Der 11. August 1899 war für Dortmund ein entscheidender Tag: Kaiser Wilhelm II. kam zur feierlichen Eröffnung des neuen Hafens zu Besuch und verbrachte rund drei Stunden in der festlich herausgeputzten Stadt.
Der Kanalhafen am neu erbauten Dortmund-Ems-Kanal sollte der Dortmunder Wirtschaft den Anschluss an die Welt verschaffen. Er ermöglichte damit die Entwicklung zu einer aufstrebenden Großstadt.
Es herrschte Kaiserwetter, als das kaiserliche Dampfbot „Strewe“ vor dem Hafenamt anlegte. Nach Kanonenböllern und Begrüßung durch Oberbürgermeister Wilhelm Schmieding hielt er unter einem Baldachin eine von Hoch- und Bravo-Rufen begleiteten Ansprache.
Anschließend zog der Kaiser über die Hafenbrücke weiter zur nächsten Station seines Dortmund-Besuchs, das Eisen- und Stahlwerk der Union Aktiengesellschaft. Sie war damals mit knapp 5700 Beschäftigten größter Arbeitgeber der Stadt. Im Hafenamt war eigens ein Kaiserzimmer eingerichtet, der hohe Gast verzichtete aber auf einen Besuch.


25.000 herausgeputzte Schüler und 300 „Ehrenjungfrauen“ von der Höheren Mädchenschule säumten die Straßen und jubelten dem Kaiser zu. An Münsterstraße, Brückstraße und am Markt waren 19.200 Männer aus 137 Dortmunder Vereinen penibel zum Bejubeln aufgereiht. Mit einer Kutsche wurde der hohe Gast zum alten Rathaus gefahren.
Durch das stattliche Burgtor zog der Kaiser mit Gefolge und von Glockengeläut begleitet in die mittelalterlich dekorierte Altstadt. Allerdings war das Burgtor nicht massiv, sondern eigens für den großen Tag aus Latten und Leinwand zusammengezimmert worden.
Die Attrappe der mittelalterlichen Stadtbefestigung sollte an die stolzen Zeiten erinnern, als die Stadt noch durch Tore, Türme und Mauern gesäumt war. Als Wilhelm II. abgereist war, wurde die Turm-Attrappe wieder abgerissen.

Der Hafen aber hat sich seit dem großen Tag vor 125 Jahren mächtig entwickelt. Am Rand der Dortmunder Nordstadt liegt heute nicht nur der größte europäische Kanalhafen, sondern zugleich der Ausgangspunkt des Dortmund-Ems-Kanals.

Wie hat sich der Hafen im Vergleich zu seiner Eröffnung gewandelt? Hafen-Sprecher Pascal Frai beantwortete dazu bereits zum 120-jährigen Jubiläum im Jahr 2019 fünf Fragen:
1. Wie groß ist die Fläche im Vergleich zu damals?
Die Stadt hatte ein Gelände von 152 Hektar für den Hafen erworben, wovon über 80 Hektar sofort für Hafenzwecke zur Verfügung standen. Legt man diese Zahl als Keimzelle zugrunde, hat sich die Fläche des Hafengebietes seit seiner Gründung mehr als verdoppelt. Die Uferlänge betrug damals etwa sechs Kilometer, heute sind es elf Kilometer.
2. Heute gibt es zehn Hafenbecken – wie viele waren es damals?
Der Dortmunder Hafen hat sein heutiges Gesicht seit 1924. Zur offiziellen Eröffnung gab es sechs Hafenbecken.
3. Was ist mit den Namen der Hafenbecken? Welche gab es schon von Beginn an?
Bei Eröffnung gab es den Stadt-Hafen, Süd-Hafen, Kohlen-Hafen, Kanal-Hafen, Petroleum-Hafen und Hardenberg-Hafen. Diese ältesten Hafenbecken haben ihre Namen bis heute behalten. Hinzu kamen:
- 1907 Schmiedinghafen
- 1909 Marxhafen
- 1910/11 Mathieshafen
- 1913/14 Industriehafen
- 1923/24 Verlängerung des Hardenberghafens
4. Welche Güter werden heute vornehmlich verladen, welche waren es damals?
Der Dortmunder Hafen war der „Wasserbahnhof der Montanindustrie“. Entsprechend fanden sich in den Ausfuhren in erster Linie Eisen- und Stahlwaren, Kohlen, Schlacken, Schwefelkies sowie Bronze-, Kupferdraht und Produkte der märkischen Kleineisenindustrie. Die Einfuhren bestanden in erster Linie aus Eisenerz, Getreide, Mehl, Holz sowie außereuropäischen Gütern wie Rohkupfer und Zucker.
Heute werden im Dortmunder Hafen überwiegend Container, Mineralöle, Baustoffe (Zement, Splitt etc.) und Schrott umgeschlagen.
5. Welches waren die entscheidenden Veränderungen?
Neben der baulichen Entwicklung der Hafenbecken gab es folgende entscheidende Veränderungen:
- 1933 Gründung der Dortmunder Hafen AG
- 1977 Eröffnung eines Tanklagers im Petroleumhafen
- 1985 – 1989 Tieferlegung der Hafensohle und Erneuerung der Brücken im Hafengebiet
- 1989 Einweihung der Container-Umschlaganlage
- 2005 Ende der parallelen Schleusungsmöglichkeiten in Henrichenburg
- 2016 Einweihung einer zweiten Anlage für kombinierten Verkehr am Hafenbahnhof
- 2017 Startschuss für die Neugestaltung der Speicherstraße
- 2018 Erwerb des Knauf-Interfer-Geländes und Gründung der d-Port21 GmbH
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 9. August 2019. Wir haben ihn anlässlich des 125. Jubiläums des Dortmunder Hafens erneut veröffentlicht.
Im Herbst rücken die Bagger an: Alte Halle im Dortmunder Hafen soll Neubauten weichen