So leer ist der Dortmunder Westenhellweg in der Lockdown-Zeit im Winter 2020/21.

© Oliver Volmerich

Dortmunder Händler zum Lockdown bis Ende Januar: „Eine Voll-Katastrophe“

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Die Geschäfte bleiben wohl bis Ende Januar zu. Was das für den Einzelhandel in Dortmund heißt? „Eine Voll-Katastrophe“, urteilt ein Händler. „Existenzbedrohend“, sagt eine Geschäftsführerin.

Dortmund

, 04.01.2021, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zwischen Bund und Ländern ist laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) eine Einigung auf eine Verlängerung des Corona-Lockdowns absehbar: über den 10. Januar hinaus, nun bis Ende Januar. Für den Einzelhandel würde das bedeuten: Alles, was nicht Lebensmittel oder andere notwendige Dinge verkauft, bleibt geschlossen.

„Das ist eine Voll-Katastrophe“, unterstreicht Tobias Heitmann, Vorsitzender des City-Rings und Chef einer Galerie in der Dortmunder Innenstadt: „Ich dachte schon, der Lockdown vor Weihnachten wäre das Schlimmste. Aber jetzt steht für manche das Wasser nicht mehr bis zum Hals, sondern noch höher.

Diese „Salami-Taktik“ aus der Politik könne er nicht verstehen. Man könne sich fast nur noch in Galgenhumor retten. Erst recht, weil der Impf-Start so holprig verlaufen sei.

Wintermode bleibt womöglich in den Lagern

„Es ist schon existenzbedrohend“, verdeutlicht auch Petra Metzing, die Geschäftsführerin von Sawall Moden an der Kleppingstraße. Natürlich gelte aus gutem Grund: „Menschenleben gehen vor Existenzen.“

Tobias Heitmann ist neuer Vorsitzender des Dortmunder Cityrings.

Tobias Heitmann ist neuer Vorsitzender des Dortmunder Cityrings. © Stephan Schütze (Archiv)

Die permanenten wirtschaftlichen Rückschläge seien für viele Einzelhändler aber bald nicht mehr zu verkraften: erst die verminderte Kunden-Frequenz ab November, dann die komplette Schließung kurz vor Weihnachten, nun die Verlängerung bis Ende Januar.

Was für Mode-Geschäfte ganz konkret hinzukomme: Wann soll man noch die Winterware verkaufen, die man nun habe? Auf dem Saisonalen blieben viele sicherlich sitzen. Und gleichzeitig müsse man in Kürze ja schon die Saisonware für Frühjahr und Sommer ordern, erläutert Metzing.

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Corona-Hilfe für den Einzelhandel? Bis nicht

Hilfsgelder seien zwar von der Politik versprochen worden, unterstreichen Metzing wie Heitmann. Beantragen könne man die Gelder aber erst ab Mitte Januar. Etwas mehr als die Hälfte der Fixkosten werde man im Nachhinein zurückbekommen. In Vorkasse müssten aber die Einzelhändler selbst gehen, ähnlich wie beim Kurzarbeitergeld.

Bisher sei der Einzelhandel selten bedacht worden, ärgert sich Petra Metzing. Sie gehört deshalb zu den mehr als 8000 Händlern, die die deutschlandweite Aktion „Wir stehen zusammen“ digital unterschrieben haben.

Kaiserstraße: Kreative Wege zum Kunden

Nur kreativ könne man diesem Lockdown begegnen, findet Nicole Laubert. Ihr Weinhandlung Vino Vin darf sie zwar öffnen, wenn auch ohne Ausschank und den gastronomischen Teil. Doch als Vorsitzende der Werbegemeinschaft Kaiserstraße weiß Laubert, wie es links und rechts aussieht.

Viele bieten „Click and Collect“ an: dem Laden mitteilen, was man möchte und dann kontaktlos bezahlen und die Ware abholen. Das sei „gerade für die Alteingesessenen“ eine gute Möglichkeit, also für diejenigen mit langjährigen Stammkunden.

Ob nun per Telefon, per Whatsapp, Mail oder Facebook-Kontakt – „unsere Mitglieder sind da sehr kreativ“, aber ansonsten bleibe ja auch nichts.

„Die Unvernunft der Menschen ist sehr groß“

„Viele nagen am Existenzminimum“, schätzt Ute Kersting, die Vorsitzende der Aktions- und Interessengemeinschaft Kreuzviertel. An der Scheibe ihres Blumenladens hängt metergroß die Handynummer. Die Abholung auch hier: nicht im Laden, sondern davor.

Kersting weiß, dass ihre Branche da ein Privileg hat. Aber auch dass es bei Kollegen im direkten Umfeld anders aussieht. Noch länger, befürchtet sie. Die Corona-Zahlen würden so schnell sicher nicht sinken: „Die Unvernunft der Menschen ist doch sehr groß.“

Sehr zum Leidwesen des Einzelhandels.