
© Didi Stahlschmidt
Dortmunder Restaurant Churrasco: „Existenz hing am seidenen Faden“
Portugiesische Küche
Brand, Wasserschaden und Lockdown: Das portugiesische Restaurant „Churrasco“ hatte mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. Die Betreiber erzählen nun, wie es für sie weitergeht.
Seit 2009 steht der Familienbetrieb für leckere und authentische kulinarische Spezialitäten aus Portugal mit einem ganz besonderen Ambiente. Bis zur Pandemie hatte sich das „Churrasco“ einen sehr guten Namen in der Region gemacht, doch dann kamen die Lockdowns, ein Brandschaden und letztendlich noch ein größerer Wasserschaden. Nun ist dies überstanden und mit kleineren Neuerungen und großer Motivation sind sie zurück.
Ein Gefühl wie in Portugal
Betritt man das langgezogene Restaurant an der Münsterstraße, fällt als erstes die gemütliche und warme, leicht gedrungene Atmosphäre auf. Es wird getragen von roten Backsteinwänden, warmem Holzmobiliar und zugleich reduzierter Schlichtheit. Großformatige Fotos von der Algarve und Alltagssituation in den Straßen Portugals an der einen Wand, ein Weinfass und der bunte Wappenvogel als einzige Zierelemente lassen den Blick auf das Wesentliche frei: die offene, große Küche.
Ein Holzkohlegrill als Ideengeber
„Die Idee und Vision eines eigenen Restaurants kam erstmals 1997 bei einem Besuch an der Algarve auf“, so Inhaber Sidonio Rodrigues. Dort fielen ihm die typischen, portugiesischen Holzkohlegrill-Restaurants auf. Doch die Idee reifte noch einige Jahre, bis der in der Nordstadt aufgewachsene Rodrigues den jetzigen Standort entdeckte – und 2009 dort seine Idee und seinen Traum verwirklichte. Sehr zur Freude der portugiesischen Community, die damals wie heute zu seinen Stammkunden gehört.

Er ist das Herzstück der Küche und der wichtigste Ort im Churrasco: der große, offene Holzkohle-Grill. © Didi Stahlschmidt
Insgesamt kommen gut 90 Prozent der Stammkunden nicht aus der Nordstadt und sehr viele aus umliegenden Städten. Allerdings waren die letzten zwei Jahre durch Brand, Wasserschaden und die Pandemie sehr hart. „Das war herzzerreißend, weil wir nicht wussten, wie es weitergeht. Das waren Monate, wo die Existenz am seidenen Faden hing“, blickt Rodrigues zurück und ergänzt „Wir sind sehr froh, dass die Stammkunden uns treu geblieben sind und wir nun wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht haben".
Portugiesische Kultur und Tradition
Dies ist aber sicherlich auch der großartigen Küche zu verdanken, in der nur Portugiesisch gesprochen wird. Dabei ist die Speisekarte ebenfalls zweisprachig, so dass sich Gäste immer wieder gerne in der Landessprache bei der Bestellung ausprobieren. „Uns ist es besonders wichtig, die portugiesische Küche zu präsentieren und zugleich Kultur, Lebensfreunde und Freundlichkeit zu vermitteln", so Rodrigues.
Dabei ist der Name im wahrsten Sinne des Wortes Programm. Denn „Churrasco“, im Original „Churrasqueira“, bedeutet „Das Zischen des Fetts auf der Holzkohle“. Und der Holzkohlegrill, befeuert mit Buchenholzkohle, ist das zentrale Element der Küche. So wundert es nicht, dass sich vor allem die Piri-Piri-Hähnchen und die Grillspieße großer Beliebtheit erfreuen. Selbiges gilt für die „Gambas a casa“ nach einem Rezept der Mutter oder die Stockfischbällchen und Babycalamares.
Eine interessante und ungewöhnliche Speisekarte
Rodrigues und seinem Team ist es wichtig, traditionelle portugiesische Speisen wie sie auch in Portugal zu finden sind anzubieten. So wie die Fischsuppe oder der Oktopus-Salat zur Vorspeise, die besagten scharf gewürzten Hähnchen oder das geschmorte Kaninchen in Rotwein sowie gegrillte Sardinen oder Stockfisch. Als Nachtisch empfiehlt sich „Serradura“, ein traditioneller portugiesischer Sägemehlpudding (süße Kondensmilch mit Sahne und Keksen). Eine spannende wie interessante und abwechslungsreiche Speisekarte, die preislich sehr fair ist. Zudem ist es optisch wie geschmacklich ein Erlebnis für alle Sinne und da man sich sein Essen aus Vorspeisen, Beilagen und Hauptgericht selbst zusammenstellen kann, sind die Variationen gefühlt unendlich.

Nicht nur das Geschirr ist hier einzigartig. Der hängende Fleischspieß ist viel gefragt und ebenso der Fisch, der seinen eigenen Teller hat. © Didi Stahlschmidt
Das Churrasco hat die letzten zwei Jahre somit nicht nur als Restaurant überlebt, es ist auch weiterhin ein Teil portugiesischer Lebenskultur und Gastfreundlichkeit – mit einer Speisekarte, die einfach Freude macht und keine Langeweile aufkommen lässt. Und zur Verbesserung der Raumakustik für Gespräche am Tisch oder mit dem Koch wurden soeben Schallschutzplatten an die Decke angebracht und es gibt Überlegungen, den Außenbereich neu zu gestalten.
Churrasco Grill, Münsterstraße 109, 44145 Dortmund // Tel. 0231-39 59 79 6, E-Mail: info@churrasco-dortmund.com // Öffnungszeiten: Mo-Fr 17-23h, Sa 16-23h, So 12-23h, Di Ruhetag // www.churrasco-grill.de oder Facebook: churrasco.dortmund
Seit Februar 2007 bin ich als freier Redakteur mit der Kolumne "quer gehört" für die Bereiche Musik/ Nightlife/ Kultur/ Creativ Industries bei den Ruhr Nachrichten aktiv. Parallel arbeite ich als freier Journalist für verschiedene Magazine, Gastronomie-Führer, als freier Fotograf und als Autor und Werbe-Texter.