „Bei einer Entfernung von weniger als sieben Metern hat eine Schusswaffe keine Chance gegen ein Messer.“

Lars Winkelsdorf ist ein Waffensachverständiger und Journalist aus Hamburg.

Lars Winkelsdorf ist ein Waffensachverständiger und Journalist aus Hamburg. © privat

Die reguläre polizeiliche Schutzausrüstung könne die Beamten nicht vor Verletzungen durch Messerstiche schützen, ergänzt Winkelsdorf. Spezialeinheiten würden daher Kettenhemden verwenden. „Besonders empfindlich ist beispielsweise die Halsschlagader", sagt der Waffen-Experte. Um diese oder beispielweise die ebenfalls sehr empfindliche Oberschenkelarterie zu treffen, bedürfe es nicht einmal eines erfahrenen Messerkämpfers.