Wo einst eine Toilette war, befindet sich nur noch eine Baustellenabsperrung: Hier kann Jan Olaszek nicht mehr zur Toilette gehen. © Oliver Schaper
Barrierefreiheit
Dortmunder Rollstuhlfahrer findet wegen Corona keine Toilette mehr
Jan Olaszek sitzt im Rollstuhl und ist dennoch in der Stadt unterwegs. Angewiesen ist er dabei auf barrierefreie Toiletten. Nur sind die seit dem Lockdown schwierig zu finden.
Jan Olaszek (66) sitzt im Rollstuhl, ist aber dennoch viel mit Bus und Bahn unterwegs - oft auf dem Weg zum Arzt, zur Apotheke oder zum Einkaufen. „Ich habe Probleme mit der Blase und brauche manchmal schnell eine Toilette“, erzählt er. Er habe auch einen sogenannten Euro-Schlüssel für Behinderten-Toiletten - nur nutze der ihm nichts, wenn das Geschäft, in dem sich die Toilette befindet, wegen der Corona-Pandemie geschlossen ist.
Lebensmittelläden sind weiter geöffnet. Doch nicht alle haben Toiletten. Gebe es Kundentoiletten wie beispielsweise im Rewe im Scharnhorster Einkaufszentrum EKS, könne er sie nicht benutzen, da dort Griffe zum Aufstehen fehlten, sagt Jan Olaszek.
Trotz seiner Behinderung ist Jan Olaszek viel unterwegs, etwa zum Einkaufen im Scharnhorster EKS. Dort kann er aber derzeit keine Toilette nutzen. © Oliver Schaper
Hinzu komme, dass auch einige öffentliche Toiletten nicht mehr zur Verfügung stünden, beklagt Jan Olaszek. So sei die Behinderten-Toilette an der Stadtbahn-Haltestelle Scharnhorst-Zentrum abgebaut worden. Auch die Toiletten am Markt Brackel sowie am ehemaligen Markt Eving (Deutsche Straße/Bayrische Straße) neben dem Edeka seien entfernt worden. Die Behinderten-Toiletten an den Stadtbahn-Haltestellen Reinoldikirche und Kamstraße seien eng und unhygienisch.
Neuer Dienstleister baut 18 neue Toiletten auf
Stadtsprecher Christian Schön erläutert auf Anfrage, dass die Stadt nur für die sogenannten City-Toiletten und die von ihr selbst betriebene Toilette am Rande des Nordmarktes zuständig sei. Die City-Toiletten würden von einem Dienstleister im Rahmen eines Werbevertrages betrieben.
Bisher war das „Wall“, doch deren Vertrag mit der Stadt sei im vorherigen Jahr ausgelaufen. Nachfolgerin ist die „RBL Media GmbH“. Soll in Dortmund 18 barrierefreie WC-Anlagen (und 6 mit Pissoirs) errichten und für 14,5 Jahre betreiben.
„In der Übergangszeit ist es nicht zu vermeiden, dass an manchen Standorten keine City-Toiletten zur Verfügung stehen“, sagt Christian Schön. Als Grund dafür nennt er auch Produktions- und Lieferverzögerungen wegen der Pandemie.
RBL-Geschäftsführer Stephan Schneider sieht einen anderen Grund: Dass sich der Aufbau der WCs so hinziehe, hänge mit dem schleppenden Abbau der alten Anlagen durch „Wall“ zusammen, erklärte er auf Anfrage.
Neue Toiletten sollen hohen Hygienestandards genügen
Bereits nutzbar sei derzeit nur die neue Toilette am Phoenixsee, doch an sechs weiteren Standorten seien die Häuschen bereits vor Ort und würden noch in diesem Monat oder im Februar in Betrieb gehen. Es handele sich um die Standorte:
OstwallBetenstraßeRitterhausstraßeMarktplatz AplerbeckWaldecker/Bayrische StraßeWerner StraßeDort müsse noch der Strom- und Wasseranschluss sowie die Erdung erfolgen.
Als bisher einziges der neuen Toilettenhäuschen ist das am Phoenix-See in Betrieb. © Stadtentwässerung Dortmund
Bis April sollen auch die übrigen elf WCs zur Verfügung stehen. Die Häuschen seien vorproduziert und würden aus Belgien geliefert. Die neuen Toiletten seien behindertengerecht, würden genügend Platz zum Wenden eines Rollstuhls bieten und auch Haltegriffe besitzen, so Stephan Schneider. Der Geschäftsführer hebt neueste Hygiene-Standards hervor. So gebe es ein Luftreinigungssystem und antibakteriell beschichtete Fliesen. Die Häuschen haben eine Glasverkleidung. Ihre Dächer werden begrünt.
Komplette Erneuerung zweier Toiletten-Anlagen geplant
Stadtsprecher Christian Schön bedauert, dass auch die „Nette Toilette“, bei der Geschäfte und Gastronomen kostenlos Toiletten zur Verfügung stellen, wegen Corona derzeit ausfalle.
Die Toiletten Reinoldikirche und Kampstraße würden von einem Dienstleister im Auftrag von DSW21 betrieben. Leider seien Vandalismus und Unsauberkeit ein großes Problem im Innenstadtbereich. Für beide Toiletten sei eine komplette Erneuerung mit den neuesten Standards der Barrierefreiheit geplant.
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