Viele Baustellen, Umleitungen, weniger Parkplätze: Seit Monaten ist der Verkehr und das Parken im Kaiserviertel ein viel diskutiertes Thema. Auch für Marian Willfahrt. Er betreibt ein Spirituosengeschäft an der Kaiserstraße. An den aktuellen Maßnahmen über er deutliche Kritik.
Angefangen habe die ganze Problematik für ihn mit der Umstrukturierung der parallel zur Kaiserstraße verlaufenden Arndtstraße zu einer Fahrradstraße: „Das ergibt für mich keinen Sinn, weil die weiterhin alle mit dem Fahrrad über die Kaiserstraße fahren“, erzählt Willfahrt.
Dort gibt es zwar scheinbar noch den typisch roten Fahrradweg, sogar die Fahrrad-Piktogramme sind noch auf dem Boden zu erkennen – doch der Eindruck täuscht. Denn eigentlich gibt es den Radweg Richtung Innenstadt gar nicht mehr.
Im vergangenen Jahr wurde der Fahrradstreifen auf dem Bürgersteig offiziell abgeschafft. Seither dürfen hier zwar Fahrräder unterwegs sein - jedoch nur in geringer Geschwindigkeit, da es sich nun um einen Bürgersteig handelt, der auch für Fahrräder freigegeben ist. Das ist ein Unterschied zu einem „echten“ Fahrradweg. Denn: Nun müssen Radfahrer mehr Rücksicht üben.

„Ich hätte mir gewünscht, dass die Stadt das besser kommuniziert“, sagt auch Nicole Laubert. Sie betreibt das Weingeschäft Vinovin an der Kaiserstraße - und hatte vergangenes Jahr vergeblich versucht, mit Aushängen auf den weggefallenen Radstreifen aufmerksam zu machen.
Trotz vorgegebener Schrittgeschwindigkeit und Vorrang für Fußgänger fahren weiterhin Radfahrer mit hoher Geschwindigkeit die Kaiserstraße hinunter Richtung Innenstadt – trotz der Fahrradstraße eine Parallelstraße weiter.
Die Stadt Dortmund sieht sich hingegen durch erste Verkehrszählungen im „wachsenden Erfolg“ der Fahrradstraße auf der Arndtstraße bestätigt. „Im Juni 2022 wurden dort über 60 Prozent mehr Radfahrer gezählt, als im Jahr zuvor“, sagt Pressesprecherin Alexandra Schürmann.
Katastrophale Parksituation
Ein anderes Thema ist die angespannte Parksituation. Was die ohnehin schon latent vorhandene Parkplatz-Knappheit verschärft, ist, dass auf dem Bordstein der Goebenstraße nicht mehr geparkt werden darf. Der Grund, erzählt Willfahrt, sei, dass das Tiefbauamt den Bordstein nie zum Parken freigegeben habe. „Seit über 40 Jahren wurde da so geparkt - und plötzlich ist es verboten“, erzählt der Ladenbesitzer.
Das Parkverbot dort führt für ihn nur zu noch mehr Chaos und Willkür: „Einige parken jetzt schräg auf der Straße, andere parallel, keiner weiß so richtig ,was jetzt Sache ist“. Schon vorher sei die Parksituation katastrophal gewesen, jetzt sei es noch schlimmer. „Die haben Feuer mit Öl gelöscht“, sagt Willfahrt.
In Bezug auf Parkverstöße seien die Hauptverkehrsachsen in Ost- und Westfahrtrichtung - also Kaiserstraße, Arndtstraße, Friedrich-Karl-Straße oder Kronprinzenstraße - „überwiegend noch entspannt“, sagt Stadtsprecherin Schürmann zur Parksituation. Sie kann aber bestätigen: Vor allem die Ecke Goebenstraße scheine sich in den letzten Monaten zu einem Reibungspunkt entwickelt zu haben.
Immer wieder Baustellen
Neben den angepassten Verkehrsordnungen ist die Straße seit Monaten auch Schauplatz einer Reihe von Baustellen. Neben privaten Bauherren, die beispielsweise Hausanschlüsse verlegen, erneuert der Eigenbetrieb Stadtentwässerung aktuell dort auch Mischwasserkanäle und Schachtbauwerke, die mehr als 120 Jahre alt und an vielen Stellen schadhaft seien, so Schürmann.
Die Arbeiten am Kanal sollten an der Ecke Kaiserstraße/Goebenstraße Mitte April abgeschlossen sein. Doch bisher hat sich die Baustelle in südliche Richtung auf der Goebenstraße ausgeweitet.

Das sei eine zusätzliche Beeinträchtigung für die Gesamtsituation, so Schürmann: „Deshalb mussten dort vermehrt Kontrollen der Verkehrsüberwachung vorgenommen werden, die in jüngster Vergangenheit zu knapp 130 Verwarnungen geführt haben“.
Die verschärften Kontrollen haben in den letzten Monaten nicht nur bei Willfahrt für Unmut gesorgt, sondern auch bei Jannis Buschmann. Sein Vater betreibt ein Fisch-Restaurant in der Straße. „Man hat das Gefühl, die sehen hier eine Geldquelle, die sie schamlos ausnutzen“ - so empfindet es Buschmann.
Keine Entlastung
Eine Sache frustriert ihn besonders: „Du kannst keine Anlieger-Parkausweise beantragen, das kann nicht sein“, schimpft er. Scharfe Kontrollen seines Parkscheins würden das Tagesgeschäft lähmen - und verursachten für ihn hohe Nebenkosten, da er je nach Kundenfrequenz nicht immer rechtzeitig ein neues Ticket ziehen könne. Vier bis fünf Knöllchen bekomme er manchmal binnen einer Woche. Ein Parkausweis würde für das ansässige Gewerbe also eine große Entlastung darstellen.
Das Kaiserstraßenviertel gehört zum zweiten Abschnitt bei der Einrichtung von Bewohnerparkzonen in Dortmund, so die Stadt. Das bedeutet für Anwohner, dass eine Bewohnerparkzone kommen wird - nur der Zeitpunkt stehe noch nicht fest, so Stadtsprecherin Schürmann.
Mitte Februar untersuchten unter anderem Vertreter von Polizei, Verkehrsüberwachung und Straßenverkehrsbehörde im Rahmen eines Ortstermins die aktuelle Parksituation. „Es wurden gemeinsam Maßnahmen zur Parkordnung abgestimmt“, sagt Schürmann. Doch bis diese umgesetzt werden könnten, müsse man die aktuellen Kanalbaumaßnahmen abwarten.
Betroffene können sich in den kommenden Monaten also auf eine angepasste Parkordnung einstellen, sobald die Baumaßnahmen am Kanal endgültig abgeschlossen sind. Bis dahin werden sich Betroffene wie Willfahrt aber wohl gedulden müssen.
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