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Karstadt und Sporthaus wieder in Gefahr? Mitarbeiter machen sich Sorgen
Galeria in Not?
Eigentlich schien das Drama um Dortmunds Karstadt und das Sporthaus beendet. Doch nach aktuellen Ereignissen im Mutterhaus Galeria machen sich Mitarbeiter neue Sorgen. Geht alles von vorne los?
Bei Karstadt in Dortmund keimen nach dem Ruf von Galeria nach staatlichen Millionenzuschüssen neue Sorgen auf: „Die Ängste sind da, das kann ich nicht wegdiskutieren“, räumt Gerhard Löpke ein, Betriebsratsvorsitzender bei Karstadt am Westenhellweg. Außer der Lebensmittelabteilung ist das Warenhaus seit Beginn des verschärften Lockdowns Mitte Dezember geschlossen.
Die rund 250 Mitarbeiter befinden in Kurzarbeit oder sitzen im Home-Office. Gleichzeitig sind aktuell 40 Beschäftigte im Haus unterwegs, kümmern sich ums Online-Geschäft und die Winterware, die an Lieferanten zurückgeschickt wird.
Da dürfte inzwischen einiges auf Lager liegen. „Uns ist ja das komplette Weihnachtsgeschäft verloren gegangen“, sagt Löpke. Nicht ohne Stolz führt er an, dass es gelungen sein, sechs frühere Mitarbeiter des geschlossenen Kaufhof in Festanstellung zu Karstadt hinüberzuretten. „Das ist das Mindestmaß an Solidarität, das wir zeigen können“, sagt Löpke.
"Mir war klar, dass es so kommen würde"
2020 hatte der Galeria-Konzern die Drohkulisse aufgebaut, neben Kaufhof auch Karstadt und das Sporthaus aufgeben zu wollen. Bis Juli – dann kamen zumindest die Schließungspläne für Karstadt vom Tisch. Die Beschäftigten atmeten auf.
Prompt werden sie von den alten Sorgen eingeholt: Der Hilferuf von Galeria nach staatlicher Unterstützung in Millionenhöhe hat sie aufgeschreckt. „Mir war klar, dass so etwas kommen würde“, sagt Betriebsrat Löpke.

Kaum Umsatz, wenig Ertrag: Geraten Karstadt und die anderen Galeria-Häuser wieder in Not? © Beushausen
Vereinzelt werde er von Mitarbeitern direkt oder in WhatsApp-Gruppen gefragt, ob er Genaueres wisse. „Ich kann zwar sagen: Nun bleibt erstmal ruhig“, so Löpke. „Die Sorgen kann ich ihnen aber nicht so einfach nehmen“, sagt der Betriebsrat und verweist auf bereits zwei überstandene Insolvenzverfahren.
"Die Angst bei den Beschäftigten ist da"
Viel hänge von der weiteren Dauer des Lockdowns ab. Ein Warenhaus wie Karstadt sei für Dortmunds City und den Handel elementar wichtig. Als positiven Aspekt führt Löpke zurzeit laufende Erneuerungsmaßnahmen in einigen Abteilungen des Karstadthauses an – etwa bei Schmuckwaren. Wer sich mit Überlegungen trage, ein Haus zu schließen, werde sicher kein Geld investieren, sagt Löpke: „Gucken wir mal.“
Ähnlich ist die Lage bei Karstadt Sport. Das Geschäft stand monatelang auf der Kippe. Bis Karstadt nach zähen Verhandlungen mit den Immobilien-Eigentümern im September 2020 die Rettung bekanntgab – die Hängepartie für die rund 50 Beschäftigten hatte ein Ende. Nun ist Betriebsratsvorsitzende Cornelia Selchow-Kersching erneut gefragt.
„Die Angst bei den Beschäftigten ist da“, sagt auch sie auf Anfrage. Auch sie werde von Mitarbeitern nach neuen Informationen befragt. Es lägen aber keine vor. Auch die Beschäftigten des Sporthauses seien in Kurzarbeit. „80 Prozent der Mitarbeiter sind zuhause“, sagt Selchow-Kersching.
Im März wird Karstadt Sports zu SportScheck
Ähnlich wie bei Karstadt tummeln sich an vier Tagen in der Woche rund zehn Leute hinter den Hausfassaden. Sie bereiten die Umstellung vor: Ab März soll aus Karstadt Sports die Marke „SportScheck“ werden. Sie gehört ebenfalls zum Galeria-Konzern. Einen Betriebsübergang soll es aber nicht geben.
„Ich hoffe, wir können bald wieder öffnen“, so Selchow-Kersching. „Wir brauchen die Umsätze.“ Ob und wie sehr sich die Lage zuspitzt, vermag akutell keiner der Betriebsräte zu sagen. Es liegt aber auf der Hand, dass es erneute Mietverhandlungen mit den Immobilieneigentümern gibt.
Verdi-Sekretär Reiner Kajewski gefällt die Entwicklung gar nicht. „Ich mache mir Sorgen“, sagt Kajewski, der das Drama um die Schließungsankündigungen gut in Erinnerung hat. „Ich mache mir Sorgen um Karstadt und die Textilanbieter“, so der Verdi-Sekretär. Die Lager seien noch voll mit Winterware. „Jetzt kommt aber die Frühjahrs- und Sommerware“, sagt Kajewski. Und die müsse von den Händlern schließlich bezahlt werden.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.