Dortmunder nach Bandidos-Razzia in U-Haft – Polizei verteidigt Panzer-Einsatz

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Dortmunder nach Bandidos-Razzia in U-Haft – Polizei verteidigt Panzer-Einsatz

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Nach dem Einsatz eines Polizei-Panzers in Holzen gibt es Details über den Verdächtigen. Die Ermittler äußern sich außerdem zu den Schäden, die sie hinterlassen haben.

Dortmund, Holzen

, 29.01.2020, 16:37 Uhr / Lesedauer: 2 min

Drastische Szenen spielten sich am Dienstag (28.1.) in einer gehobenen Wohnsiedlung in Dortmund-Holzen ab: Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei rammte am frühen Morgen ein Gartentor nieder und durchsuchte das Haus eines Mitglieds der Bandidos.

Bei dem Einsatz ist ein 37-jähriger Mann festgenommen worden, wie am Tag danach bekannt wurde. „Er sitzt aktuell in Untersuchungshaft“, bestätigt Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli auf Anfrage.

„Die äußern sich nie zu den Vorwürfen“

Auf die Frage, was der Verdächtige zum Fall sage, antwortet Pauli: „Die äußern sich nie zu den Vorwürfen.“ Der Tatverdacht der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung steht im Raum.

In sieben Städten sind am Dienstag gleichzeitig acht Privatwohnungen durchsucht worden. Der Einsatz in Holzen sei der einzige in Dortmund gewesen, sagt Pauli mit einem Tag Abstand. Nur in Dortmund kam ein Spezial-Panzerfahrzeug zum Einsatz, um ein großes Gartentor aus dem Weg zu räumen. Zum Vorgehen der Polizei könne sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern, heißt es.

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Ein Bewohner des betroffenen Hauses hat am Dienstag bereits erklärt, Schadensersatz von der Polizei zu verlangen. „Das Land NRW kommt grundsätzlich für solche Schäden auf“, sagt Michael Siemes von der zuständigen Polizei Hagen dazu.

Bei Einsätzen gegen Rocker gehe man immer von einer erhöhten Gefahr für die Polizisten aus. Man müsse sich immer darauf einstellen, dass die Verdächtigen bewaffnet sein könnten. Deshalb sei das SEK involviert gewesen.

„Wir können nicht erst eine Leiter aufstellen“

„Wir schauen im Vorfeld, wie wir an so ein Objekt rankommen“, so Siemes. Das Grundstück in Holzen ist von einer etwa zwei Meter hohen Mauer umgeben: „Wir müssen recht schnell ans Gebäude und können nicht erst eine Leiter aufstellen.“

Daher habe man sich für den Einsatz des Panzerwagens entschieden. Mit den Polizisten seien zum Beispiel immer auch sofort Rettungskräfte an einer Einsatzstelle, die möglicherweise Verletzte schnell versorgen müssen.

Mit dem gepanzerten Fahrzeug räumte die Polizei das schwere Tor aus dem Weg.

Mit dem gepanzerten Fahrzeug räumte die Polizei das schwere Tor aus dem Weg. © Jörg Bauerfeld

Ein Fall einer eingetretenen Wohnungstür hat im Jahr 2016 sogar den Bundesgerichtshof (BGH) beschäftigt. Die Vermieterin wollte dort, dass der Mieter die Reparatur der Tür bezahlt. Das hat Deutschlands höchstes Gericht abgewiesen: „Der Beklagte hat die Schäden nicht verursacht.“

Das Oberlandesgericht Braunschweig hat in einem ähnlichen Fall im Jahr 2010 geurteilt: „Der Einsatz der Polizei diente der Allgemeinheit und der Schaden an der Tür lag über dem, was eine Gemeinschaft dem Einzelnen entschädigungslos zumuten kann und will.“ Also müsse das Land Schadensersatz zahlen. Sogenannte Schiebetore wie das zerstörte in Holzen kosten ohne Montage im Schnitt etwa 1500 bis 2500 Euro.

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