Hotelfachschule perfekt für Eheanbahnung Günther Overkamp trauert der Wihoga nach

Hotefachschule: Günther Overkamp trauert der Wihoga nach
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Ich muss als erstes mal sagen, dass ich persönlich schwer getroffen bin. Die Hotelfachschule (die komische Bezeichnung Wihoga verwende ich nie, ich gehe ja auch nicht in den „Signal Iduna-Park“) hat in meinem Leben eine riesengroße Rolle gespielt.

1993 bis 1995 hab ich dort meine Ausbildung – klingt jetzt ganz eindrucksvoll – zum staatlich geprüften Hotel-Betriebswirt gemacht. Für mich waren diese zwei Jahre die konsequente und logische Weiterführung meiner Sauerländer Schützenfest-Ausbildung zum Dauer-Schützenfest. Feiern ohne Ende. Aber natürlich auch lernen ohne Ende.

Warum ist westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt der Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“. Hier finden Sie alle Folgen.

Damals war die Hotelfachschule noch im Rombergpark stationiert. Wunderschön angeschlossen an das Hotel Rombergpark. Phantastisch gelegen zwischen Torhaus und Teich. Als Erfolgskonzept gegründet und gebaut vom Trägerverein des Deutschen Hotel- und Gaststätten-Verbandes NRW. Die Schüler der Hotelfachschule sollten und konnten im benachbarten Hotel sofort zeigen, ob sie es kapiert hatten.

Hat aber nicht funktioniert. Warum nicht? Weil Hotel und Schule sich nicht wirklich lieb hatten. Weshalb auch immer. Und so standen diese architektonisch anspruchsvollen Gebäude (auf Stelzen gebaut) zwar aneinander, aber ohne Berührung. Sehr schade.

Schüler aus ganz Europa

Auch ohne die eigentlich naheliegende Zusammenarbeit war das Konzept der Hotelfachschule damals ein großer Erfolg und strahlte sogar international aus. Schüler aus ganz Europa zog es nach Dortmund - wenn Sie denn das Glück hatten, endlich auf der Warteliste an der Reihe zu sein. Und die Liste war lang.

Die Anmeldezahlen stiegen jährlich. Und zum Jahrtausendwechsel beschäftigte man sich folgerichtig mit einem Neubau auf der anderen Straßenseite gegenüber dem Park. Die Schule wurde den aktuellen Anforderungen angepasst mit zusätzlichen Studiengängen für Catering und Tourismus.

Neues Konzept war ein Fehler

Was damals schon passierte, dummerweise keiner gemerkt hat, mir aber heute sehr bewusst ist: Viele Köche und Kellner haben diesen Studiengang genutzt zum Verlassen der Gastronomie! Sie wechselten in die Industrie, zum Großhandel, gingen zu Brauereien und in die Unternehmensberatung. Gedacht war ja eigentlich: Du wirst nach dem Studium Hotelmanager oder Küchenchef.

Im besten Wollen hat die Schule also mit dem neuen Konzept viele gute Leute aus der Branche heraus-befördert. Geradezu tragisch.

Kahlschlag durch Corona

Aber das ist natürlich nicht der Grund dafür, dass sie nun geschlossen wird. Corona, muss man leider sagen, hat in unserer schönsten Branche der Welt – der Gastronomie – Kahlschlag betrieben und diese kann nicht mehr genügend junge Menschen gewinnen für unsere wunderbare Arbeit.

Obwohl die Schule selbst in den letzten Jahren alle Register gezogen hat, mit Sommer-Akademie und zusätzlichen Angeboten für die Modebranche. Trotzdem sind die Schülerzahlen leider in den Keller gerauscht. Und nun schließt sie. Ein großer Verlust für Dortmund!

Viele Ehen wurden angebahnt

In der Erinnerung verklärt sich ja manches. Das gilt auch für die zahllosen Lern-Nächte und Klausuren, die nach dem Bestehen doll gefeiert wurden im Gambrinus, der damaligen Kneipe auf der Hagener Straße, und in „Der Quelle“, in der Kleingarten-Anlage Brünninghausen.

Die allerwichtigste Aufgabe der Hotelfachschule aus meiner Sicht ist aber offiziell nie gewürdigt worden: Die erfolgreiche Verkupplung von Köchen und Kellnerinnen. Was in meinem Fall (und auch dem meines Bruders) nachhaltig gut geklappt hat.

So bin ich heute sehr traurig und wehmütig über diesen großen Verlust gastronomischer Kompetenz, nächtlicher Geselligkeit und perfekter Plattform zur Eheanbahnung.

Trotzdem versuchen wir hier, in unserer „Nahkampf-Diele“ auf dem Höchsten, möglichst viele junge Menschen von der schönsten Berufung der Welt, dem Dienen, zu überzeugen. In diesem Sinne: Bis denne!

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